CAD – LtjG Deren McMullen – CTO – Log10 - 17083.2060

[Dem]

CAD – LtjG Deren McMullen – CTO – Log10 - 17083.2060

Personen: Cr. Wellington, LtjG Jasa, Cmdr. Roberts, ATs (erwähnt)

Wörter: 705

~~Caedue, fremdes Schiff~~

„Vielleicht erzählen Sie mir diese Geschichte mal bei einem Bier oder so.“ Ich spürte den verwirrten Blick der jüngeren Sicherheitlerin auf mir, doch ich konzentrierte mich weiterhin auf das kleine Schiff der Fremden, die uns einen unserer Leute entführt hatten. Hoffentlich redete Jasa nicht so viel, dass ihre Ohren, falls sie welche hatten, zu bluten begannen. Wenn doch, war seine Überlebenschance nicht sonderlich hoch. So wie ich diesen redseligen Bolianer kennen gelernt hatte, mussten wir mit dem Schlimmsten rechnen. Wenn diese Leute allerdings Verwendung für ihn hatten (oder unendliche Geduld), dann stiegen die Chancen der kahlen Blauhaut.
„Wenn Sie bezahlen, Sir.“, erwiderte Wellington nach ein paar Sekunden und ich zog einen Mundwinkel zu einem Grinsen nach oben.
„Ich glaube diese Ehre überlasse ich Jasa. Der sollte uns allen eine Runde ausgeben, wenn wir ihn da rausgeholt haben.“ Das erinnerte mich an etwas. „Ich habe sowieso gehört, dass der sein eigenes Gebräu herstellt.“ Wellington verzog leicht das Gesicht, soweit es die Anspannung vor dem bevorstehenden Übergriff eben erlaubte.
„Ob das so gut ist?“
„Muss man wohl probiert haben, um das beurteilen zu können.“

Der Plan klang einfach. Aus dem Schiff locken, von zwei Seiten attackieren und überwältigen. Dabei am besten keine Toten hinterlassen, weder auf deren, und noch weniger auf unserer Seite. Am liebsten ganz ohne Gewalt. Wieso war eigentlich nie ein Vulkanier dabei, wenn man einen brauchte? Einmal Nackengriff, Gegner am Boden, Jasa extrahieren, fertig. Kein großartiges Durcheinander, saubere Lösung. Roberts zog dem Bolianer die Haut ab und fertigte sich damit eine neue Gardine und alle waren glücklich. Ja, ich wollte tatsächlich nicht in seiner Haut stecken, auch wenn er sie nicht mehr lange behalten würde. Dass Mrs. Roberts so aus der Haut fahren konnte, hätte ich nicht gedacht. Das ging richtig unter die Haut. Aber mal ernsthaft, ich war auf den Anschiss vom Commander gespannt.

Wenn man es genau nahm, durften wir diese Leute nicht festnehmen. Der Planet befand sich nicht in unserem Zuständigkeitsbereit, besonders da er, zumindest bis vor kurzem, eine eigenständige Regierung besessen hatte. Das hieß allerdings noch lange nicht, dass wir die Entführer unseres Wissenschaftlers nicht ausschalten durften. Denn genau wie wir, waren sie eigentlich Fremde hier auf dem Planeten. So sah es jedenfalls aus.

„Es geht los.“, flüsterte ich, die Augen weiterhin auf den Landeplatz des kleinen Schiffes gerichtet. Commander Roberts, die weibliche Ausführung, lockte die Piraten zu ihrer Einstiegsluke heraus. Drei Leute, drei verschiedene Spezies. Sie erkannten, dass sie umstellt waren, zumindest der in der Mitte. Die anderen beiden, ein weibliches Exemplar einer mir unbekannten Spezies, und ein männliches einer weiteren, wollten das anscheinend nicht wahrhaben und feuerten in eine Richtung, zum Glück ohne jemanden von unseren Leuten zu treffen. Entweder diese Leute hatten kein gutes Training, oder die Waffen waren sehr ungenau und gehörten mal wieder kalibriert. Nicht mein Problem.
Sofort kam die Antwort aus Richtung des zweiten Teams, welches die beiden von hinten überwältigte und zum Schweigen brachte. Saubere Arbeit. Lieutenant Kinsey, Tom, der im zweiten Außenteam war, machte einen angestrengten Ausdruck, als er näher an das Schiff der Fremden trat.

Wir rückten vor ins Schiff selbst, wo vier weitere Leute warteten. Drei Entführer und ein Wissenschaftler der Sternenflotte. Die drei ergaben sich schnell, da sie merkten, dass sie in der Unterzahl waren, der Bolianer wurde nach draußen geführt, schneller als ich überhaupt in das Schiff hätte kommen können. Er kam mir noch entgegen, mit einem schwarzen Stoffsack über dem Kopf, welchen man ihm auch herunterzog, sobald er wieder an der frischen Luft war. Darunter sah man das geknebelte, aber auch gebeutelte Gesicht des Lieutenants und ich musste mir ein Grinsen unterdrücken. Auch Fesseln und Knebel entfernte man ihm und gleich als er wieder sprechen konnte, ging es los.

„Vielen Dank Ihnen allen für meine Rettung, es war einfach furchtbar. Diese Leute haben mich einfach geschnappt und…“
„Lieutenant Jasa!“ Der Schrei ließ sogar mich zusammenzucken, aber Jasa lag schon auf dem Boden, als die Leiterin des Außenteams sich langsam näherte. Roberts ließ ihre Autorität ganz schön wirken. Ich wusste nicht länger, ob ich in der Nähe sein wollte, wenn es richtig losging. Das einzig Angenehme in der momentanen Atmosphäre war die Sprachlosigkeit, die von der Blauhaut ausging, auch wenn man etwas Mitleid verspüren konnte.