NH – CR Skadi Islind – Dipl / SCI – ULog 02 – SD16015.1010

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
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Namida
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Registriert: So 21. Sep 2014, 15:33

Mo 29. Sep 2014, 10:17

Personen: CR Skadi Islind
Erwähnte Personen: Ens. Jeven Somali, Lt. Cmdr. Inola Deren Sigyn Islind (NPC), Dr. Karim al-Anjool (NPC)
Wörter: 1064

=/\= Primärer Mittlerer Komplex, Decks 206-245: Hydroponische Kuppel =/\=
Die hydroponische Kuppel war die bis dato positivste Überraschung der Starbase. Nicht nur dass sie groß genug war um anderen Menschen nach Bedarf aus dem Weg zu gehen, sie war auch wie eine Miniaturversion der Föderation. Ich fand auf meinen morgendlichen Runden Pflanzen von einigen Dutzend Welten auf denen ich als Diplomatin gedient hatte und mehr als nur einmal hatte ich angehalten um diese oder jene Blume oder Kraut zu reichen.
Die Rekonstruktion der Jungel von Bajor hatte es mir, zu meiner eigenen Überraschung, besonders angetan. Ich war auf Bajor geboren und aufgewachsen doch seit ich nach Reykjavik gegangen war war ich nie mehr zurück gekehrt, noch nicht einmal zur Hochzeit meiner Schwester Sigyn was sie mir zweifellos bis heute übel nahm. Sigyn war, im Gegensatz zu mir, auf Bajor geblieben und hatte einen Bajoraner geheiratet. Ihre Kinder hatten sie perfekte Hautfalten auf der Nase dass zweifellos niemand vermutet hätte dass sie halb Mensch waren. Wie kam es nur dass Sigyn und ich so verschieden waren?

Ich tat mein Bestes um mich auf Star Base New Hope einzuleben. Meinem Mentor gegenüber, einem jungen Mann namens Jeven Somali, täuschte ich echtes Interesse vor so gut es eben ging aber irgendwie konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren dass auch er Besseres zu tun hatte als einem totalen Grünschnabel über die Schultern zu schauen. Die Reaktion meiner anderen Kollegen war alles zwischen totaler Missachtung – oft zu Gunsten irgendeines wissenschaftlichen Experiments – und echter Neugierde.
Leider gab es auch hier offensichtlich leidenschaftliche Zeitungsleser und es hatte nicht lange gedauert bis sich das übliche Gespräch angebahnt hatte:
„Skadi Islind?“, hatte eine blutjunge Crewman und Expertin in Exo-Archäologin voller Begeisterung gefragt, „aber nicht die Skadi Islind, oder?“
Was war mir übrig geblieben anstatt zu nicken?
„Wow.“, ihre Augen leuchteten vor Begeisterung, „ich habe Dr. al-Anjools Holo-Dokumentation gesehen. Das sie wieder auf die Beine gekommen sind, nach Alldem … Sie sind ja so eine Inspiration!“ Und dann das Unvermeidbare: „Wissen sie, ich habe einen Neffen der sich beim Hoverboard fahren die Wirbelsäule gebrochen hat. Er hat fast sechs Monate in der Reha verbracht, aber das war natürlich nichts gegen das was sie mitgemacht haben. Sie waren ihm so eine Inspiration! Ich muss ihm unbedingt schreiben dass sie jetzt hier sind, er wird es gar nicht glauben können.“ Ich hatte höflich gelächelt und irgendetwas von wegen ich wünschte ihm gute Genesung gemurmelt und mich dann bei erster Gelegenheit verabschiedet bevor sie noch anfangen würde mich über meine Prothesen oder irgendwelche meiner reichlich in Mitleidenschaft gezogenen Innereien auszufragen. Es wäre nicht das erste Mal gewesen.
Zweifellos hatte die übereifrige Crewman inzwischen meine Geschichte auf der gesamten Starbase verbreitet.

Ja, ich wusste das Dr. al-Anjool getan hatte was er dachte tun zu müssen um mein Leben zu retten. Damals hatte es ausgesehen als könnte ich ohne die verbotene Genbehandlung nicht überleben und er hatte meinen Fall in die Medien gezerrt um eine Ausnahmeregelung zu erwirken. Karim el-Anjool war gescheitert aber ich hatte trotzdem überlebt. Und die halbe Erde kannte jetzt meine Geschichte aus den Abendnachrichten. Als wäre es nicht ohnehin schwer genug neu anzufangen.

Ich versuchte den Gedanken abzuschütteln und lief noch eine letzte Runde durch den Bajoranischen Jungel in der Hydroponischen Kuppel. Es war heiß und schwül hier was meine Herzfrequenz nach oben trieb und der Schweiß schien nur so zu strömen. Mir war schummrig vor den Augen und ich wusste dass ich eigentlich wahrscheinlich schon vor einer halben Stunde hätte aufhören sollen doch ich machte weiter. Ich gestattete mir nicht schwach zu sein und ich gestattete niemandem anderen mir zu erzählen das ich auf mich Acht geben musste oder mich eben mit weniger zufrieden geben musste.

=/\= Mittlerer Komplex, Deck 279: Quartier CR Islind =/\=
Wenn man vom Teufel spricht …
Als ich in mein Quartier kam blinkte mein Computerterminal mit einer neu eigegangenen Nachricht. Ich drückte auf Abspielen während ich mich aus dem verschwitzten Trainingsanzug schälte. Es war Dr. Karim al-Anjool.
„Hallo Skadi!“, begann er mit seiner üblichen Freundlichkeit, „Ich habe nichts mehr von dir gehört seit du auf Star Base New Hope versetzt worden bist. Wie geht es dir? Hast du dich schon gut eingelebt? Ich hoffe die Prothesen funktionieren immer noch einwandfrei!“
Soweit die Nettigkeiten.
„Ich habe meinen Kollegen auf der Star Base gebeten mir deine Werte zur Kontrolle zu übermitteln, ich hoffe das ist okay für dich? Bitte nimm deine Untersuchungen ernst. Ich weiß es ist ärgerlich aber die Untersuchungen sind wichtig damit wir weitere Probleme so früh wie möglich erkennen.“
„Und denk daran dir ruhig etwas Zeit zu nehmen. So ein Umgebungswechsel ist viel Stress für den Körper, auch für einen gesunden Körper. Wenn du dich zu sehr pusht riskierst du einen Rückfall.“
Gefolgt war die Belehrung von weiteren hohlen Nettigkeiten. Ich löschte die Nachricht. Vielleicht hätte ich zurückschreiben sollen aber ich war wirklich nicht in der Laune dazu. Eigentlich wollte ich einfach nur alles hinter mir lassen; eine Weile vergessen was passiert war und einfach so tun als ob alles noch normal wäre.
Aber das würde natürlich nicht passieren, ich hatte an diesem Nachmittag den verhassten Termin beim Stationscounsellor, einer Lieutenant Commander Inola Deren, den ich schon viel zu lange hinausgeschoben hatte. Alleine der Gedanke daran war genug um einem den Tag zu verderben.

Es war gar nicht so sehr weil es mir nicht doch in der Regel gelungen wäre den Psychologen weiß zu machen dass es mir weit besser ging als tatsächlich der Fall war damit sie ihre Kästchen für die Diensttauglichkeit ticken konnten. Es war vor Allem weil ich einfach nicht in meinen Kopf bekommen konnte warum es sie überhaupt etwas anging.
Warum war es, solange ich meine Kämpfe mit mir selbst ausfocht und niemand sonst darunter litt, ihr Problem wie es mir ging? Warum war es okay mich zu zwingen die schlimmsten Momente meine Lebens immer und immer wieder zu durchleben nur damit ich sie irgendwann einmal ‚aufarbeiten‘ konnte. Mein Körper war zerstört. Meine Beine waren nur noch Metallstücke. Und das Leben das ich einmal gehabt und geliebt hatte war für immer vergangen.
Natürlich hatte ich Alpträume! Und natürlich sah ich manchmal vor meinem inneren Auge Dinge die nicht da waren. Aber ich hatte gelernt damit umzugehen; ich hatte gelernt zu unterscheiden was real war und was eben nicht. Ich funktionierte – tagein und tagaus. War das nicht genug um mich in Frieden zu lassen?

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Ishtar Mati Yeys
Café Starship
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