NH - PO1st Arksu’R FinloEd – TEC – URPG Log 1 – 23196.1435

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
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Di 29. Mär 2022, 13:21

NH - PO1st Arksu’R FinloEd – TEC – URPG Log 1 – 23196.1435

Personen: Niemand direkt

Wörter: 1.161

Die Geister schrien. Irgendetwas beunruhigte sie, während mein Volk Vorbereitungen zu einem Ritual traf. Es war nicht die richtige Zeit. Es war nicht der richtige Ort. Es war falsch.

Ich lief zwischen den Häusern umher und suchte meinen Vater, den obersten Kultführer unseres Klans, und ersten Berater des Königs. Ein Sturm deutete sich an, graue Wolken bildeten sich über den Hügeln, welche meine Heimatstadt im Königreich Dundomar umgaben, und die Luft blies mir kalt entgegen. Die Geister schrien weiter. Da vorne war mein Elternhaus. Meine Schwester kam heraus und versuchte mich wegzustoßen, Tränen in den Augen. Hatte das mit den aufgebrachten Geistern zu tun? Sanft stieß ich sie beiseite und betrat das Haus, in Erwartung meinen Vater anzutreffen, doch er war nicht da. Die Panik in mir wuchs immer stärker an. Verzweifelt suchte ich nach meiner Schwester, um sie nach meinem Vater zu fragen, doch sie war anscheinend weggelaufen. Ich versuchte ihr nachzurufen, doch ich konnte meine Stimme nicht hören, entweder weil die Geister zu laut waren, oder weil meine Stimme komplett versagte.

Ich musste ihr nachlaufen, ihre Spur aufnehmen. Sie lief geradewegs auf das Haupthaus zu, einem langgestreckten Versammlungshaus, in dem viele Rituale und Zeremonien abgehalten wurden, vor allem wenn Könige aus anderen Reichen zu Besuch waren, sei es wegen Verhandlungen, gemeinsamen Festen, oder sogar Kriegserklärungen. Letztere hatte mein Königreich glücklicherweise sehr lange nicht mehr bekommen.
Das Haupthaus war zeremoniell beschmückt, doch es war nicht die richtige Zeit für dieses Fest. Zudem war die Konstellation falsch, es waren einige Elemente des Frühjarsfestes gemeinsam mit dem Erntefest und der Totenweihe verbunden. Es war falsch. Die Geister kreischten immer lauter, der Sturm kam richtig in Fahrt.
Ich wollte weiter ins Haupthaus, doch wurde von Wachen und deren Äxten aufgehalten. Ihre Schwerter waren noch an der Seite befestigt. Einer schüttelte den Kopf und sie hielten mich davon ab weiterzukommen. Nur noch ein paar Meter, doch die beiden waren einfach zu stark, ich konnte mich keinen Zentimeter weiterbewegen. In der Tür zum Haupthaus konnte ich meinen Vater sehen, seine zeremonielle Gesichtsbemalung war bleich, seine Augen schienen leer. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Die Geister schrien immer lauter.

~~Starbase New Hope - Crewquartiere~~

Zitternd erwachte ich aus meinem Traum. Nervös blickte ich mich um, um festzustellen, dass ich in meinem Quartier auf der Starbase war. New Hope, wie sie von den meisten Bewohnern genannt wurde.
War es ein Traum gewesen? Eine Vision? Visionen begegneten mir normalerweise nicht im normalen Zustand, sondern eher im Zusammenhang mit bestimmten Zeremonien. Und das auch nur in Verbindung mit der Aufnahme bestimmter Kräuter und Tränke, wie ich gelernt hatte. Jedoch war auch das nur ein bestimmter Teil unseres Klans, der dafür empfänglich war, meine Familie hatte dazugehört. Visionen waren also nichts wirklich Neues für mich.

Doch seit ich von meiner Heimatwelt genommen wurde, hatte ich keinen Zugriff mehr auf die Inhaltsstoffe unserer Zeremoniebeigaben, und somit auch keine weitere Vision mehr. Außerdem war ich mit Sicherheit zu weit von den Geistern der Heimatwelt entfernt. In der Hoffnung, dass mir doch welche bis hierher gefolgt waren, betete ich sie immer noch an. Vielleicht gab es auch bestimmte Geister im Vakuum des Weltalls, das wurde auf meiner Heimatwelt nie bedacht. Laut Sternenflottendefinition war meine Welt in einem Stadium der Industrialisierung, auch wenn sich manche Teile unserer Kultur seit mehreren Jahrhunderten erhalten hatten. Zumindest traf das auf das Königreich zu, in dem ich aufgewachsen war. Zwischen den einzelnen Reichen bestanden viele Unterschiede, sowohl in der Technologie, als auch in einigen kulturellen Facetten.

Meine Gedanken waren in der Vergangenheit gefangen. Auf meiner Heimatwelt. Bei meinem Volk. Bei meiner Familie. Es war schon einige Jahre her, dass ich von dort entführt worden war. Sollte ich versuchen herauszufinden wo sich meine Welt in diesem riesigen Universum befand? In letzter Zeit hatte ich nicht ernsthaft darüber nachgedacht. Das lag vor allem daran, dass ich mich hier gut integriert hatte, und außerdem meine Schuld bei der Sternenflotte für meine Rettung und meine Aufnahme begleichen konnte. Doch irgendetwas regte sich in meinem Geist, dass ich zumindest einige Anstrengungen unternehmen sollte. Vielleicht konnte mir ja jemand helfen.

Es beunruhigte mich, wie weit mich mein Traum verfolgte und beeinflusste. Vielleicht musste ich zuerst einmal richtig wach werden und mich mit der täglichen Arbeit ablenken. „Kamoranische Kräutermischung.“, sagte ich dem Replikator im Wohnbereich meines Quartiers. Viele Menschen und auch andere Spezies bevorzugten morgens ein schwarzes und bitteres Gebräu, das Kaffee genannt wurde, und auch dessen Verwandte von anderen Planeten als der Erde, doch ich mochte morgens etwas Süßeres und Erfrischenderes. Besonders diese Mischung, die mir ein Mitgefangener bei einem der Sklavenhändler empfohlen hatte, hatte es mir angetan.
Generell konnte ich die Liebe zu diesen bitteren Getränken nicht nachvollziehen, das erinnerte mich eher an Medizin oder Zusätze zu manchen Gesundheitsritualen, die mein Vater mich das ein oder andere Mal hatte durchführen lassen. Nach einigen Malen hatte ich den Geschmack hassen gelernt, genauso wie ich gelernt hatte, dass ich nie ein spiritueller Führer meines Volkes werden wollte.

Der letzte Mitbewohner, der mit mir in diesem Quartier residiert hatte, war ebenso ein Junkie dieses Getränks gewesen. Er hatte das Glück gehabt und war in der Akademie aufgenommen worden, und durfte somit ein neues Quartier beziehen. Seitdem wohnte ich temporär alleine hier.

~~Starbase New Hope - Hauptpromenade~~

Die technische Abteilung hatte einen genervten Ruf von der Hauptpromenade bekommen, einige Lampen würden flackern. „Hier ist doch keine Disko!“, war gefallen.
So musste jemand danach schauen, und ich war froh eine doch sehr simple Aufgabe wie diese erledigen zu können, da mich meine nächtliche und geistige Reise in die Heimat doch immer noch sehr heimsuchte. So stand ich nun auf einer Anti-Grav-Einheit und überprüfte die Beleuchtung, während diese fröhlich vor sich hin flackerte. Soweit ich es sehen konnte, war es eine einfache lokale Fehlfunktion. Um sicher zu gehen, richtete ich meinen Tricorder an weitere Beleuchtungseinheiten, konnte aber auch dort keine weiteren Anomalien entdecken.

Die restlichen Schritte waren Routine. Sicherungen betätigen, Gehäuse öffnen, Leuchtmittel austauschen, das Ganze wieder in umgekehrter Reihenfolge. Beim Tauschen sah ich mir die Leuchteinheit genauer an und schweifte mit den Gedanken wieder in meine Heimatstadt und dem Haupthaus. Was hatte die seltsame Zusammenstellung der einzelnen Symbole zu bedeuten gehabt? Was war nur los mit mir? Was war los mit den Geistern? Vielleicht sollte ich einen Termin bei einem Counselor machen. Auf der USS Gordon, welche mich gerettet hatte, hatte ein Counselor versucht mir zu helfen bei Trauerbewältigung. Doch ich hatte keine Trauer in mir, auch keinen Zorn. Nur Dankbarkeit, dass ich gerettet wurde, und den Stolz, dass ich es geschafft hatte zu entkommen. Und Dank an die Geister. Dennoch war der Counselor bei jeder Sitzung sehr nett gewesen, vielleicht half es ja mit jemandem zu sprechen, dessen Profession in diese Richtung ging. Bei meinen direkten Kollegen traf dies nicht zu. Viele beschäftigten sich mehr mit der Technik der Station oder den andockenden Schiffen, als mit Personen.

„Wie viele Sternenflottentechniker braucht es, um eine Glühbirne zu wechseln?“, ertönte eine Stimme halb hinter, halb unter mir.
Blau
Dem Genitiv sein Tod
Das Dem vom Dienst

Kein Rollenspieler
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