ROT - AT - Ensign Harok, TEC - MLog 10 - Stardate: 22039.1418

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
Inter.SL: FCpt.Kami - stellv. SL: VAdm. Michaela Quinn

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JohnErtl
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Fr 23. Okt 2020, 13:12

ROT - AT - Ensign Harok, TEC - MLog 10 - Stardate: 22039.1418
Personae: Lieutenant Ertl, Petty Officer 1st Class Gerry McKennly, Sergeant Major Lewis, Ensign Roberts
Erwähnt: LT Her'De'R, LT Montgomery, Schwein-Schwein
Wörter: 1162

=== Rotary Ozean === 154.135 Meter unter der Wasseroberfläche === Shuttle "Flussbarsch" === umgeben von inkompetenten Menschen ===

Ein diabolisches, verwerfliches, sadistisches Grinsen schlich sich in Lieutenant Ertls Gesicht.
"Wird schon schiefgehen, Ensign. Haben Sie Ihre Kotztüte dabei?"
Ich hatte keine Ahnung, was der in Unehren ergraute CXO von mir wollte.
"Meine was?"
Natürlich wollte ich mir vor dem vor seiner Zeit gealterten Ex-Sträfling mit nun ungerechtfertigten Offizierspins am Kragen keine Blöße geben, aber in diesem Fall musste ich nachhaken. Ich war ja mit so einigem Slang und primitiven menschlichen Dialekten vertraut, aber der Begriff "Kotztüte" war mir nicht nicht untergekommen. Nein, wenn es ein wichtiges Werkzeug war, so war es unerlässlich, in Erfahrung zu bringen, was...
...zu spät. Das Grinsen wurde noch breiter, als der Befehl gegeben wurde.
"ENERGIE!"

=== Rotary Ozean === Im Partikelstrom zwischen Flussbarsch und Seehecht, und doch gleichzeitig ganz woanders ===

Ein Transport mit Minimalenergie ist immer etwas ganz besonders, etwas, das man um jeden Preis vermeiden will.
Und das nicht einmal, weil es gefährlich ist - denn dies ist es ganz und gar nicht, wenn es richtig gemacht wird. Es gibt beim Beamen die Parameter Geschwindigkeit - Energiemenge - Präzision. Oh, natürlich diktiert die Distanz die minimalst erforderliche Energiemenge, um einen Gegenstand, den Hund eines Admirals oder eine Person von A nach B zu befördern. Aber wenn man diese Minimalstenergie nicht erhöhen will, so wie Ertl in diesem Moment, dann gibt es nur mehr zwei Faktoren, bei denen man Kompromisse eingehen kann. Zum einen die Präzision - aber nicht einmal Lieutenant Ertl wäre unverantwortlich oder dumm genug gewesen, bei einem Unterwassertransport von vollbesetztem Shuttle zu vollbesetztem Shuttle Abstriche bei den Zielkoordinaten zu machen. Es kann einem ganz schön den Tag vermiesen, wenn man halb in einem Schott oder einem Kollegen materialisiert.
Nein, er hat einfach die Transportdauer auf das Maximum verlängert - und das bedeutete mich für 23.8135 Sekunden im Partikelstrom.
Eigentlich sollte ich davon gar nichts mitbekommen.
Man dematerialisiert, ist im Transporterbuffer, wird übertragen, rematerialisiert.
Es gibt kein organisches Gehirn, dass Empfindungen, Träume oder Ängste haben kann.
Theoretisch.
Praktisch hat jeder von uns an der Akademie die Memoiren von Captain Scott gelesen, der 70 Jahre in einem Transporterpuffer verbracht hatte. Oh ja, nach dem Rematerialisieren kam es ihm vor, als wäre er nur wenige Wochen oder Monate weggewesen, doch Jahre später kamen die Erinnerungen zurück. Scott beschrieb lebende Visionen, Träume, Zwiegespräche, an die er sich im hohen Alter erinnern konnte - aber die zweifellos geschehen waren, während er im Transporterpuffer der USS Jenolan vor sich hin schlummerte. Aber, wie gesagt, das war ein Puffer, eine Suspension.

Ich hingegen bin im Partikelstrom, im laufenden Transport, und alle Zeit ist so relativ wie es uns die Grundlagen der Physik lehren. Physik? Davon kann ich mich verabschieden. Ich bin gefangen in einem metaphysischen Albtraum, einer Jenseitserfahrung, ohne zuvor gestorben zu sein. Ich sehe mein bisheriges Leben an mir vorüberziehen, sehe meine Errungenschaften, mein Genie bei der Arbeit, meine Abschlusszeremonie an der Sternenflottenakademie. Ich sehe meine nichtsnutzigen aktuellen Kollegen, diese unterentwickelt, geistig mir hinterherhinkenden Klotze am Bein meiner Karriere, die meine Errungenschaften und Leistungen nicht zu würdigen wissen.
Ich sehe die Zukunft, die nächsten Jahre und Jahrzehnte, MEINE Zukunft, die Karriere in Starfleet, die scheinbar viel zäher vorangeht als erwartet. Ich habe graue Haare, noch ehe ich meine Commander Pins anhefte, ich bin fast im Rentenalter, als ich mein erstes Kommando bekomme - Moment? Ein Transportschiff??? - und kurz darauf ist es auch schon wieder vorbei.
Ruhestand, auf Vulkan.
Von meiner Familie nicht mehr viel übrig, die entfernten Cousins und Nichten reden kaum mehr mit mir.
Das alte Haus meiner Eltern, bis auf mich vollkommen verwaist.
Ich sitze davor, blicke auf die Überreste von Pflanzen, die unter meinen Händen verwelkt sind.
Ich bin allein.
Einsam.
Leer.

Und dann kommt ein Lichtblitz, für einen winzigen Bruchteil einer Sekunde sehe ich eine andere, unwahrscheinlichere, aber mögliche Zukunft. Ich sehe mich mit Montgomery Karten spielen, mit einigen Kollegen aus der Wissenschaft auf dem Holodeck im Wildwasser eines simulierten Flusses bootfahren, nicht als Auftrag, nicht als Training, sondern als Vergnügen. Ich sehe mich Ertls stinkendes Targ streicheln. gemeinsam mit Her'De'R an einem optimierten Phaseninduktor arbeiten, der alles bisher dagewesene in den Schatten stellt. Ich sehe einen fernen Geburtstag von mir, zwei Pins an meinem Kragen, Kollegen (oder sogar schon Freunde?) einen Kuchen mit Kerzen heranschleppen und dabei spekulieren, wieviele Kerzen es eigentlich sein müssten. Noch mehr Jahre, schnellere Beförderungen, mehr eigene Kommandos, ein Lektorenposten an der Akademie - und dann wieder mein Elternhaus.
Doch diesmal lebt das Grün vor der Tür, und ich weiß, das es dies nur tut, weil der junge Fähnrich, den ich auf der Akademie ausgebildet habe, ein Bewässerungssystem installierte. Und mich regelmäßig besuchen kommt.
Ebenso wie meine Freunde aus alten Zeiten, die mit mir auf der New Hope, der Prophecy, der Leviathan und der Chuck Norris dienten.
Ich bin nicht allein.
Ich bin erfüllt.
Glücklich?

=== Rotary Ozean === 157.135 Meter unter der Wasseroberfläche === Shuttle "Seehecht" ===

Mich befiel akutes Unwohlsein, gefolgt von antiperistaltischen Bewegungen. Mit anderen Worten, ich kotzte mir die Seele aus dem Leib. Aber ich kotzte nicht nur Standardgericht 13A für Vulkanier (Im Prinzip Kartoffelbrei mit Karfiol, alles ungewürzt) aus, sondern auch all meinen unterbewussten Unmut, mein Überlegenheitsgefühl, meine Aversion gegen die Menschen, mit denen ich arbeitete.
Und einen Gutteil meiner Arroganz.
Ich wusste, welche Zukunft die bessere war, und es lag an mir, nach ihr zu greifen.
"Es geht mir gut, McKennly" versuchte ich den Petty Officer zu beruhigen, der sich sichtlich Sorgen um mich machte, ehe Sergeant Major Lewis sich um mich kümmerte - und ja, mir war vollkommen bewusst, welchen erbärmlichen Anblick ich abgeben musste. Aber ich hatte eine Pflicht.
Einen Auftrag.
Mühsam kam ich auf die Beine, klammerte mich an meine Werkzeugkiste und taumelte auf das Panel zu, hinter dem die überhitzte Spule lag. Meine Finger zitterten, als ich die Abdeckung öffnete - und beinahe einen richtig menschlichen Fluch ausgestoßen hätte. Denn sie war nicht einfach überhitzt, sondern durchgeschmort. Irgendetwas musste bei den Umbauarbeiten schief gegangen sein, irgendwo hatten wir eine Kühlkomponente falsch verkabelt.
Mir blieb nichts anderes übrig - ich musste improvisieren.
Etwas abseits der Vorschriften und Handbücher versuchen.
Auf gut Glück, sozusagen.
In diesem Fall eine Art Bypass, ein Versuch, das Shuttle auch ohne der Spule wieder flott zu bekommen.
Einige Adaptionen hier, eine Umleitung da, den Plasmafluss über die Steuerbordseite regulieren und...
"Wie sieht es aus, Ensign?"
Ich drehte mich, immer noch bleich, blass und zittrig, zu Lewis um.
"Wir sollten wieder Höhen.... ich meine Tiefenkontrolle haben. Ensign Roberts, versuchen Sie es einmal, die Steuerdüsen für horizontale und vertikale Bewegung laufen auf 27.5%. Ich versuche, den Antrieb wieder herzustellen. Sergeant Major, könnten Sie mir bitte helfen, die Abdeckplatten an der gegenüberliegenden Wand zu entfernen? Ich muss einige Umbauarbeiten erledigen, und, ganz ehrlich, im Moment bin ich für jede helfende Hand dankbar."

Schreiber: Cmdr John Ertl
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Chars: Lt John Ertl, Sec, New Hope; Ens Harok, Tec, New Hope


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