BRI – Mariss Log 1– Amh Log 3 – 12332.0016

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Elis Karen
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Do 11. Aug 2011, 23:12

BRI – Mariss Log 1– Amh Log 3 – 12332.0016

Wörter Amh: 1318
Wörter Mariss: 1500

~ Deck 10 ~
-Schiffscasino-

Endlich mal etwas, auf das ich mich ganz persönlich freuen durfte. Seit wir an Bord zurück waren, hatte ich Mariss noch überhaupt nicht gesehen, wenn ich auch schon in Kontakt mit ihr gestanden hatte. Zu all den Gerüchten, die um ihren Landurlaub kursierten, oder die ich kursiert gemacht hatte, wollte ich doch auch wissen, was sich nun wirklich abgespielt hatte.

Also saß ich in freudiger Erwartung auf die ungleiche Frau am Fenster im Casino und starrte die Tür an. Essen hatte ich organisiert – jetzt wollte ich dass sie hier war, sich setze und anfing mir zu erzählen.

Es fühlte sich gut an zurück auf der Britannia zu sein. Wirklich. Ich hatte die letzten Wochen und Monate zusammen mit einigen sehr ungemütlichen und auch misstrauischen Charakteren verbracht. Misstrauen ist eine Sache, aber als Betazoidin war das unangenehmer als sonst. Misstrauen war eine oberflächliche Emotion und damit eine die ich immer spüren konnte. Es fühlte sich ungefähr so an als würden mich die Personen um mich herum ständig mit zu Schlitzen verengten Augen und gerümpften Nasen mustern. Das kann man ein paar Stunden ertragen. Aber Tage? Wochen?
Dass P’Thall mich aus der Untersuchungshaft holte hatte ich gehofft, aber hatte ich das erwartet?
Nein!
Ich wusste, dass man das Verfahren gegen mich fallen lassen, meine Karriere damit aber beendet sein würde. Nicht dass ich ihr nachtrauern würde, aber es war trotzdem frustrierend all seines erarbeiteten Rufes und Ruhmes beraubt zu werden, nur weil ein Dahergelaufener entscheidet, dass ich eine Gefahr sei.
Zurück auf der Britannia war alles anders. Die Leute mochten mich vielleicht nicht alle, aber die meistens respektierten mich bis zu einem gewissen Punkt.
Und wo wir schon beim Mögen und Respektieren waren. Bei manchen Personen beruhte so etwas ja auch auf Gegenseitigkeit.
„Hallo Amh“, grüßte ich ruhig und zurückhaltend als ich ihm Casino an sie herantrat und mich auf den ihr gegenüberliegenden Stuhl setzte. Ohne weiter abzuwarten nahm ich die Servierglocke von dem Teller der vor ihr, oder besser gesagt vor mir, auf dem Tisch stand.
„Crêpe mit karamellisierten Utabeeren“, ich lächelte zufrieden und nahm erst einmal einen Bissen. Das anschließende Stöhnen über das gute Essen konnte ich mir leider nicht ganz Verkneifen. Aber das machte nichts, ich hatte seit Wochen kein ordentliches Essen mehr gehabt.
„Also gut“, schmunzelte ich schließlich als ich kurz die Gabel beiseite legte um mir etwas des aromatisierten vulkanischen Tees, der auch bereitgestellt worden war einzugießen. „Was möchtest du wissen?“


„Alles“, antwortete ich, nachdem ich sie ausgiebig beobachtet hatte und lehnte mich ein Stück vor, um ihr eine Beere zu stibizen.

Ich schloss die Augen und verlor mein Lächeln.
„Sie haben mich festgenommen“, gab ich leise zu. „Wegen Hochverrat haben sie mich angezeigt. Wohl weil ich angeblich Information der Sternenflotte über Tarntechnik an die Romulaner weitergegeben hab. Vollkommener Schwachsinn natürlich.“
Ich nahm mir noch einen Schluck Tee. Er war gut. Sehr gut sogar. Ich war ehrlich, ich konnte den Unterschied zwischen repliziertem und echtem Essen nicht schmecken. Ich war vollkommen zufrieden mit dem was ich hier hatte und ob die Atome jetzt von der Natur oder von Computern aneinandergelegt worden waren, konnte mir reichlich egal sein.
„Wie die mich dran gekriegt haben?“, fing ich Amh’s Frage auf bevor sie die überhaupt stellte. „Wohl ein ganzer Haufen Mist über Verfahrensfehler und unzufriedene Untergebene. Nichts womit sie durchgekommen wären. Aber zwei Monate in U-Haft wären schon drin gewesen und damit mein Ruf endgültig zerstört. Eine ganz fiese Nummer.“
„Verstehe aber … Moment … Du ließt meine Gedanken gerade“, fragte die Terranerin unwirsch.
Ich riss die Augen auf. Was für ein Schwachsinn, ich hatte doch nicht … oder doch? Verdammt ich hatte. Und las immer noch die oberflächlichen Gedanken von mindestens zehn Leuten in unserer unmittelbaren Umgebung. Ich musste das abschalten.
Ich schloss die Augen die ich eben noch weit aufgerissen hatte vor Konzentration und strich mir über das Gesicht.
„Verzeih mir bitte“, meinte ich ehrlich. „Das sind die Nachwirkungen der Haft. Die haben mir Psi-Blocker verabreicht damit ich keine Gedanken mehr lesen kann. Ich bin aber zu stark, als dass das längere Zeit, also mehr als ein oder zwei Stunden, bei mir wirken würde. Als sie das bemerkt haben wurde noch ein Neuraler Unterbrecher dazu geschaltet. Hab immer noch Kopfschmerzen davon. Auf jeden Fall bin ich seit dem irgendwie feinfühliger … empfindlicher … feiner eingestellt … Nenn’s wie du’s willst.“


Ich hatte mich zurückgelehnt und mich entschieden das etwas angenehmer für sie zu machen.
„Es ist anstrengend nicht hyperaktiv zu sein, oder?“, dabei fuchtelte ich mit meinem Cider – der wieder nicht so schmeckte, wie ich es gern gehabt hätte, vielleicht gab es diesen Geschmack auch gar nicht – in der Hand an meinem Kopf herum, als wolle ich Wellen simulieren. Cythia nickte und ich ebenso. „Dann lass es.“, sie sah mich verwirrt an. „Versuch dich nicht zurück zu halten. Wenn das nicht anstrengender ist als es ganz zu lassen. Ich glaube dass ich mehr erfahre, wenn du es einfach fließen lässt, denn die Hälfte von dem, was du bisher erzählt hast wusste ich schon und offensichtlich ein bisschen mehr – deine Anklage lautete auf Hochverrats, aber nicht wegen der Technik, sondern weil sie jemanden in deiner Kontaktreihe als Überläufer haben verschwinden lassen.“, wie zu einem Toast hob ich mein Glas kurz und nickte wieder.

Ich hatte Cythia nie gefragt, was sie da eigentlich tat, denn dass sie etwas tat war mir schon seit 6-6 klar. Und als der Geheimdienst seine Beteiligung ja beinahe bestätigt hatte in dem er sie inhaftierte, hatte ich zumindest eine Richtung gehabt, in der ich suchen konnte. Jeder hatte seine Geheimnisse. Natürlich wollte ich sie wissen, doch ich wusste bereits, dass es für alles seine Zeit gab.

Ich fuhr mit der Hand durch mein Haar bis ich kurz mit den Fingerspitzen die dick emaillierte und ansonsten reichlich schlichte Haarnadel berührte. Eine Haarnadel mit einem Gerät welches, einmal aktiviert, alles bis auf das teuerste und modernste Abhörequipment davon abhalten würde ein Gespräch aufzuzeichnen. Eine Haarnadel, die ich seit meiner Entlassung aus der Untersuchungshaft immer bei mir trug.
Und dann folgte ich dem Rat meiner Lieblingsterranerin. Ich ließ meinen Gedanken freien Lauf. Im Gefängnis war alles was ich gehört hatte das Flüstern von Kriminellen und Wachen. Ihre niedersten Wünsche und Gelüste waren alles was mich aus der Stille des empathischen Nirwana riss. Als ich mich wieder der Welt öffnete war es wie das erste Mal.
Alles erstrahlte in neuen Farben.
Alles wurde wieder lebendig.
Ich fühlte mich wieder frei. Ich fühlte mich wieder mächtig und nicht länger hilflos wie noch vor wenigen Tagen. Und ich kam dem Gefühl wieder einen Schritt näher das man bekam wenn man sein Leben selbst in der Hand hielt.
Besagte Hand zog ich in einer geschmeidigen Bewegung wieder von der Haarnadel weg, die ohne die ausgebliebene Aktivierung eben nur ein Haarnadel blieb.
„Weißt du, ich hab ein paar Theorien zu einigen Sachverhalten erarbeitet. Vor allem wenn ich mir die neue Mission so anschaue erscheint Vieles in einem neuen Licht. Aber das sind fürs Erste nur Ideen. Und im Moment bin ich vom Geheimdienst abgeschnitten. Was mich vor ihm schützt.“
Und Ihn vor mir, gab ich in Gedanken an Amh zu.
„Ein Andermal vielleicht“, meinte ich entschieden aber lächelte wieder. „Und nun erzähl mir von dem Kerl der mir den CSO-Posten vor der Nase weggeschnappt hat. Ich konnte ihm ja bis jetzt aus dem Weg gehen und ich traue ihm nicht.“
„Wieso misstraust du ihn, wenn du ihn nicht kennst?“
„Ich misstraue allen Männern die längeres und seidigeres Haar haben als ich.“


„Du kannst ihm ja nach seinem Trick fragen.“, schlug ich Mariss vor, doch sie winkte ab. Ich war nicht ganz glücklich darüber, dass sie das Thema gewechselt hatte, denn ich glaubte nicht, dass es damit einfach getan war. Wenn der Geheimdienst sie wirklich vom Haken ließ, was an sich schon eine physikalische Unmöglichkeit darstellte, so hatte sie es selbst gesagt – war sie mit diesen Geheimniskrämern noch längst nicht fertig. Das interessierte mich zum einen, weil ich neugierig war und zum anderen, weil Mariss nicht die einzige an Bord war, an der der Geheimdienst gesteigertes Interesse hatte. Mir würde doch eine Geschichte nicht am Ende die andere ruinieren.

„Was Petersen angeht kann ich dir nur sagen, dass er einen Stock im Arsch von den Ausmaßen eines Pulsars hat.“, ich schüttelte den Kopf. „Hätte ich mir aussuchen dürfen, wer dem Captain und mir auf Deck zwei Gesellschaft leistest wärst du meine Wahl gewesen.“

„Danke, dass du das sagst. Und danke nochmal, dass du es meinst. Bei unserem Herrn Captain muss ich mich eh noch bedanken. Der hat mich da schließlich rausgeholt, aber ich bin mir sicher du weißt das schon. Es sei im Übrigen noch hinzuzufügen, dass die von Starfleet Intelligence zwar jetzt gesteigertes Interesse an mir und Thorn haben, aber ihre Griffel erst einmal wieder einfahren mussten. Der Captain hat dafür gesorgt und ich hab auch ein paar Leute aktiviert. Das sollte uns für ein paar Monate den Rücken freihalten.“
Ich nahm noch einen Schluck Tee.
„Obwohl ich’s ja nicht wissen kann, da ich ihm aus dem Weg gehe, scheint Peterson bisher mit Abwesenheit zu glänzen. Viele Crewmen aus der Wissenschaft denken immer noch ich wär ihr Boss“, erklärte ich lachend und verschluckte mich fast an der vorletzten Utabeere. Vorletzte? Hey!
„Wenn du mir die letzte Beere auch noch klaust bist du des Todes“, erklärte ich gespielt gefährlich und richtete meine angespitzte Gabel in Richtung von Amh’s unschuldig wirkender Hand, die eben noch eine violette Frucht in den nun ebenso unschuldig wirkenden Mund geschoben hatte.
„Du kannst dich ja einfach so benehmen als wärst du der Boss und dir gehöre der Laden, also so wie immer. Vielleicht geht Peterson wieder bevor irgendjemand den Schwindel bemerkt“, versuchte die Irin abzulenken.
Ich dachte kurz nach. Eigentlich keine schlechte Idee.
„Hat was für sich. Du als Sicherheitschef und praktischer erster Offizier könntest ja sein Quartiert verschieben. Dann niste ich mich auf Deck zwei ein und niemand merkt, dass er je da war“, schlug ich verschwörerisch vor.


„Der Kerl hat angeboten umzuziehen. Er wolle den Captain und mich nicht stören.“, ich musste allein bei den Worten grinsen und Mariss verschluckte sich nun endgültig an ihrem Essen. Aber dann schüttelte ich den Kopf. „Nein. Auf dieser Mission haben wir es nicht mit offenen Aggressoren zu tun oder Spitzeln, die von irgendwo eingeschleust wurden. Was glaubst du wie der Admiral schaun würde, wenn einer von seinen Leuten versuchen sollte den Aufbau des Tores zu sabotieren.“, sie stimmte mir schadenfroh grinsend zu. „Wenn du ein wenig Zeit erübrigen kannst, schau doch mal, was du bezüglich Resolution und Sprungtorgegner rausfinden kannst.“

„Ich bin dir schon einen Schritt voraus. Oder zumindest einen halben. Vom Quantenslipstream hab ich wenig Ahnung, da ich bis jetzt keinen Zugriff auf die Daten hatte. Ich hatte mich vorher nur mit dem Transwarp beschäftigt und das ist zwar eine verwandte aber anders funktionierende Technologie. Die stellte sich aber später als Flop heraus. Keine Forschung und nichts weiter als umgebaute Borgtechnik. Wissenschaftliches Laienwerk. Beim Slipstream sieht’s anders aus. Gib mir zwei oder drei Tage Zeit um mich einzulesen und ich garantiere dir ich kann mit dem Konstrukteur über des Konstruktionsfehler fachsimpeln bis er mich rausschmeißt.“
„Du meinst ungefähr zweieinhalb Minuten“, kam es bissig von vorn.
Ich ignorierte den Kommentar gekonnt.
„Was das Sprungtor angeht bin ich vorbelastet. Die Technik scheint im Prinzip auf den Arbeiten Doktor Lenara Kahn’s aufzubauen, und da habe ich persönlich mitgewirkt. Sie ist selbst eine gute Freundin von mir, eine meiner wenigen bevor du fragst. Eine sehr intelligente Frau und was fürs Auge ist sie auch noch. Das Wurmloch ist aber nur die halbe Miete, das Tor ist der Knackpunkt. Ich will dich nicht mit Physik langweilen, aber im Grunde ist es nicht viel mehr als ein gewaltiger Subraumstabilisator um den Ereignishorizont eines solch massiven Raum-Zeit-Verwerfung zu stabilisieren und eine konstante Dualität beider Zustande in ein und demselben Raumfenster bei konstanter oder zumindest nur im Mikrocochrane fluktuierender Cochranedichte …“
„Cythia.“
„Ja?“
„Du langweilst mich mit Physik“, unterbrach mich Amh gutmütig.


„Jetzt schon?“
„Ja. Außerdem ist das nicht um was ich dich gebeten habe. Die Technologie kommt mir ganz gelegen. Wenn sie uns ermöglicht agiler und flexibler zu sein, kann das dem Leichnam namens Föderation nur gut tun. Ich wollte, dass du mir mit deinen Möglichkeiten sagst, ob unser Vorhaben auf Widersacher stoßen wird. Genau gesagt halte ich es für ausgeschlossen, dass jeder begeistert ist. Die Frage ist nur wer und wie gut sind sie organisiert. Dabei sollst du mir helfen.“
„Das ist zwar weniger spannend als Physik, aber ich glaube das lässt sich einrichten.“, wieder nippte sie an ihrem Tee und ich sah zufrieden über den leeren Teller hinweg zu ihr.
„Warst du eigentlich schon bei einem Counselor?“
„Und du?“
„Wie war das in deiner Abteilung? Petersen lässt sich nicht blicken?“

„Ja“, ging ich knapp auf ihre Ablenkung ein. „Die neuen rennen mir immer noch die Bude ein. Ich warte meistens zehn Minuten damit sie Zeit haben zu sehen, dass sie im falschen Büro sind und lege meist noch demonstrativ ein PADD mit meinem Namen und Bild im Großformat auf den Tisch. Wenn sie das dann nicht verstehen schick ich sie auf irgendeinen Botengang in die Astrometrie.“
„Auch eine gute Idee, aber lass dir das nächste Mal auch ‚nen Kaffee holen.“
„Klingt gut. Übermorgen gleicher Ort gleiche Zeit?“
„Darauf kannst du getrost einen lassen.“
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