NH=NPC Log=Agent Jenny Lee=SD: 16031.1828=SCIS

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
Inter.SL: FCpt.Kami - stellv. SL: VAdm. Michaela Quinn

Moderatoren: Chakoty, Oberkommando

Antworten
Ellya
Beiträge: 361
Registriert: Di 19. Apr 2011, 13:06

Mi 15. Okt 2014, 17:17

NH=NPC Log=Agent Jenny Lee=SD: 16031.1828=SCIS

Wörter: 1034
Charaktere: S‘Tonn

=/\= New Hope - Deck 360 - Büro des SCIS - am Abend =/\=

“Botschafter S’Tonn.“, begrüßte ich den vulkanischen Abgesandten der Föderation mit einem höflichen Nicken, wobei ich mich redlich bemühte, seinen Namen richtig auszusprechen. “Mein Name ist Special Agent Lee. Bitte entschuldigen Sie die Störung, aber ich muss Ihnen ein paar Fragen zu einer wichtigen Untersuchung stellen.“ Ich war mir zwar sicher, dass ich keinesfalls irgendetwas Wichtiges unterbrach, da man mich ja stundenlang hatte warten lassen und er daher genug Zeit gehabt hatte, sich vorzubereiten, doch meiner Erfahrung nach standen so hohe Tiere auf ausgesuchte Höflichkeit. Und ein paar harmlose Floskeln waren ein kleiner Preis, wenn ich dafür eine positive Stimmung ins Gespräch bringen konnte.

Mein Gegenüber, das ich auf dem großen Schirm in meinem Büro vor mir sah, nickte jedoch nur stoisch und erklärte: “Sie sprechen von dem bedauerlichen Unfall bei der Beendigung der Geiselnahme.“ Seine Stimme veränderte bei dieser Aussage kaum die Tonlage, doch hatte ich mir für einen winzigen Augenblick eingebildet, einen genervt verzogenen Mundwinkel zu erkennen. Kaum sah ich aber genauer hin, waren die Gesichtszüge des Botschafters wieder eine steinerne Maske und ich frage mich, ob ich schon Gespenster sah. Immerhin war der Mann ein Vulkanier und die zeigten derartige Emotionen nicht.

“So ist es.“, erwiderte ich daher betont emotionslos. “Es gibt Hinweise darauf, dass die Fehlfunktion womöglich mit Absicht herbeigeführt wurde.“ Erneut regte sich daraufhin einer seiner Mundwinkel, was ich aber diesmal noch weniger deuten konnte als zuvor, während er schlicht fragte: “Sie sprechen von Sabotage?“ Ich nickte, legte dann aber wider besseren Wissens einen größeren Scheit ins Feuer wie ich es auch bei jedem anderen Verhör getan hätte: “Ich spreche von Massenmord.“ Doch die spitzen Ohren an beiden Seiten des ergrauten Schädels bedeuteten immer noch dasselbe wie zuvor: Provokationen zielten auf Emotionen - und die hatte S’Tonn nicht.

Entsprechend gelassen nickte der Botschafter auch nur erneut und legte die Fingerspitzen aneinander. “Eine ernste Anschuldigung. Wie gelangen Sie zu dieser Einschätzung? Und wie kann ich Ihnen bei der Aufklärung helfen?“ Es war ein geschickter Schachzug, diese beiden Fragen im Zusammenhang zu stellen, da es mich in Versuchung führte, sie auch gemeinsam zu beantworten. Doch als Ermittlerin war man auch Vernebelungstaktiken gewöhnt, weswegen ich mich von dem kleinen Manöver nicht beeindrucken ließ. “Sie können mir helfen, indem Sie mir ein Alibi bestätigen, Sir.“, ignorierte ich daher die Neugierde nach Fakten des Falls, die ihn als Zeugen nichts angingen. “Der Aufenthaltsort Ihres Assistenten während der Zeit der Manipulationen ist leider noch nicht geklärt und ich würde ihn gerne als Verdächtigen ausschließen.“

Ich hatte in meiner bisherigen Karriere die Erfahrung gemacht, dass Freunde und Angehörige wesentlich leichter zu Aussagen bereit waren, wenn sie sich irgendwie vormachen konnten, dem Verdächtigen damit in Wirklichkeit zu helfen. Wenn man also vorgaukelte, dass eine Aussage zur Entlastung beitragen konnte, bekam man sie erheblich öfter und unter weniger Drohungen als wenn man die Wahrheit sagte. Natürlich gab es für mich keine Möglichkeit zu bestimmen, ob dieser Trick auch bei Vulkaniern wirkte oder ob S’Tonn nur von Natur aus hilfsbereit gegenüber den Behörden war, aber das Ergebnis war das gleiche. “Es tut mir leid.“, sagte er nämlich, nachdem ich ihm den genauen Zeitrahmen genannt hatte, um den es ging. “Aber ich kann Ihnen keine Aussage aus erster Hand geben, Agent. Pax war in diesem Zeitraum nicht bei mir, sondern organisierte meine Reise nach New Bajor, die einige Gespräche und Vorbereitungen erforderte.“ Und noch bevor ich eine Nachfrage stellen oder einen Einwand vorbringen konnte, fügte er noch hinzu: “Da die Reise bisher perfekt verläuft, kann ich mir nicht vorstellen, dass er in dieser kurzen Zeit etwas anderes getan hat.“

Wie immer machte ich mir demonstrativ Notizen, in diesem Fall über das lediglich sekundäre Alibi des Assistenten, das den Fall zwar nicht sprunghaft voran brachte, aber ihn auch nicht völlig zerstörte. Weiterhin waren alle drei Varianten denkbar: Pax, eine echte Fehlfunktion oder ein unbekannter Dritter. Dem Botschafter gegenüber ließ ich mir aber von meinen Überlegungen nichts anmerken, sondern sagte nur: “Vielen Dank. Ich werde diese Aussage den Akten hinzufügen.“ Und dann, einer spontanen Eingebung folgend, ergänzte ich noch mit dem harmlosesten Gesichtsausdruck, den ich aufbringen konnte: “Wenn Ihnen noch irgendetwas einfällt - ob nun über ihren Assistenten oder diesen Fall im Allgemeinen - melden Sie sich bitte bei mir! Ich bin jederzeit erreichbar.“ Doch wieder nickte der Vulkanier nur langsam und versicherte mir: “Das werde ich tun, Agent.“

Im ersten Augenblick musste ich den Impuls unterdrücken, mit dem Kopf zu schütteln oder gar eine flache Hand auf den Tisch zu hauen. Es war schlicht und ergreifend frustrierend, diese Sache zu untersuchen und wenn mein Gegenüber nicht ausgerechnet ein Vulkanier gewesen wäre, hätte ich ihn vermutlich verdächtigt, mir etwas zu verheimlichen. Vielleicht war das sogar trotz der Rasse des Botschafters der Fall, doch konnte ich mit Sicherheit keinen Finger darauf legen, woher dieses Misstrauen rührte. Entsprechend konnte ich auch nicht offensiv gegen einen anerkannten und absolut kooperativen Diplomaten der Föderation vorzugehen. Schließlich gab es eine gute Chance, dass ich völlig daneben lag und nicht nur den Fall, sondern auch mein Ansehen und meine Karriere damit zerstörte.

“Auf Wiedersehen, Sir.“, blieb mir deshalb am Ende nur noch zu sagen und nachdem auch er sich mit netten Worten verabschiedet hatte, schloss ich die Verbindung und starrte wieder auf das Logo des SCIS. Dann entwich mir ein leiser Seufzer, der ein Zeugnis der Erkenntnis war, die ich soeben erlangt hatte: Dieser Fall war kalt. Ich hatte jeden Stein an Bord umgedreht, jede Möglichkeit der Forensik ausgeschöpft und alle relevanten Zeugen befragt. Sogar auf ein paar Zehen war ich gestiegen, was mir keine Bonuspunkte bei dem Ersten Offizier eingebracht hatte, doch im Endeffekt konnte ich nichts vorweisen. Zwar blieb der Verdacht der Tötung von einem ganzen Transporterpuffer voller Woodieny weiterhin bestehen, doch war es mir nicht gelungen, einen Verdächtigen mit der Tat in Verbindung zu bringen. Im Gegenteil hatte ich nach und nach alle Kandidaten eliminiert oder die Wahrscheinlichkeit ihrer Beteiligung als extrem gering eingestuft. Jetzt blieb mir nur noch eins zu tun: Der schwere Tastendruck, der diese Akte mit allen Fakten zu einem “Cold Case“ machen würde, der erst dann wieder aus den Archiven geholt werden würde, wenn es neue Erkenntnisse gab - oder die entsprechende Spezialabteilung dazu kam, ihn erneut unter die Lupe zu nehmen.
Captain Ellya Calder
alias
Sergeant Nathan Moreno, SFMC
Captain T'Kara, XO
Lieutenant Saavik Jones, DCTO
Antworten