Redmond – o2 – Ens Yu`She – Sec – SD:13043.1685

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Yu'She
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Wohnort: USS Britannia

Do 27. Okt 2011, 15:51

Redmond – o2 – Ens Yu`She – Sec – SD:13043.1685


Personen: LtCmdr Kelav T’Rish.


Worte: 1.798


~ USS Redmond ~
-Gastquartier-


Es gab nicht wirklich viel zu tun, die meiste Zeit verbrachte ich mit dem Studium einiger Missionsberichte und dem Versuch einer Kommunikation mit meiner Mutter auszuweichen. Letztlich schien es dem Kommunikationsoffizier zu mühsam gewesen all ihre Nachrichten weiter zu leiten und stets meine Absage zu bekommen und so aktivierte sich das Terminal in meinem Quartier.
„Findest du das witzig?“, ihre Worte waren hart und sollten mich verletzen. Bevor ich mich erheben und auf den kleinen Hocker vor der Konsole setzen konnte schubste ich die schlafende Katze von meinem Schoß. Sie bewegte sich träge und legte sich sofort wieder hin. „Was ist das?“, wollte meine Mutter wissen.
„Meine Katze.“, erklärte ich und spürte meine Fühler vibrieren.
„Deine was?“
„Katze. Ein irdisches Säugetier, das als Haustier gehalten wird.“, erklärte ich präziser und setzte mich. Meine Mutter schnaubte. Ihre Augen waren glasig, sie hatte Augenringe und ihre Haut wirkte wie Pergament. Ledrig, faltig, alt. „Hast du getrunken?“
„Dank dir ist das ja wohl kaum möglich.“, ihr Ton war polemisch, wie eh und je und ihr Grinsen zeigte mir, dass sie sehr wohl die Möglichkeit hatte. Parallel öffnete ich ein Textfenster und tippte eine Nachricht an das Medical Center auf der Erde.
„Was möchtest du?“, fragte ich und wusste, dass es mich fertig machen würde, egal was sie sagte. Doktor Jengs hatte mir empfohlen nicht zu reagieren. Sie einfach reden zu lassen. Und wenn es mir zu viel wurde, die Verbindung zu unterbrechen. Doch das hatte ich noch nie fertig gebracht.
„Dir nochmals dafür danken, dass du mich in diesem Loch allein lässt.“, knurrte sie und ihr Kopf verschwand aus dem Kameraumfang. Sie hatte es also wieder geschafft sich etwas in ihr Zimmer zu schmuggeln.
„Es ist die beste medizinische Einrichtung-“
„-das hast du mir schon ein Dutzend Mal gesagt! Hälst du mich für bescheuert?!“, unterbrach sie mich und ich schüttelte den Kopf.
„Natürlich nicht.“
„Dann behandel mich nicht so! Ich bin kein dummes Kind, das glaubt Offizier spielen zu können!“, ich schluckte.
„Mutter-“.
„-komm mir nicht mit `Mutter`! Du weißt ganz genau, dass das eine Sackgasse ist. Du bist nicht gut genug um bei der Sternenflotte zu dienen! Die nehmen nur mutige und selbstbewusste Leute. Keine Mädchen wie dich, die ständig ihre Zunge verschlucken!“, mir tat die Nase weh, weil sich mühsam unterdrückte Tränen ihren Weg in meine Augen suchten. Ich wollte etwas erwidern, aber fand die Worte nicht und schloss den Mund wieder, hielt den Blick gesenkt, weil ich ihrem vorwurfsvollen Blick nicht begegnen wollte. „Pah. Genau das meine ich. Nicht mal bei mir bekommst du dein Maul auf. Es würde mich interessieren, wer auf die grandiose Idee gekommen ist dir zu sagen du hättest das Potential für den Dienst.“, nun schossen mir die Tränen wirklich in die Augen. „Jetzt fang nicht wieder an zu heulen! Grundgütiger, das hält doch keiner aus! Machst du das bei deinen Vorgesetzten auch? Heulst du ihnen was vor, wenn du nicht weiter weißt? Ich schicke dir ein paar Taschentücher mit Monogramm, dann zeigst du wenigstens ein bisschen Anstand.“
„Hör auf.“, bat ich leise. „Hör doch bitte endlich auf damit.“, ich wischte mir mit den Fingern unter den Augen entlang.
„Bitte? Wiederhol das, ich hab dein Genuschel nicht verstanden.“
„Warum tust du das? Warum verletzt du mich immer wieder so?“, nun sah ich ihr doch in die Augen und meinte etwas wie Triumph darin zu erkennen.
„Hör endlich auf zu flennen, du Kleinkind! Du verletzt mich so, warum tust du das, das ist so gemein.“, sie äffte mich nach und verdrehte die Augen. „Du gehörst nicht unter diese Leute. Du gehörst zu mir und wir gehören nach Gemini. Sieh es endlich ein und beende diese Scharade!“, durch meinen Kopf flogen Bilder von dem grauen kleinen Planeten, von den andorianischen Gardisten, die den Ort noch grauer machten, an die gedrungenen Gebäude, deren Fassade nie einen Sonnenstrahl gesehen hatten. Und ich sah meine Mutter in der heruntergekommenen Behausung, die sie ihr Heim nannte, in der es stank, die dreckig und versifft war und in der es keinen Flecken gab, von dem ich nicht schon Erbrochenes, Urin, aus Wut an die Wand geworfene Vasen, Essen und allem sonstigen gereinigt hatte.
„Nein, dahin will ich nie wieder zurück kehren.“, erklärte ich unter Tränen und schüttelte so vehement ich konnte den Kopf. Ich hörte meine Mutter stöhnen.
„Du rennst in dein Verderben, du blöde Kuh! Wie lang dauert es, bis du das endlich begreifst? Wie bescheuert bist du eigentlich?“, ich presste die Lippen aufeinander. Hören Sie einfach nicht hin. Schalten Sie ab, wenn es Sie zu sehr verletzt. Es ist Ihre Entscheidung. Doch ich konnte die Hand nicht heben und den Bildschirm verstummen lassen. Ich konnte nicht. Doktor Jengs hatte mich einmal gefragt, ob die Worte meiner Mutter falsch formulierte Sorge sein könnten. Dass sie Angst um mich hat und mich beschützen will. Nur deswegen versucht sie mit allen Mitteln, mich davon abzuhalten Dienst bei der Sternenflotte zu tun. Sie hatte diese Idee nach dem ersten Treffen mit meiner Mutter endgültig verworfen, doch der Gedanke Mutter könnte mich lieben und Angst um mich haben, war tröstlich.
„Du hast noch nie etwas richtig gemacht. Es wird Zeit, dass du es einsiehst und nach Hause kommst, verdammt! Du bist genau wie ich!“, umso schmerzhafter war die Erkenntnis, dass es nicht so war. Mir einredend, dass ich sie nehmen musste, wie sie nun mal war, mit all ihren Fehlern und ihr einfach unterstellen musste, dass sie irgendwo Liebe für mich fühlte, wand ich den Kopf ab und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Er blieb an der Katze hängen, die unter dem Tisch lag. Ich blinzelte die Tränen weg, denn sie verschleierten meine Sicht und ich glaubte etwas sei eigenartig an der Art, wie sie da lag. Mutter spuckte weiter Gift und Galle, doch ich hörte sie nicht mehr, denn die Katze wurde von Krämpfen geschüttelt, sie gab einen lang gezogenen, gequälten Laut von sich, ehe sie sich übergab. Ohne etwas zu sagen erhob ich mich und ging zu dem Tisch hinüber, ließ mich in die Hocke sinken. Das Erbrochene war blutrot. Die Katze versuchte sich zu erheben, doch sie kam nicht weit. Hektisch sah ich mich um, nahm eine Unterlage, die wohl zu Dekorationszwecken auf dem Tisch gelegen hatte und wickelte die Katze darin ein.
„Entschuldige Mutter. Ich glaube die Katze ist krank. Computer, Verbindung trennen. Zeige mir den kürzesten Weg zur Krankenstation.“, das Gesicht meiner Mutter war bereits verschwunden, als ich mit der Katze vor dem Display erschien. Eilig versuchte ich mir den Weg einzuprägen.

Die Katze wie ein wertvolles Bündel haltend lief ich im Trab durch die Gänge, wich gelegentlich auftauchenden Crewmitgliedern aus.
„Entschuldigung. Verzeihen Sie.“, waren die häufigsten Worte. Als ich endlich beim Turbolift ankam trat ich von einem Bein auf das andere. Zwei weitere Leute warteten, doch es waren Unteroffiziere, die mich in Ruhe ließen. Ungeduldig wartete ich und es war mir noch nie so lang vorgekommen. Die Türen öffneten sich und ich wollte schon hineinstürmen, als ich den Lieutenant Commander erkannte, der mir die letzten Tage schon mehrmals begegnet war. Wie vom Donner gerührt blieb ich stehen, sah seinen Blick, der mich musterte, ehe er eine Augenbraue hob. Ich spürte die Unteroffiziere hinter mir, sie wollten in die Kabine treten und ich stand ihnen im Weg. Der Andorianer trat einen Schritt zur Seite und senkte den Kopf ein wenig, sodass ich doch eintrat und mich neben ihn stellte.
„Verzeihung, Sir.“, meine Stimme klang verschluckt und ich wollte noch mehr, dass der Turbolift schneller fuhr. Doch es dauerte und dauerte und ich fühlte mich unwohler als je zu vor.


-Krankenstation-

„Das ist eine Katze.“, erkannte die Medizinerin korrekt.
„Ich glaube sie ist krank.“, hilflos hielt ich ihr das Tier näher hin. Anders als sonst wehrte sie sich kein bisschen, was allein schon Besorgnis erregend war.
„Das ist eine Katze.“, erklärte die brünette Frau erneut.
„Können Sie sie nicht behandeln?“, fragte ich und spürte Angst in mir. Ich hatte mich an das Tier gewöhnt. Seit zwei Jahren war sie immer bei mir gewesen.
„Ähm, doch, ich denke schon.“, sie sah sich um und dirigierte mich zu einem der Biobetten. „Legen Sie sie mal hin. Hat sie einen Namen?“, ich schüttelte den Kopf und zog die Unterlage zur Seite. Die Katze atmete flach und unregelmäßig.
„Was hat sie denn?“, fragte ich und konnte die Hände nicht von ihr nehmen. Die Medizinerin nahm einen Trikorder zur Hand und scannte. Die Lippen schürzend deaktivierte sie ein Piepen. „Was bedeutet das?“, fragte ich besorgt.
„Dass der Trikorder mir mitteilt, dass es sich um eine Katze handelt.“, verwirrt sah ich sie an. „Hat sie die letzten Tage gefressen?“, ich brauchte nicht zu überlegen.
„Ja. Wie immer.“, sie zog die Augenbrauen zusammen.
„Füttern Sie sie mit Metall?“, wieder blinzelte ich unsicher.
„Nein, sie bekommt das Katzenfutter aus der Datenbank.“
„Sie teilen Ihre Rationen mit der Katze?“, ich nickte. Warum sollte ich das nicht tun? Sie brauchte etwas zu fressen und viel war es ja nicht. „Alle Achtung, das machen nicht viele.“, ich verstand nicht, was sie mir sagen wollte. „Also, es scheint sie hat ein Stück Metall verschluckt.“, ich suchte in meinen Erinnerungen nach einem Augenblick, in dem das passiert sein könnte.
„Sie ist mir gestern morgen weggelaufen.“, erklärte ich und die Medizinerin nickte.
„Dann wird sie wohl auf ihrem Ausflug etwas gefressen haben.“
„Und was machen wir jetzt?“
„Wir müssen das Metallteil aus ihrem Verdauungssystem entfernen, bevor es mehr Schäden anrichtet. Es hat die Magenschleimhaut verletzt, den Darm beschädigt. Ich werde erst das Metallteil entfernen und anschließend die inneren Verletzungen schließen. Danach müssen wir ihren Metabolismus reinigen, denn es sind bereits Darmbakterien in ihr Blut geraten.“
„Aber sie wird doch wieder gesund, oder?“
„Natürlich wird sie das. Zu Ihrem Glück haben wir momentan keine Notfälle, also kann ich sie direkt behandeln. Wenn Sie sie morgen abholen ist sie wie neu.“
„Morgen erst?“, fragte ich schockiert.
„Die Behandlung wird einige Zeit in Anspruch nehmen und danach möchte ich sie eine Nacht zur Beobachtung hier behalten. Ich werde Sie informieren, wenn Sie das Tier abholen können.“, ratlos sah ich die Medizinerin an. „Sonst noch etwas?“, fragte sie und ich hörte ihre Ungeduld. Also schüttelte ich den Kopf.
„Nein.“, sagte ich leise. „Dankeschön.“
„Gerne. Lassen Sie sie los, sonst kann ich sie nicht mitnehmen.“, sagte die Frau noch und schob mich ein Stück zur Seite. Das Tuch ließ sie liegen und ich erkannte, dass die Katze ihre Notdurft darin verrichtet hatte. Peinlich berührt nahm ich das Tuch mit, als ich die Krankenstation verließ.

Der Gedanke allein in meinem Quartier zu sitzen graute mir. Jedes Atom dieses Schiffes schien mir sagen zu wollen, dass ich nicht hier sein sollte. Dass ich nicht willkommen war.
Mein Magen knurrte.
Dann erst mal essen.
Y

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