NH - CrRec Anne Gordon – Sec – URPG Log 01 - 17217.2193
Verfasst: Mo 18. Apr 2016, 20:57
Wörter: 1620
Personen: Tseri Aillan
NPCs: Jean Lagrange, Susan Myers, Emma Douglas
=A= Starbase New Hope, Hauptsicherheit, Tag 01, morgens =A=
Etwas zu früh betrat ich die Sicherheitszentrale. Bei meinem neuen Vorgesetzten wollte ich lieber einen guten Eindruck machen, und Unpünktlichkeit wurde von Offizieren erfahrungsgemäß überhaupt nicht gerne gesehen, wenn man keinen sehr guten Grund hatte. Glücklicherweise hatte ich diesen Fehler erfolgreich vermieden – ebenso wie meine Kollegen, stellte ich fest, als ich mich umsah und das ganze Detachment schon vollzählig versammelt erblickte.
Kurz darauf betrat unser neuer Chef, Ensign Tseri Aillan, den Raum. Ich musterte ihn neugierig, aber sehr erhellend war mein erster Eindruck nicht. Ein blonder junger Bajoraner, dem ich (Berufserfahrung sei Dank) seine Anspannung ob des ersten Arbeitstages deutlich anmerkte, auch wenn er sie recht gut zu kontrollieren verstand. Mir fiel auf, dass ich nicht besonders viel über die bajoranische Kultur wusste. Gab es da irgend etwas, das ich im Umgang mit dem Chef beachten sollte? Nun, das würde ich schon in Erfahrung bringen, und schließlich war es nicht so, als wäre ich nicht schon Angehöriger vieler verschiedener Spezies begegnet. Mit offener Freundlichkeit und einer guten Beobachtungsgabe ließ sich eine solche Situation fast immer meistern.
Ensign Tseri begrüßte uns und stellte sich vor. Soweit hatte er ganz souverän gewirkt, aber als er dann hinzufügte: „Sie werden wahrscheinlich wissen, dass das hier meine erste Verwendung ist,“ war ihm seine Verunsicherung einen Moment lang deutlich anzumerken. Ich fand das nicht weiter schlimm – der erste Tag im neuen Job war nie leicht, da sollte man so etwas nicht überbewerten, und außerdem war mir ja schon klar gewesen, dass mein neuer Chef noch grün hinter den Ohren sein würde – aber ich spürte, wie sich im Publikum eine kaum merkliche Unruhe breit machte. Einige meiner Kollegen schienen nicht besonders begeistert von der Perspektive zu sein, dass Tseri sie in Kürze schon in den Einsatz führen würde.
Der Rest von Tseris kleiner Einführungs-Rede verlief ohne Zwischenfälle. Ich fand sogar, dass er seine Sache ziemlich gut machte. Er machte einen vernünftigen und engagierten Eindruck auf mich, trotz aller Nervosität und Unerfahrenheit. Aber als ich in die Runde blickte, nachdem der Ensign den Raum verlassen hatte, stellte ich fest, dass einige meiner Kollegen meine Meinung ganz offensichtlich nicht teilten. Gesprochen wurde wenig, aber der Gesichtsausdruck einiger Sicherheitsleute sprach, wie ich fand, Bände.
Später, als ich an meiner Konsole saß und einige Berichte unseres letzten Außeneinsatzes noch einmal durchging, bekam ich ein Gespräch zwischen zwei meiner Kolleginnen, Susan Myers und Emma Douglas, mit. Ich kannte die beiden nur flüchtig, aber das reichte, um mir eine Meinung über sie und ihr Verhältnis zueinander gebildet zu haben. Myers war eine Unruhestifterin. Ständig war sie unzufrieden, wusste alles besser und musste stets das letzte Wort haben. Douglas dagegen war eine nette, ein wenig schüchterne junge Frau, mit der es sich durchaus vernünftig reden ließ – wenn man sie allein antraf. Da sie aber ständig mit Myers herumhing und dazu neigte, dann fast immer die Meinung ihrer Freundin zu vertreten, fand ich auch sie als Kollegin einigermaßen anstrengend.
Auch heute blieben die beiden Damen sich treu. „Unser neuer Schichtleiter ist ja wohl ein Witz. Was sich Starfleet wohl dabei gedacht hat, ihn hier in die Wildnis zu versetzen? Es ist doch wohl offensichtlich, dass er damit völlig überfordert ist. Soll er doch woanders üben, gibt schließlich genug Schnarch-Posten,“ sagte Myers in gewohnt aggressivem Ton. „Ganz deiner Meinung. Ich hoffe, dass keine Katastrophe passiert,“ stimmte Douglas ihr zu, wobei sie jedoch etwas abgelenkt wirkte, da sie parallel mit der Routine-Wartung einiger Waffen beschäftigt war.
„Beschweren sollten wir uns. Aber das wird wahrscheinlich auch nichts bringen. Wieder einmal nicht,“ ereiferte sich Myers, „Ich habe den Eindruck, Starfleet nimmt meine Beschwerden nicht ernst.“ „Das ist kein Wunder, da Sie sich über so ziemlich alles vom Essen über den Dienstplan bis hin zu Ihren Kollegen beschweren,“ sagte ich kühl, zu genervt, um mir das Gerede länger kommentarlos anzuhören. Myers blickte mich herausfordernd an, augenscheinlich weder erschrocken noch schuldbewusst angesichts der Tatsache, dass ich ihr Gespräch mitbekommen hatte. „Irgendwer muss ja etwas gegen die Missstände hier an Bord unternehmen,“ meinte sie überheblich, „Und was diesen Ensign Tseri angeht – Sie wollen doch wohl nicht ernsthaft behaupten, dass Sie dem Ihr Leben anvertrauen wollen? Auf mich hat er jedenfalls alles andere als einen kompetenten Eindruck gemacht heute morgen.“ „Zunächst einmal ist es ja nun nicht so, als würde es bei Routine-Einsätzen auf der Station regelmäßig um Leben und Tod gehen. Dramatisieren Sie mal nicht,“ gab ich zurück, meine Stimme noch ein paar Grad kälter als zuvor, „Und irgendwo müssen frisch ausgebildete Offiziere sich schließlich ihre Sporen verdienen.“ „Ausgerechnet bei uns? Das ist doch lebensgefährlich,“ widersprach Myers. „Nun, damit es genau das nicht ist, gibt es ja uns – es ist unser Job, die Offiziere zu unterstützen und sie von unserer Erfahrung profitieren zu lassen. Wenn Sie sich dem nicht gewachsen fühlen, bin ich sicher, dass sich einer der ruhigen, risikoarmen Jobs finden lässt, die Sie vorhin erwähnten,“ die Eiseskälte hatte meine Stimme nicht verlassen und beim letzten Satz schlich sich zusätzlich noch ein Anflug von Ironie hinein. „Reden Sie keinen Unsinn,“ fauchte Myers mich wütend an, „Ich will einfach nur, dass alle vernünftig ihren Job machen.“ „Dann gehen Sie doch mal mit gutem Beispiel voran.“ „Wie können Sie es wagen? Ich werde mich über Sie beschweren!,“ mit diesen wenig originellen Worten rauschte Myers ab, ohne mir noch Gelegenheit zum Reagieren zu geben.
„Das war unfair,“ warf mir Douglas wesentlich leiser vor. „Finde ich nicht,“ widersprach ich, „Wenn hier jemand unfair ist, dann ja wohl PO Myers. Sie gibt Tseri überhaupt keine Chance. Ich bin sicher, er braucht nur etwas Zeit, dann wird er schon in seine Rolle hinein wachsen. Aber Myers regelt solche Dinge lieber, indem sie Beschwerden einreicht und die Stimmung vergiftet. Wenn hier irgendwer unprofessionell ist, dann sie.“ Ich hatte im Tonfall einer ruhigen Erklärung begonnen, aber zum Ende hin war meine Wut dann doch deutlich geworden. Douglas sah mich etwas erschrocken an – ob das an meinen Worten lag oder daran, dass ich einen Kopf größer war als sie und man mir deutlich ansah, dass ich früher recht erfolgreich Rugby gespielt hatte, wusste ich allerdings nicht – und musste sichtlich ihren Mut zusammennehmen, bevor sie widersprach: „Susan... ich meine PO Myers... versucht nur, die Arbeitsbedingungen für uns alle zu verbessern...“ Ich fragte mich kurz, ob sie das eigentlich selbst glaubte. Vermutlich ja, lautete die wenig ermutigende Antwort. Ich setzte zu einer Antwort an und winkte dann genervt ab. Douglas einfach stehen lassend wandte ich mich wieder meiner Arbeit zu.
Einen kurzen Moment später spürte ich, dass jemand hinter mir stand. Ich blickte auf und erkannte unseren dienstältesten Unteroffizier, PO Lagrange. Der raubeinige Veteran schüchterte mich weitaus weniger ein als manche meiner Kollegen, aber ihn plötzlich hinter mir stehen zu sehen war trotzdem nicht das entspannendste Gefühl. „Crewman Recruit Gordon,“ sagte er förmlich, „Gibt es ein Problem?“ Ich sah ihn fragend an und erkannte plötzlich mit jener Intuition, die mir auch im Job manchmal zu plötzlichen und nicht immer lückenlos erklärbaren Erkenntnissen verhalf, dass er unser Gespräch zumindest teilweise mitbekommen hatte und keinerlei Bedürfnis verspürte, Myers für ihr wenig solidarisches Verhalten unserem neuen Chef gegenüber zur Rechenschaft zu ziehen. Sein herausfordernder Blick bei Tseris Antrittsrede fiel mir wieder ein. „Nein, Sir,“ sagte ich förmlich und ohne weitere Erklärung. Lagrange musterte mich streng. „Dann ist es ja gut,“ sagte er schließlich und entfernte sich ohne weitere Worte. Ich atmete langsam aus. Das konnte ja heiter werden. Den ersten Tag von der Außenmission zurück begegnete mir ein Arbeitsklima, gegen das der offene Weltraum gemütlich warm und eine klingonische Rocker-Kneipe friedlich waren. Aber ich bereute es nicht, Myers Kontra gegeben zu haben. Schließlich mussten wir hier alle zusammen arbeiten.
=A= Starbase New Hope, Hauptsicherheit, Tag 01, nachmittags =A=
Ich schaute auf die Zeitanzeige in der Ecke meiner Konsole. Noch eine Stunde bis Schichtende. Von der unvermeidlichen Aufregung über den neuen Chef abgesehen war der Arbeitstag bisher ereignislos gewesen. Ich hatte zwar durchaus genug zu tun gehabt, aber das war alles Routine gewesen. Das war vermutlich auch besser so, denn in der aktuellen Situation war ich nicht scharf auf einen echten, womöglich gefährlichen Einsatz – weniger aus Sorge um meine Sicherheit als weil ich fürchtete, dass wir dabei eine alles andere als gute Figur machen würden.
Nur noch 50 Minuten, dann musste sich die Spätschicht mit allem herumschlagen. Erst einmal brauchte ich noch einen Tee. Und anschließend würde ich mal in der Wissenschaft anfragen, wo der Bericht über... Verdammt, was war das für ein rotes Licht? Ich brauchte einen Moment, um die hereinkommende Notfall-Transmission auf meiner Konsole richtig zu deuten, so sehr war ich in Gedanken versunken gewesen. Dann jedoch handelte ich automatisch, nahm den Anruf entgegen und meldete mich mit einem professionellen: „Sicherheitsabteilung, Crewman Recruit Gordon, wie kann ich Ihnen helfen?“ Ich vernahm Stimmengewirr und Kampfgeräusche im Hintergrund, dann eine panische männliche Stimme: „Kommen Sie schnell, die machen mir hier alles kaputt. Mindestens einer liegt am Boden und rührt sich nicht mehr. Dabei wollte ich doch nur die Vorschriften erklären.“ Einer der Händler oder Gastwirte aus der Promenade, nahm ich an. So richtig weiterhelfen tat mir das aber nicht. „Wo sind Sie, Sir, und mit wem spreche ich überhaupt?,“ fragte ich, zumindest äußerlich die Ruhe selbst. „Ich wollte doch nur die Vorschriften erklären,“ wiederholte der Mann, „Ich wollte...“ Ein erstickter Schrei, dann brach die Verbindung plötzlich ab.
Ich winkte einen meiner Kollegen zu mir. „Wir haben hier einen Einsatz. Sag dem Chef bescheid,“ sagte ich ihm knapp, während ich mich schon wieder bemühte, herauszukriegen, von wo der Anruf bekommen war. Das allerdings gestaltete sich schwierig. Vermutlich würden wir warten müssen, bis der Unbekannte oder einer der anderen Betroffenen sich noch einmal meldete – oder aber die ganze Promenade durchsuchen. Ich fluchte leise. Noch vierzig Minuten bis Schichtende.
...tbc...
Personen: Tseri Aillan
NPCs: Jean Lagrange, Susan Myers, Emma Douglas
=A= Starbase New Hope, Hauptsicherheit, Tag 01, morgens =A=
Etwas zu früh betrat ich die Sicherheitszentrale. Bei meinem neuen Vorgesetzten wollte ich lieber einen guten Eindruck machen, und Unpünktlichkeit wurde von Offizieren erfahrungsgemäß überhaupt nicht gerne gesehen, wenn man keinen sehr guten Grund hatte. Glücklicherweise hatte ich diesen Fehler erfolgreich vermieden – ebenso wie meine Kollegen, stellte ich fest, als ich mich umsah und das ganze Detachment schon vollzählig versammelt erblickte.
Kurz darauf betrat unser neuer Chef, Ensign Tseri Aillan, den Raum. Ich musterte ihn neugierig, aber sehr erhellend war mein erster Eindruck nicht. Ein blonder junger Bajoraner, dem ich (Berufserfahrung sei Dank) seine Anspannung ob des ersten Arbeitstages deutlich anmerkte, auch wenn er sie recht gut zu kontrollieren verstand. Mir fiel auf, dass ich nicht besonders viel über die bajoranische Kultur wusste. Gab es da irgend etwas, das ich im Umgang mit dem Chef beachten sollte? Nun, das würde ich schon in Erfahrung bringen, und schließlich war es nicht so, als wäre ich nicht schon Angehöriger vieler verschiedener Spezies begegnet. Mit offener Freundlichkeit und einer guten Beobachtungsgabe ließ sich eine solche Situation fast immer meistern.
Ensign Tseri begrüßte uns und stellte sich vor. Soweit hatte er ganz souverän gewirkt, aber als er dann hinzufügte: „Sie werden wahrscheinlich wissen, dass das hier meine erste Verwendung ist,“ war ihm seine Verunsicherung einen Moment lang deutlich anzumerken. Ich fand das nicht weiter schlimm – der erste Tag im neuen Job war nie leicht, da sollte man so etwas nicht überbewerten, und außerdem war mir ja schon klar gewesen, dass mein neuer Chef noch grün hinter den Ohren sein würde – aber ich spürte, wie sich im Publikum eine kaum merkliche Unruhe breit machte. Einige meiner Kollegen schienen nicht besonders begeistert von der Perspektive zu sein, dass Tseri sie in Kürze schon in den Einsatz führen würde.
Der Rest von Tseris kleiner Einführungs-Rede verlief ohne Zwischenfälle. Ich fand sogar, dass er seine Sache ziemlich gut machte. Er machte einen vernünftigen und engagierten Eindruck auf mich, trotz aller Nervosität und Unerfahrenheit. Aber als ich in die Runde blickte, nachdem der Ensign den Raum verlassen hatte, stellte ich fest, dass einige meiner Kollegen meine Meinung ganz offensichtlich nicht teilten. Gesprochen wurde wenig, aber der Gesichtsausdruck einiger Sicherheitsleute sprach, wie ich fand, Bände.
Später, als ich an meiner Konsole saß und einige Berichte unseres letzten Außeneinsatzes noch einmal durchging, bekam ich ein Gespräch zwischen zwei meiner Kolleginnen, Susan Myers und Emma Douglas, mit. Ich kannte die beiden nur flüchtig, aber das reichte, um mir eine Meinung über sie und ihr Verhältnis zueinander gebildet zu haben. Myers war eine Unruhestifterin. Ständig war sie unzufrieden, wusste alles besser und musste stets das letzte Wort haben. Douglas dagegen war eine nette, ein wenig schüchterne junge Frau, mit der es sich durchaus vernünftig reden ließ – wenn man sie allein antraf. Da sie aber ständig mit Myers herumhing und dazu neigte, dann fast immer die Meinung ihrer Freundin zu vertreten, fand ich auch sie als Kollegin einigermaßen anstrengend.
Auch heute blieben die beiden Damen sich treu. „Unser neuer Schichtleiter ist ja wohl ein Witz. Was sich Starfleet wohl dabei gedacht hat, ihn hier in die Wildnis zu versetzen? Es ist doch wohl offensichtlich, dass er damit völlig überfordert ist. Soll er doch woanders üben, gibt schließlich genug Schnarch-Posten,“ sagte Myers in gewohnt aggressivem Ton. „Ganz deiner Meinung. Ich hoffe, dass keine Katastrophe passiert,“ stimmte Douglas ihr zu, wobei sie jedoch etwas abgelenkt wirkte, da sie parallel mit der Routine-Wartung einiger Waffen beschäftigt war.
„Beschweren sollten wir uns. Aber das wird wahrscheinlich auch nichts bringen. Wieder einmal nicht,“ ereiferte sich Myers, „Ich habe den Eindruck, Starfleet nimmt meine Beschwerden nicht ernst.“ „Das ist kein Wunder, da Sie sich über so ziemlich alles vom Essen über den Dienstplan bis hin zu Ihren Kollegen beschweren,“ sagte ich kühl, zu genervt, um mir das Gerede länger kommentarlos anzuhören. Myers blickte mich herausfordernd an, augenscheinlich weder erschrocken noch schuldbewusst angesichts der Tatsache, dass ich ihr Gespräch mitbekommen hatte. „Irgendwer muss ja etwas gegen die Missstände hier an Bord unternehmen,“ meinte sie überheblich, „Und was diesen Ensign Tseri angeht – Sie wollen doch wohl nicht ernsthaft behaupten, dass Sie dem Ihr Leben anvertrauen wollen? Auf mich hat er jedenfalls alles andere als einen kompetenten Eindruck gemacht heute morgen.“ „Zunächst einmal ist es ja nun nicht so, als würde es bei Routine-Einsätzen auf der Station regelmäßig um Leben und Tod gehen. Dramatisieren Sie mal nicht,“ gab ich zurück, meine Stimme noch ein paar Grad kälter als zuvor, „Und irgendwo müssen frisch ausgebildete Offiziere sich schließlich ihre Sporen verdienen.“ „Ausgerechnet bei uns? Das ist doch lebensgefährlich,“ widersprach Myers. „Nun, damit es genau das nicht ist, gibt es ja uns – es ist unser Job, die Offiziere zu unterstützen und sie von unserer Erfahrung profitieren zu lassen. Wenn Sie sich dem nicht gewachsen fühlen, bin ich sicher, dass sich einer der ruhigen, risikoarmen Jobs finden lässt, die Sie vorhin erwähnten,“ die Eiseskälte hatte meine Stimme nicht verlassen und beim letzten Satz schlich sich zusätzlich noch ein Anflug von Ironie hinein. „Reden Sie keinen Unsinn,“ fauchte Myers mich wütend an, „Ich will einfach nur, dass alle vernünftig ihren Job machen.“ „Dann gehen Sie doch mal mit gutem Beispiel voran.“ „Wie können Sie es wagen? Ich werde mich über Sie beschweren!,“ mit diesen wenig originellen Worten rauschte Myers ab, ohne mir noch Gelegenheit zum Reagieren zu geben.
„Das war unfair,“ warf mir Douglas wesentlich leiser vor. „Finde ich nicht,“ widersprach ich, „Wenn hier jemand unfair ist, dann ja wohl PO Myers. Sie gibt Tseri überhaupt keine Chance. Ich bin sicher, er braucht nur etwas Zeit, dann wird er schon in seine Rolle hinein wachsen. Aber Myers regelt solche Dinge lieber, indem sie Beschwerden einreicht und die Stimmung vergiftet. Wenn hier irgendwer unprofessionell ist, dann sie.“ Ich hatte im Tonfall einer ruhigen Erklärung begonnen, aber zum Ende hin war meine Wut dann doch deutlich geworden. Douglas sah mich etwas erschrocken an – ob das an meinen Worten lag oder daran, dass ich einen Kopf größer war als sie und man mir deutlich ansah, dass ich früher recht erfolgreich Rugby gespielt hatte, wusste ich allerdings nicht – und musste sichtlich ihren Mut zusammennehmen, bevor sie widersprach: „Susan... ich meine PO Myers... versucht nur, die Arbeitsbedingungen für uns alle zu verbessern...“ Ich fragte mich kurz, ob sie das eigentlich selbst glaubte. Vermutlich ja, lautete die wenig ermutigende Antwort. Ich setzte zu einer Antwort an und winkte dann genervt ab. Douglas einfach stehen lassend wandte ich mich wieder meiner Arbeit zu.
Einen kurzen Moment später spürte ich, dass jemand hinter mir stand. Ich blickte auf und erkannte unseren dienstältesten Unteroffizier, PO Lagrange. Der raubeinige Veteran schüchterte mich weitaus weniger ein als manche meiner Kollegen, aber ihn plötzlich hinter mir stehen zu sehen war trotzdem nicht das entspannendste Gefühl. „Crewman Recruit Gordon,“ sagte er förmlich, „Gibt es ein Problem?“ Ich sah ihn fragend an und erkannte plötzlich mit jener Intuition, die mir auch im Job manchmal zu plötzlichen und nicht immer lückenlos erklärbaren Erkenntnissen verhalf, dass er unser Gespräch zumindest teilweise mitbekommen hatte und keinerlei Bedürfnis verspürte, Myers für ihr wenig solidarisches Verhalten unserem neuen Chef gegenüber zur Rechenschaft zu ziehen. Sein herausfordernder Blick bei Tseris Antrittsrede fiel mir wieder ein. „Nein, Sir,“ sagte ich förmlich und ohne weitere Erklärung. Lagrange musterte mich streng. „Dann ist es ja gut,“ sagte er schließlich und entfernte sich ohne weitere Worte. Ich atmete langsam aus. Das konnte ja heiter werden. Den ersten Tag von der Außenmission zurück begegnete mir ein Arbeitsklima, gegen das der offene Weltraum gemütlich warm und eine klingonische Rocker-Kneipe friedlich waren. Aber ich bereute es nicht, Myers Kontra gegeben zu haben. Schließlich mussten wir hier alle zusammen arbeiten.
=A= Starbase New Hope, Hauptsicherheit, Tag 01, nachmittags =A=
Ich schaute auf die Zeitanzeige in der Ecke meiner Konsole. Noch eine Stunde bis Schichtende. Von der unvermeidlichen Aufregung über den neuen Chef abgesehen war der Arbeitstag bisher ereignislos gewesen. Ich hatte zwar durchaus genug zu tun gehabt, aber das war alles Routine gewesen. Das war vermutlich auch besser so, denn in der aktuellen Situation war ich nicht scharf auf einen echten, womöglich gefährlichen Einsatz – weniger aus Sorge um meine Sicherheit als weil ich fürchtete, dass wir dabei eine alles andere als gute Figur machen würden.
Nur noch 50 Minuten, dann musste sich die Spätschicht mit allem herumschlagen. Erst einmal brauchte ich noch einen Tee. Und anschließend würde ich mal in der Wissenschaft anfragen, wo der Bericht über... Verdammt, was war das für ein rotes Licht? Ich brauchte einen Moment, um die hereinkommende Notfall-Transmission auf meiner Konsole richtig zu deuten, so sehr war ich in Gedanken versunken gewesen. Dann jedoch handelte ich automatisch, nahm den Anruf entgegen und meldete mich mit einem professionellen: „Sicherheitsabteilung, Crewman Recruit Gordon, wie kann ich Ihnen helfen?“ Ich vernahm Stimmengewirr und Kampfgeräusche im Hintergrund, dann eine panische männliche Stimme: „Kommen Sie schnell, die machen mir hier alles kaputt. Mindestens einer liegt am Boden und rührt sich nicht mehr. Dabei wollte ich doch nur die Vorschriften erklären.“ Einer der Händler oder Gastwirte aus der Promenade, nahm ich an. So richtig weiterhelfen tat mir das aber nicht. „Wo sind Sie, Sir, und mit wem spreche ich überhaupt?,“ fragte ich, zumindest äußerlich die Ruhe selbst. „Ich wollte doch nur die Vorschriften erklären,“ wiederholte der Mann, „Ich wollte...“ Ein erstickter Schrei, dann brach die Verbindung plötzlich ab.
Ich winkte einen meiner Kollegen zu mir. „Wir haben hier einen Einsatz. Sag dem Chef bescheid,“ sagte ich ihm knapp, während ich mich schon wieder bemühte, herauszukriegen, von wo der Anruf bekommen war. Das allerdings gestaltete sich schwierig. Vermutlich würden wir warten müssen, bis der Unbekannte oder einer der anderen Betroffenen sich noch einmal meldete – oder aber die ganze Promenade durchsuchen. Ich fluchte leise. Noch vierzig Minuten bis Schichtende.
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