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NH - Lt John Ertl - ULog01 - Stardate: 21212.1060

Verfasst: Mo 13. Apr 2020, 09:37
von JohnErtl
NH - Lt John Ertl - ULog01 - Stardate: 21212.1060
Personae: Crewman Verena Lionel, LtCmdr Damian Desean, PO 3rd Gerry McKennly
Erwähnt: Commander Huch
NPCs: Ensign Veronica Wells, Schwein-Schwein
Wörter: 1053

== New Hope == Sekundäre Krankenstation, Medizinisches Sonderlager ==

„Bevor ich nicht mehr daran denke es Ihnen zu sagen... Für die Zählung hier war Ensign Veronica Wells zuständig. Vielleicht hat sie noch irgendetwas bemerkt."
Das war in der Tat eine interessante Information. Dankbar nickte ich Crewman Lionel zu und machte mir weitere Notizen. Und weil die Katze das Mausen nicht sein lassen kann, auch einige geistige im Hinterkopf. Lionel war mit ihrer Borg-Vergangenheit zweifellos ein Unikum, auch wenn es inzwischen mehr solcher Flottenmitglieder gab. Aber vor allem war sie schon länger auf der Station als ich, und trug immer noch den einen, hauchzarten Streifen einer Crewman Recruit.
Das war auffällig, und Auffälligkeiten zu bemerken, gehörte zu meinem Job.
Vielleicht gab es hier eine ähnlich interessante Background Story wie bei Damian, den man ja schon fast mit vorgehaltenem Phaser zwingen hatte müssen, seine Beförderung anzunehmen. Und jetzt war er ein Lieutenant Commander. Commander Huch, LtCmdr Desean, Lieutenant Ertl. Wir waren viele Häuptlinge, aber zu wenig Indianer. Aber dem würde bald Abhilfe geschaffen werden - die Hilfskräfte hatten neuen Zulauf und die erste Handvoll neuer Crewmen war bereits im medizinischen Check-Up. Unter ihnen auch ein Petty Officer, hoffentlich mit genug Erfahrung, um die Frischlinge an der Hand zu nehmen.
Ich riss mich aus meinen Gedanken und versicherte Lionel abermals, dass ich den Fall persönlich übernehmen würde, ehe ich Schwein-Schwein zunickte und mich auf den Weg zur Sicherheitsstation machte.

== New Hope == Sekundäre Sicherheitsstation ==

Damian war sichtlich erfreut, mich zu sehen. Aus gutem Grund.
"Ah, John, da bist du ja. Kannst du die nächste Schicht auch übernehmen? Ich muss wieder zu einem der verdammten Meetings."
Ich nickte - konnte aber meine Neugier kaum verbergen.
"Um was geht es diesmal?"
Er zuckte mit den Schultern.
"Angeblich um einen neuen Einsatzbereich für mich. Also, schon noch hier auf New Hope, aber nicht in der Sekundären. Mal sehen, was unser Führungsstab wirklich von mir will."
Ha, hatte ich es mir doch gedacht. Natürlich hatten sie ihm die Beförderung nicht nur zum Spaß umgehängt, irgendwo war immer ein Haken. Und Damian kurz davor, herauszufinden, welcher denn genau.
"Alles klar, ich hab die Situation im Griff. Irgendetwas, das ich wissen sollte?"
Damian nickte.
"Ja, die neuen Rekruten sollten in einer halben Stunde hier sein. Ihre Personalakten liegen auf deinem Schreibtisch, mach mir einen Bericht, was du von ihnen hältst und welche Defizite wir ausgleichen müssen."
Das war mal eine interessante Aufgabe. Normalerweise war ICH das Defizit, das andere ausgleichen mussten. Halt - nein, diese Zeiten waren schon lange vorbei. Seltsamerweise ungefähr seit jenem Zeitpunkt, an dem ich mein Saufen in den Griff bekommen hatte. Mit einem Schlag realisierte ich, dass ich mich trotz meiner nun aufgehobenen Beschränkungen keine zusätzlichen Drinks gegönnt hatte.
Hm.
Ein gutes Zeichen.

Ebenso gut wie die Tatsache, dass aus den medizinischen Beständen zwar scheißviel - entschuldigt mein Klingonisch - gestohlen worden war, aber nichts, was wirklich kriegstauglich erschien. Keine Grundlagen für biogene Waffen, keine Virenproben, keine handelsbeschränkte Ware. Es ging offenbar wirklich nur um Geld - oder Eigenbedarf. Verdammt viel Eigenbedarf. Wie auch immer, keine akute Bedrohung für die Stationssicherheit, nur ein weiterer Diebstahlsfall.
Die seltsamerweise immer bei mir landeten.
"Manchmal braucht man einen Dieb, um einen Dieb zu fangen." - Diese Aussage von Huch, damals mit einem ordentlichen Schmunzeln getätigt, schien einen gewissen wahren Kern aufzuweisen. Und ich wollte den Commander auf keinen Fall enttäuschen.
"Lieutenant Ertl an Ensign Wells, bitte melden Sie sich in der sekundären Sicherheitsstation."

Fünf Minuten später öffnete sich die Türe - doch es war keineswegs Ensign Wells, die hereinkam.
Stattdessen fiel mein Blick auf fünf Crewmen Recruit und einen deutlich älteren Petty Officer 3rd, die sich in Reih und Glied vor mir aufstellten, salutierten und zum Dienst meldeten.
Und nur zwei von ihnen schielten ängstlich auf Schwein-Schwein, die inzwischen unter Damians Schreibtisch zusammengerollt schnarchte. Das fing gar nicht mal so schlecht an.

"Mein erster Befehl an Sie lautet - beobachten Sie und lernen Sie! Der Dienst auf einer Station in einem anderen Quadranten hat nicht viel mit dem gemein, wofür Sie ausgebildet wurden. In vielen Bereichen werden Sie von null anfangen müssen, eingetrichterte Regeln und Protokolle vergessen und neue, situationselastische lernen. Das ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance. Haben Sie mich verstanden?"

"Sir, jawohl, Sir!" aus sechs Kehlen. Ich grinste innerlich. Es gefiel mir gar nicht mal so übel, mal auf der anderen Seite zu stehen.

"Gut so! Die ersten Wochen werden Sie ein Zusatztraining absolvieren - und dazu Streife gehen. Teilweise mit erfahrenen Kollegen wie mir, teilweise mit den Hilfskräften ohne Starfleet Uniform. Machen Sie sich keine Illusionen - auch wenn sie offiziell Befehlsgewalt über diese haben, werden sie dennoch deren Anweisungen folgen. Beobachten und lernen, wie gesagt. So lange, bis wir Sie für tauglich halten, die Führung zu übernehmen. Haben Sie das verstanden?"

"Sir, jawohl, Sir!" - doch diesmal mit etwas weniger Enthusiasmus. Dennoch nickte ich zufrieden.
"Ausgezeichnet. Wegtreten. Ihr Dienstbeginn ist morgen 800."

Zackig salutierten sie und drehten sich um. Einer nach dem anderen verließ die Sicherheitsstation.
"Sie nicht, Petty Officer. Bleiben Sie hier."
McKennly drehte sich erstaunt um, machte wieder einen Schritt zurück.
"Das Privileg der Unerfahrenheit haben Sie nicht, im Gegensatz zu den Rekruten da draußen. Im Gegenteil, ich habe Ihre Akte gelesen - und setze einiges an Erwartungen in Sie."
Er musterte mich erst erstaunt, dann misstrauisch.
"Wie soll ich das verstehen, Sir?"

Ich grinste.
"Wir waren beide auf der Fairhaven. Mit dem Unterschied, dass ich damals schon alt war. Das war damals meine dritte Karriere, wir sehen uns hier in meiner Vierten wieder. Und ich kenne die Geschichte mit Ferenginar - im Vertrauen, ich hätte mich damals wahrscheinlich nicht viel anders verhalten."

Langsam stand ich auf, umkreiste meinen Schreibtisch, immer noch McKennlys Akte in der Hand.
"Wir sind hier weit weg von zu Hause, weit weg von der Flotte. Die buchstabengetreue Auslegung der Gesetze, Protokolle und Dienstvorschriften, die Sie damals in leichte und mich oft in viel gravierendere Schwierigkeiten gebracht haben, sind hier etwas - nun, wie gesagt, situationselastisch. Was wiederrum bedeutet, dass wir Unteroffiziere wie Sie gut gebrauchen können."

Ich streckte ihm meine Hand entgegen.
"Willkommen an Bord, Petty Officer, und willkommen zurück in der Sicherheit."