SB NH - Ens John Ertl - Sicherheit - ULOG 01 SD: 21031.0770

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
Inter.SL: FCpt.Kami - stellv. SL: VAdm. Michaela Quinn

Moderatoren: Chakoty, Oberkommando

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JohnErtl
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Di 15. Okt 2019, 06:42

Beteiligt: Cmdr Nico Huch, Crewman Merio
NPCs: Jonathan T. Murphy (CXO)

- 1091 Wörter -

[Einige Wochen zuvor, auf einem namenlosen Eismond nahe der klingonischen Grenze]

"Die Kälte ist ja schlimm genug, aber dieser verdammte Wind dazu..."
Fluchend schritt ich durch den kniehohen Schnee und stapfte zielstrebig auf die kleine Hütte zu. Nein, dieser Eimond am Rande des Föderationsraumes hieß mich alles andere als willkommen, zeigte sich von seiner garstigsten Seite. Vierzig Grad Celsius, minus natürlich, dazu Sturmböen mit bis zu 170 Stundenkilometer aus dem Nordwesten. Fast hätte ich die Landung vergeigt, und dann, als ich meine alte Lady endlich aufgesetzt hatte, musste ich eine geschlagene Stunde warten, um halbwegs akzeptable Bedingungen vorzufinden.
Wie gesagt - halbwegs.
Die dreihundert Meter von meinem Landeplatz zu der notdürftig aus Duranium zusammengeschusterten Behausung, die sich am Rande des riesigen, unter einer meterdicken Schneedecke begrabenen Schrottplatzes befand, zogen sich wie ein Ausdauermarsch in der Grundausbildung.
Wohnhaus, Labor, Werkstatt, Höhle eines Einsiedlers - all das und noch viel mehr traf zu. Als ich endlich durch die Schleuse durch war, erwartete mich erstmal pures Chaos, trübes Zwielicht, ein übler Geruch...
...und ein breiter, in Felle gehüllter Hüne, der ein schweres Disruptorgewehr auf mich richtete. Und bedrohlich knurrte.
"Reparaturen und Tauschhandel nur nach Vereinbarung. Wer bist du und was suchst du?"
Ich hielt meine Rechte hoch, klar und deutlich unbewaffnet - also die Hand, nicht ich im Ganzen - und zog mit der linken die Kapuze zurück, die mir bis jetzt tief ins Gesicht gereicht hatte.
Scheppernd fiel der Disruptor auf den Boden und der Gesichtsausdruck meines Gegenübers änderte sich von misstrauisch zu überrascht zu ungläubig.
"John? John Ertl? Du lebst?"
Keine zwei Sekunden später wurde mir von kräftigen Armen der Brustkorb zerquetscht und die Luft aus meinen geschundenen Lungen gepresst. Es dauerte einige Zeit, bis er mich aus seiner Umarmung entließ und ich mühsam nach Atem ringen konnte.
"John, du bist alt geworden! Und fett! Was ist denn mit dir passiert?"
Ich grinste.
"Hab zu Rauchen aufgehört. Und ein paar Jahre als Händler verbracht. Naja, eigentlich habe ich die letzten sechs Monate meinen Ruhestand an einem Strand in Queensland genossen. Aber der Lenz ist vorbei, ich geh zurück in den Dienst."
Der ehemalige Petty Officer starrte mich an, als hätte ich den letzten Rest meines Verstandes verloren.
"Wie, du gehst wieder zurück in den Dienst?"
Triumphierend reichte ich ihm das Pad rüber.
"Hier, schwarz auf weiß. Also, Orange auf Schwarz. Ich bin reaktiviert - als Offizier. Naja, nur als Fähnrich, aber trotzdem..."
McTiers blickte ungläubig zuerst auf das Pad, dann auf mich, dann wieder auf das Pad.
"Sie haben dein Offizierspatent reaktiviert? Ernsthaft? Wie verzweifelt muss die Sternenflotte denn sein? Holen sie jetzt schon ehemalige Sträflinge in den Dienst zurück?"
Ich zuckte mit den Schultern.
"Ganz besonders ehemalige Sträflinge. Zumindest dort, wo sie mich haben wollen. Lies weiter."
Seine Augen weiteten sich, als er meinen Marschbefehl fertig las.
"New Hope? Du gehst in den Gamma Quadranten? Willst du mich verarschen? Und überhaupt, wie kommst du dort hin?"
Das war die entscheidende Frage. Genau jene Frage, die erklärte, warum ich bei ihm in seinem selbstgewählten Exil aufgetaucht war.
„Dreimal darfst du raten. Und die ersten beiden Male zählen nicht.“
Es dauerte einige Augenblicke, ehe bei ihm der Groschen fiel. Dann sprang er an mir vorbei, riss die Türe wieder auf und lief hinaus in die Kälte, Eis, Schnee und den Sturm ebenso ignorierend wie mich. Ich wartete geduldig, und mindestens zwanzig Minuten vergingen, bevor er wieder zurück gestapft kam und mich kopfschüttelnd ansah.
„Du bist schon geisteskrank genug, dass du hierher geflogen bist. Aber keine Chance, dass du den Flug durch das Wurmloch schaffst. Nicht in diesem Zustand. Was zur Hölle hast du mit unserem alten Schiff angestellt? Da fehlen ganze Sektionen der Außenhülle!“
Ich zuckte mit den Schultern.
„Die Notkraftfelder halten noch ganz gut.“

„NOTkraftfelder! Ganz genau, John! Für den Notfall! Du kannst damit doch nicht Duranium ersetzen! Und überhaupt, wo sind die Torpedowerfer? Die Tarnvorrichtung?“
Ich seufzte.
„Konfisziert. Bewährungsauflagen, du verstehst? Keine Tarnvorrichtung, keine Torpedos, nur Disruptoren – und selbst für die mussten sich zwei Offiziere für mich verbürgen. Aber, im Ernst, wenn jemand die alte Dame nochmal flott bekommt, dann bist du es. Und Ersatzteile hast du auch genug, was ich so gesehen habe...“

--- Starbase New Hope – G001 – Sekundäres Sicherheitsbüro ---

„Danke, Crewman. Diese Station ist so riesig – ehrlich, ich wäre ohne Ihnen aufgeschmissen gewesen.“
Merio nickte höflich.
„Keine Ursache, Sir. Kommt na nicht gerade oft vor, dass man einen so – ähm – erfahrenen Ensign in Sicherheitsuniform planlos im Botschafterviertel herumirren sieht. Der auf so einem – naja – erfahrenen Schiff eingetrudelt kam.“
Ich lachte kurz auf.
„Keine Sorge, Sie dürfen das Wort ALT ruhig verwenden, das ist keine Beleidigung. Und die Avatar ist bald 90 Jahre alt, da verzeihe ich sogar die Bezeichnungen Schrotthaufen oder, liebevoller ausgedrückt, Museumsstück.“
Ich hatte nicht übertrieben – ich war aufgeschmissen gewesen, hatte mich nach meinem Antrittsbesuch beim CXO so gründlich verlaufen, dass ich in meiner Verzweiflung schon zwei kleine Streifen Latinum aneinander klopfte, um vielleicht einen „hilfsbereiten“ Ferengi anzulocken.
Das hatte nicht funktioniert. Stattdessen war ich auf einen Kollegen gestoßen, der mich gleich zu meinem neuen Vorgesetzten brachte – eben in die sekundäre Sicherheitsstation.
„Sir, Ensign John Ertl meldet sich zum Dienst, wie befohlen, Sir!“
Commander Huch blickte auf, musterte mich kurz und griff nach einem der Datenpads vor ihm. Man brauchte kein Hellseher oder Stufe 2 Telepath zu sein, um zu wissen, dass es sich wohl um meine Personalakte handelte.
„Stehen Sie bequem, Ensign.“
Ein leichtes Schmunzeln umspielte seine Lippen.
„Ensign – normalerweise stellst man sich dabei junge, enthusiastische Frischlinge von der Akademie vor, auf ihrem ersten richtigen Einsatz. Nicht einen Kriegsveteranen mit einer derart – naja, wie soll ich sagen – bunten Personalakte. Was haben wir denn da...“
Ich kannte die Situation, wusste, was von mir erwartet wurde: Nämlich still stehen und die Klappe halten, solange nichts anderes ausdrücklich gefragt war.
„...Unteroffizierslaufbahn, das volle Programm bis zum Chief, zur Offizierslaufbahn vorgeschlagen, ein Haufen Orden und Auszeichnungen, Brückenoffiziersprüfung in Gold. Das klingt ja ganz ausgezeichnet. Also, bis hierher. Aber da sind dann auch so Sachen wie drei Gerichtsverfahren mit zwei Schuldsprüchen, Meuterei, Anstiftung zur Meuterei, tätlicher Angriff auf einen Vorgesetzten, Raumpiraterie und Falschspiel. Und eine Lücke im Lebenslauf, die mit 8 Jahren auf Strafkolonien gefüllt ist. Ich nehme an, nicht als Aufseher oder Bewährungshelfer?“
Ich bis mir auf die Zunge, um nicht zu grinsen, schaffte es sogar noch, eine ernste Antwort zu formulieren.
„Nein, Sir, das nicht gerade. Aber alles ordnungsgemäß abgesessen oder begnadigt worden. Meine Zivilrechte sind noch ein wenig eingeschränkt, aber mein Offizierspatent ist wieder makellos – also, für einen ehemaligen Sträfling zumindest.“

Schreiber: Cmdr John Ertl
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Chars: Lt John Ertl, Sec, New Hope; Ens Harok, Tec, New Hope


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