URPG 3 - Log 1 - Botschafter S'Tonn - SD: 21227.1035

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
Inter.SL: FCpt.Kami - stellv. SL: VAdm. Michaela Quinn

Moderatoren: Chakoty, Oberkommando

Antworten
Andrass
Beiträge: 192
Registriert: Do 15. Aug 2013, 09:50
Wohnort: Rostock

Di 28. Apr 2020, 09:23

URPG 3 - Log 1 - Botschafter S'Tonn - SD: 21227.1035

Personen: Botschafterin Deren (indirekt)
NPC’s: Pax (Assistentin), T’Len (Tochter)
Wörter: 1277

Titel: Ein neuer Anfang

Inhalt: Ankunftslog. Der Botschafter stellt sich vor.

(_¤¤_\ Büro des Botschafters, sekundäre Sektion Beta, Deck 12-15 /_¤¤_)

Ich legte den Stift beiseite und begutachtete das Schreiben welches vor mir lag und ich gerade unterzeichnet hatte. Es war Stilvoll gehalten und auf echtem Papier geschrieben worden. So richtig antik wie einige meiner Kollegen sagen würden. Aber Antik, das war ich auch, jedenfalls nach der heutigen Zeitrechnung. Ich betrachtete den Stift und nahm ihn erneut in die Hände um mein Auge ein ums andere Mal erneut darüber schweifen zu lassen. Ein ergonomischer Griff aus schwarzem Kunststoff mit einer Gummieinfassung zum besseren Halt an den Fingern. Die Schreibfeder an der Spitze glänzte im Licht der Deckenbeleuchtung und ein winziger Tropfen meiner bevorzugten schwarzen Tinte sammelte sich an der Spitze.

Langsam schraubte ich die dazugehörige Kappe auf den Schreiber und legte ihn an seinen Platz zurück. Mein Blick wanderte vom Schreiber weiter über den aufgeräumten Schreibtisch bis hin zu meiner Assistentin Pax. Sie stand schweigend vor mir und war sich ganz der besonderen Situation bewusst in der sie sich erneut hier auf der Station befand.

Ich musterte die große Andorianierin, die mir auf so vielerlei Art und Weise behilflich war. Nicht immer so ruhig und entspannt wie jetzt, oftmals mit Aufgaben betraut die ich niemandem sonst zutrauen würde. Ihr weißes Haar zeigte ihr inzwischen fortgeschrittenes Alter nicht an, nur die Falten in Ihrem Gesicht wirkten ein wenig strenger, tiefer und ihre Fühler sahen nicht mehr so ganz glatt wie in ihrer Jugend aus. Seid rund 20 terranischen Standardjahren war sie nun schon als meine Assistentin tätig und schien nur noch für diese Arbeit zu leben.

Sie räusperte sich und unterbrach meine Gedanken. Ich nickte ihr zu und sie schob das Dokument in die vorbereitete Hülle um es an die Empfänger weiterzugeben. Ich erhob mich vom Stuhl, rückte mein Gewand zurecht und goss mir aus einer Kanne auf dem Beistelltischchen etwas Tee aus vulkanischer Minze in meine Tasse. Der Geruch der Minze mit etwas Honig wand sich in Form eines leichten Dampffadens aus der Tasse und verteilte sich im Raum. Er brachte den Geruch der endlosen weiten vulkanischen Wüste mit sich, ein Duft der Entspannung und des endlosen Frei seins.

Ein Hauch von Melancholie streifte vorbei als ich an das große Fenster trat und hinaus ins All blickte. Mein Blick versank in der Unendlichkeit des Alls, meine Seele empfang Frieden und ich ließ meine Gedanken schweifen. Fern von der Station, fern von allem Lebenden schälte sich ein Gesicht in meine Gedanken. Tief aus dem Dunkel mit sanften und doch ernsten grünen Augen. Das Haar offen und ein wenig zerzaust so typisch unvulkanisch. Aber ich war ja auch kein typischer Vulkanier. Warum sollte ich dies dann von meiner Tochter erwarten. Ein leichtes Lächeln umspielte meine Mundwinkel während ich nach vorsichtigem Pusten einen Schluck Tee aus der Tasse nahm.

Abgesehen von der Wärme wurde meine Sinnesrezeptoren mit einem Hauch der Minze und dem kräftigen wenn auch gering beigemengten Geschmack des Honigs gestreichelt und verwöhnt. Dann floss die Flüssigkeit langsam die Speiseröhre liebkosend herunter um dann im Magen ein Gefühl von Wärme zu erzeugen. Ich spürte die Wäre direkt aufsteigen. Eine wunderschöne Sinfonie.

Genauso wie die Tasse. Kühl und sachliche Keramik, ihrem Einsatzweck perfekt entsprechend und umkipp uns Auslaufsicher. T’Len hatte sie mir zum Abschied gegeben, ebenso wie den Tee und mit den Worten „Ein Stück zu Hause.“ Ein Stück zu Hause für den rastlosen Wanderer zwischen den Sternen. Für jemanden der lange Zeit nirgendwo zu Hause war. Von Tomed bis zum diplomatischen Dienst war es ein sehr langer Weg gewesen. Phasen des Glücks wechselten sich mit Phasen des Leids. Die erneute Versetzung aus dem Oberkommando auf die Station konnte beides beinhalten, doch ein Zuhause war auch dieser Ort nicht für mich. Wurzellos trieb ich nur von einem Engagement zum nächsten. Vertrieb mir die Tage mit kleinen Extratouren und blickte doch müde auf meine nun bald 110 Jahre in diesem Leben zurück.

Ich nahm einen weiteren Schluck und schaute in die Tiefen der Tasse. Der Tee hätte den Innenbereich der Tasse bereits dunkel verfärbt, wenn der Töpfer dies nicht im Vorfeld bedacht hätte. Der Innebereich der Tasse bestand aus einem dunklen Ton, der die Dunkelfärbung durch den Tee schon im Vorfeld negierte, da er selbst dunkel war. Dennoch konnte ich darin die dunkeln und wilden Augen meiner ersten Frau schimmern sehen. Dunkel mit einer Spur von Gold wie flüssiges Feuer. Ein Spiegelbild ihrer selbst. Doch sie war aus meinem Leben zusammen mit den Kindern verschwunden und nicht mehr aufzufinden. Selbst für jemanden wie mich mit guten Verbindungen zum Oberkommando und dem Geheimdienst.

Ich nahm einen weiteren Schluck. Der neue Auftrag erschien mir schon fast wie die Möglichkeit diesem Phantom der Vergangenheit ein weiteres Mal entfliehen zu können. Meine Tochter hatte es als Flucht vor der Wirklichkeit beschrieben, mir aber dennoch Glück gewünscht. Sicherlich schloss sie die unlogische Möglichkeit nicht aus, dass ich hier so etwas wie Abwechslung finden würde, die ich auf Vulkan nicht hatte. Fern den Zwängen der vulkanischen Gesellschaft, die mit aller Macht versucht mir ein anderes Leben vorzuschreiben als ich wollte. Die mit aller Macht versuchte mich in meinen, wie sie sagten, besten Jahren erneut zu binden. Aber einer Bindung mit einer reinen Vulkanierin konnte ich nicht viel abgewinnen. Auch wenn meine letzte Frau eine gewesen war, saß der Schmerz noch immer viel zu tief. Bindungen zwischen 2 Telepathen waren seid jeher anders. Sie waren tiefer und bei ihrem Ende schmerzvoller als alles andere was ich je erlebt hatte.

Mit einem neuen Schluck Tee, der mich von innen her wärmte und die trübsinnigen Gedanken aus meinem Kopf wusch, schaute ich erneut aus dem Fenster. Statt des Weltalls sah ich jedoch nur mein Spiegelbild. Ein immer noch gutaussehender Mann, mit strengem Gesicht, in das sich markante Falten auf der Stirn, an den Augen und um den Mund herum eingegraben hatten. Auch wenn die Schläfen nun grau waren und sich durch das einst dunkle Haar nun so mancher Silberglanz zog, waren die Augen weiterhin hellwach und schon so manchem Kadetten hatte ich mit dem Blick aus ihnen zum schlottern gebracht. Ich schmunzelte bei der Erinnerung an so viele Gelegenheiten. Ein neuer Schluck und ich konnte den Grund der Tasse sehen.

Der Captain der USS Centaur war sehr zuvorkommend gewesen und ich hatte das übliche Prozedere über mich ergehen lassen. Großes Tamtam beim an Bord kommen, Essen mit den Offizieren, große Verabschiedung. Dinge die in den Kreisen der Diplomatie die Bretter der Welt bedeuteten, mir selbst aber schon immer zuwider waren. Ich war immer ein Mann der Tat gewesen und hatte dies auch stets in meine Arbeit einfließen lassen. Das herumscharwenzeln, um den heißen Brei herumreden, das war niemals meine Welt gewesen und doch ein wichtiger Punkt im Rahmen der Diplomatie. Das hätte auch lange Zeit so weitergehen können. Wenn, ja wenn mein Körper nicht die Reißleine gezogen hätte. Mein Arzt hatte mir Ruhe empfohlen. Meine Tochter hatte dafür gesorgt dass Pax mir mehr Arbeit abnahm und sich auch von meinen Ausflüchten nicht abbringen lassen, dass ich selbst sehr wohl in der Lage war auf mich aufzupassen. Aber diese beiden kannten mich besser als ich mich selbst. Ruhe und Entspannung waren nicht meine Welt.

Ich leerte die Tasse und stellte sie zurück auf den Tisch. Im Spiegel prüfte ich erneut den Sitz meines diplomatischen Gewands und schritt dann zur Tür. Botschafterin Deren wartete mit der ihr üblichen Ungeduld auf mein Erscheinen und es war nicht ratsam sie warten zu lassen. Verkörperte sie doch alle das, was ich nicht war.

tbc
Nichts ist wie es scheint, nichts bleibt für die Ewigkeit.

Lt Andrass Her'De'R - der bissige Techniker
Cr Skip - Der Fluch der Wissenschaft
Botschafter S'Tonn
Antworten