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NH - Ens Tseri Aillan (Sicherheit) - 17213.2365

Verfasst: Do 14. Apr 2016, 22:45
von Tseri
Wörter: 1.081

Personen: niemand

“Anchors Aweigh, my boys, Anchors Aweigh.
Farewell to college joys, we sail at break of day-ay-ay-ay.
Through our last night on shore, drink to the foam,
Until we meet once more. Here's wishing you a happy voyage home”

“Anchors Aweigh”, beliebtes Lied in der US Navy

==/)== Starfleet Academy, San Francisco, Erde ==/)==

Mein Spind war leer und sauber – so leer und sauber wie seit vier Jahren nicht mehr, als ich diese Stube bezogen hatte. Ich schmunzelte beim Gedanken an die Spindkontrollen des Grundlagentrainings. Damals hatten sie mich genervt, jetzt war mir ihr Sinn klargeworden: Die Sternenflotte verlangte eine Präzision in der Erledigung von Aufgaben, die kaum jemand von Hause aus mitbrachte. Durch die scheinbar albernen Spiele mit Uniform, Spind und so weiter hatten wir diese Präzision zu einer Gewohnheit gemacht. Ich nahm noch den Bilderrahmen vom Brett über meinem – nein, meinem ehemaligen Bett - und legte ihn obenauf in meiner Reisetasche, nach alter Tradition Seesack genannt, auch wenn es längst eine praktischere Tasche war, die wir Kadetten ausgegeben bekamen. Wieder musste ich mich korrigieren, ich war kein Kadett mehr. Ensign. Ich fühlte nach dem Abzeichen an meinem Kragen, die Oberfläche noch völlig glatt. Das war das Objekt meiner Begierde gewesen in den letzten vier Jahren, jetzt hatte ich es erreicht. Ich lächelte mir selbst im spiegelnden Fenster zu. Über der San Francisco Bay hingen schwere, dunkle Wolken und Regen prasselte an die Scheibe. Ich zog den Reißverschluss des Seesacks und legte mir den Trageriemen über die Schulter. So, das Padd mit meinen Reisebefehlen (und, wichtiger, dem zugehörigen Reiseplan) in der freien Hand, verließ ich das Wohngebäude B des Academy Campus und ging, froh um den überdachten Gang, zum Transportzentrum. Meine erste Etappe sollte ich auf einem Passagierschiff mit dem prosaischen Namen “CB-49” zurücklegen, danach ging es über mehrere Stationen nach Deep Space Nine und zum bajoranischen Wurmloch, so nah an der alten Heimat. Drei Wochen Urlaub gestand Starfleet mir dort zu, dann sollte es in den Gamma-Quadranten weitergehen...

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Etwas über einen Tag später stand ich auf heimatlichem Boden. Ich hatte den Weg von der antiquierten Shuttle-Station zum etwas abseits gelegenen Dorf meiner Eltern zu Fuß zurückgelegt. Starfleet-Offiziere, auch bajoranische, waren keine Seltenheit mehr selbst hier auf dem Land, tief in der Dahkur-Provinz, aber trotzdem achtete ich darauf, die meist älteren Leute freundlich zu grüßen. Ich trug Uniform, ich vertrat also die Flotte, da war tadelloses Auftreten Pflicht, wie uns immer wieder eingebläut worden war.

Von einer kleinen Anhöhe herab sah ich jetzt auf das typisch bajoranische, langgezogene Haus meiner Familie mit dem kleinen Schrein, den Gemüsebeeten und der Rasenfläche. Einerseits war es schön, an den Ort zurückzukehren, wo ich eine ruhige, friedliche Kindheit verbracht hatte. Ich gehörte der “gesegneten Generation” an, wie man den bajoranischen Ausdruck für uns übersetzen konnte, jener Altersgruppe, die erst nach der cardassianischen Besatzung, nach den schlimmsten Wirren danach geboren worden waren. Gleichzeitig war mir das Dorf, war mir dieses Haus fremd geworden. Ich war nur noch ein Gast hier, aber, wie mir der Empfang zeigen sollte, ein geliebter Gast, auch wenn mein Vater mir immer fremder wurde mit seinem Festhalten an den Ritualen des Glaubens...

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Andere Offiziere hätten es sich sicherlich nicht entgehen lassen, die historische Stätte Deep Space Nine gründlich zu erkunden auf dem Weg in den Gamma-Quadranten; ich aber hatte die Station schon als Teenager mehrfach besucht. So ging ich gleich an Bord der U.S.S. Stanislaw Y. Petrov, ein Schiff der Intrepid-Klasse, das zu einer halbjährigen Deep-Space-Mission im Gamma-Quadranten unterwegs war und mich auf SB New Hope absetzen sollte. Ich hatte keine Pflichten auf dem Flug und nutzte die Chance, zum ersten Mal seit Jahren einmal absolut nichts zu tun, oder besser gesagt nur das, was mir gerade einfiel. Ich hatte ein leicht schlechtes Gewissen dabei, schließlich hätte ich auch Vorschriften und Verfahren wälzen können, aber ich hatte das Büffeln nach den Abschlussprüfungen kaum zwei Monate zuvor noch derartig satt, dass ich mich nicht dazu bewegen konnte.

An Bord der Petrov gab es viele erfahrene Chiefs, seit zwanzig und mehr Jahren im Dienst. Wenn ich sie in der Messe vorbeigehen sah, kam mir in den Sinn, dass ich erst ein richtiger Offizier sein würde, wenn ich es verdiente, solche Leute zu befehligen. Das schien mir noch in weiter Ferne zu liegen. Noch hatte ich keine einzige Stunde richtigen Dienst als Ensign hinter mir...

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Die gewaltige Form der Starbase wirkte einschüchternd auf mich, als ich sie im Anflug immer näherkommen sah. Schon die Sicherheitsabteilung hier umfasste mehr Leute als die kleine Stadt, in der ich als Jugendlicher zur Schule gegangen war. Meine genaue Dienststellung war noch unklar, aber normalerweise wurden “frische” Offiziere als stellvertretende Schichtleiter eingesetzt. Das war hier natürlich unmöglich angesichts der Größe der Abteilung, aber ich rechnete damit, als Stellvertreter in einem der Sicherheitsposten zu landen, was ungefähr so war, wie eine Schicht auf einem mittelgroßen Schiff mit zu führen.

Einer alten Tradition folgend war an der Luftschleuse der Petrov ein wirklich attraktiver menschlicher weiblicher Lieutenant als Officer of the Deck angetreten. Sie war einige Jahre älter als ich, aber auch der Sicherheitsabteilung angehörend. “Ensign Tseri, Aillan. Erbitte Erlaubnis, von Bord zu gehen!” “Erlaubnis erteilt, Ensign!” Sie lächelte. “Ihre erste Verwendung?” “Ja, Ma'am.” “Dann viel Erfolg.” “Danke.”

Etwas später stand ich auf Deck 337, unterhalb der Handelsebenen, vor dem Bürokomplex der Sicherheitsabteilung und sah mit zusammengezogenen Brauen auf mein Padd. Nach einigem Suchen hatte ich den richtigen Sachbearbeiter im Personalstab gefunden. Ich erfuhr auch, dass das Stationsschiff mit Teilen der obersten Führungseben auf einer Mission war. Nach längerer Zeit hatte ich schließlich meine erste Dienststellung: “Leader, Detachment 203”. Ein Detachment, das wusste ich, hatte schwache Zugstärke, hier um zwanzig Mann. Irgendwer hatte beschlossen, mich ins kalte Wasser zu werfen – aber auch das war eine der Bedeutungen des kleinen goldenen Knöpfchens an meinem Kragen: Man erwartete von mir, mit Herausforderungen zurechtzukommen.

Ich bekam ein kleines Büro und beschloss, da es nach meiner inneren Uhr höchstens früher Abend war, mich gleich einzuarbeiten. Ich stellte mein Reisegepäck in einer Ecke des noch sehr unpersönlichen Büros ab, setzte mich an den Schreibtisch und begann zuerst Formalitäten zu erledigen – Computerlogins, Anmeldung zur Ausgabe der persönlichen Ausrüstung bzw. der Waffen und ähnlich wichtige, aber kleinteilige Dinge. Danach stellte ich fest, dass gleich fünf meiner neuen Untergebenen auf die Prophecy abkommandiert waren. Den Rest würde ich morgen kennenlernen, wir waren in dieser Woche der Eingreifreserve zugeordnet. Hoffentlich war unter den Unteroffizieren irgendjemand, der mir helfen konnte…

NRPG: Ich bin da. ;) Wenn jemand den neuesten Bewohner der Großstadt kennenlernen möchte, macht nur los.