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PRO/NH – LtCmdr Dem Sawley – TEC – Log9 - 16308.2063

Verfasst: So 19. Jul 2015, 19:38
von Dem
PRO/NH – LtCmdr Dem Sawley – TEC – Log9 - 16308.2063

Personen: CrRec Perrim, MCPO Jean (erwähnt), LtCmdr. Hogan (NPC)

Wörter: 1079

Der wahrscheinlich nett gemeinte Gruß an meine Frau traf mich unvorbereitet. Kaum jemand wusste, dass ich verheiratet war, geschweige denn den Namen meiner Partnerin. Außer Commander Hogan und ein paar engen Freunden, die zumeist nicht einmal auf der Station waren… Wie kam diese Trill dazu sich meine Akte so gründlich durchzulesen und vor allem genau an dieser Stelle hängen zu bleiben? Kurzzeitig drehte sich alles um mich herum und es kam mir vor als wäre die Zeit langsamer geworden, bis ich meine Fassung wieder gewann. Nein, sie wusste nichts vom Verschwinden des Transportschiffs, auf dem sich Tam befand, um endlich wieder zu mir zu kommen.

Kaum eine Minute hatte ich verbracht, ohne an sie zu denken. Ich hatte einen Plan entworfen, ein grobes Suchmuster in meinem Kopf, aber es brachte ja momentan noch nichts. Ich musste zuerst vor Ort sein, um mich aktiv an der Suche beteiligen zu können. Bis der Versetzungsbefehl in Kraft treten konnte, würde es allerdings wohl noch einige Zeit dauern. Innerlich verfluchte ich die Bürokratie der Sternenflotte. Diese Organisation, der ich mein Leben widmete.

Ich packte also schnell meine Habseligkeiten zusammen und begab mich noch einmal für eine letzte Kontrolle in den Maschinenraum.

~~USS Prophecy, Maschinenraum, Tag 30~~

„Alles glatt gelaufen?“, fragte ich den Mann mit den rötlichen Haaren, der an der Hauptkonsole im Maschinenraum stand und die abschließenden Arbeiten nach dem Dockvorgang überwachte.
„Commander.“, begrüßte er mich. „Sie hat geschnurrt wie ein Kätzchen.“
„Das hört man gerne.“, sagte ich und schaute mich reumütig um. Warum hatte ich auch unbedingt auf diese Außenmission mitgehen und mich in die Luft sprengen lassen müssen? Viel eher hätte ich hier bleiben und die Maschinen überwachen sollen.
„Lässt man Sie wieder frei herumlaufen?“
„Mir wurde sogar der Kaffee verboten.“
„Das ist bitter. Oder eben nicht, so stark und schwarz wie Sie ihn immer trinken.“ Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen und ich ließ meine Hand durch meinen Kinnbart fahren. „Hier ist der Bericht, den Sie angefordert haben, Sir.“ Mit diesen Worten überreichte er mir ein Padd, welches ich sogleich an mich nahm und überflog. Alles in bester Ordnung. Wie ich bemerkte, war Master Chief Jean auch gut mit der KI des Schiffes vorangekommen.
„Sehr gute Arbeit, Lieutenant. Ich werde Sie für eine Beförderung vorschlagen.“ Der Blick des Juniorlieutenants war einfach göttlich.
„Und dann lassen Sie sich zum Präsidenten der Föderation wählen?“, fragte er sarkastisch. Ja, ich kannte seine Akte und seine kleinen Wutausbrüche, auch gegenüber Vorgesetzten. Für eine Beförderung würde er sich noch ein bisschen Disziplin aneignen müssen.
„Ich werde ein guter Präsident.“, kommentierte ich und ließ den jungen Mann einfach stehen und ging Richtung Andockschleuse.

~~New Hope, Hauptmaschinenraum~~

Es fühlte sich gut an wieder auf der großen, mächtigen Station zu sein. Ein sicherer Raumhafen für so viele Leute, bis auf eine Verhaftung, wie ich von anderen Crewmitgliedern mitbekommen hatte. Und ich musste weg von hier. Es erschütterte mich immer noch, dass diese Crewman ihre Hausaufgaben so gut machte und sich meine Akte so gründlich angeschaut hatte. Ich war wohl in der Zeit der Rückreise nicht der Einzige gewesen, dem die Langeweile zu schaffen gemacht hatte. Nur dass meine Probleme damit deutlich stärker waren, da war ich mir sicher. Die ganze Zeit musste ich alles für mich behalten, alles in mich hineinfressen, da immer jemand um mich herum war. Mit der Zeit war es sehr anstrengend gewesen einen emotionalen Schild aufgebaut zu lassen. Und dann erfuhr ich auch noch, dass diese Frau Counselor war. Als hätte ich nicht schon genug Probleme damit gehabt solchen Leuten aus dem Weg zu gehen, seit ich mein Alkoholproblem losgeworden war. Es war nie offiziell geworden, dafür hatten mein damaliger kommandierender Offizier und unsere Chefärztin gesorgt. Kein Vermerk in einer Akte, nichts. Die Behandlung war intensiv und schwierig für mich, aber Lieutenant Sit hatte mich wieder so hinbekommen, dass ich sogar noch ein wenig Alkohol genießen konnte, ohne dass ich wieder abhängig wurde. Das alles hatte jedoch so stark an meinen Kraftreserven gezerrt, dass ich kurz danach meinen Dienst quittierte.

„Darf ich kurz stören, Commander?“, fragte ich, als ich den Chefingenieur der New Hope entdeckte. Er drehte sich zu mir um und nickte.
„Was kann ich für Sie tun, Mister Sawley?“ Er bot mir einen Stuhl an, nachdem wir in sein Büro getreten waren.
„Zuerst einmal habe ich hier den Missionsbericht der Prophecy.“
„Ah, sehr gut. Wie hat sie sich verhalten?“
„Zahm und gehorsam.“
„Und die Crew?“
„Gute Leute. Lieutenant McMullen hat mich gut vertreten.“
„Sie vertreten?“
„Ich war leider durch eine Verletzung und übereifrige Mediziner an die Krankenstation gebunden.“
„Aber es ist alles wieder gut?“
„Ja, Sir.“
„Das freut mich.“
„Danke, Sir.“
„Dem, ich habe Sie selten so verkrampft gesehen, was haben Sie denn noch auf dem Herzen?“
„Es geht um das hier.“, sagte ich und reichte ihm mein Versetzungsgesuch. Meinem Vorgesetzten entwich ein Seufzer.
„Sie haben Ihre Meinung also nicht geändert.“
„Es gab keinen Grund dafür. Bisher kam noch keine positive Meldung der Gordon.“
„Und was ist, wenn sie gefunden wird? Kommen Sie dann zurück?“ Nun war es an mir zu seufzen.
„Ich weiß es nicht.“, antwortete ich ehrlich. Das einzige, was ich wollte, war meine Frau wieder in den Armen zu halten, koste es was es wolle.
„Dem, es schmerzt mich sehr, dass Sie gehen wollen. Aber ich kenne und verstehe Ihre Gründe.“ Langsam verlor ich meine emotionale Kontrolle. Ich kämpfte die aufsteigenden Tränen hinunter und versuchte so unberührt wie zuvor zu wirken. „Ich werde mein Möglichstes tun, um das schnell über die Bühne zu bringen. Versprochen.“
„Danke, Nathan.“, sagte ich, aber nicht ohne dass meine Stimme kurz versagte. Der Chefingenieur schaute mich verwundert an, denn er hatte mich noch nie so gesehen. „Wenn das dann alles ist, Sir, würde ich gerne in mein Quartier gehen.“ Hogan nickte und ich beeilte mich, in mein Heim zu kommen, wo ich dann auch sogleich in Tränen ausbrach. Ich war verzweifelt, konnte nichts tun, aber ich musste, sonst würde ich noch zugrunde gehen. Oder vielleicht brauchte ich doch Hilfe…

~~Quartier Sawley~~

Ich wusste nicht wie lange ich regungslos auf dem Sessel gesessen war. Langsam floss aber wieder Leben in mich und damit auch die Lust auf einen Kaffee. Kurz erinnerte ich mich daran wie ich ständig mit einem Flachmann am Bein herumgelaufen war und meinen Kaffee aufgepeppt hatte. Die Tasse mit der schwarzen, dampfenden Flüssigkeit darin fühlte sich gut an und duftete, besonders nach dem Entzug, köstlich. Kaum hatte ich mich wieder gesetzt, wurde mein Türsummer betätigt. Wer wollte mich denn jetzt besuchen? „Herein.“