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RubensWolf
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So 11. Dez 2011, 22:14

Wörter: 1090


Beteiligte Personen: Ens Tritucv (NPC, erw.), MCPO Maidie (NPC, erw.)



== Deck 04, Quartier 4.546 - 221 ==

Ein leises Seufzen entkam mir, als ich sorgfältig das wenige Kleinod in meiner Reisetasche verstaute. Ich verschloss den besseren Beutel mit einem zirpenden Geräusch, stemmte die Hände in die Hüften, und sah mich kurz um. Das Quartier war wie immer ordentlich, fast zu sehr, denn manchmal irritierte es mich. Nach einer Nachtschicht zurückzukommen, und das Gefühl zu haben, als würde man diese Betten noch nie benutzt haben, diesen Terminal noch nie aktiviert, verhinderte jede persönliche Bindung. Und dennoch strich meine linke Hand, beinahe wie aus eingebläutem Drill, über eine sanfte Welle in der Oberfläche der Decke, lies sie verschwinden. Weniger überrascht war ich ob des seltsamen Gefühls, welches ich immer noch mit meiner Prothese hatte, als der unerwarteten Präzision, mit der ich die Handbewegung ausführte. Es passte, auf eine schauerliche Art und Weise, zu dem Selbstverständnis eines Borg, denn ich fühlte mich, als wäre es ein... Vorteil. Schnellere, Präzisere Eingaben am Terminal, verbesserte Feinmotorik, und, so ich mich denn eingehender damit beschäftigte, vielleicht noch so manch anderer Vorteil könnte mir damit zur Verfügung stehen.

Meinen Spind öffnete ich, beinahe hielt ich die Luft an, und dennoch war darin nichts überraschendes zu finden. Keine Bilder von Familie, oder Geliebter, keine Andenken an Zuhause. Ich war nicht der Typ, der solche Sentimentalitäten nach außen hin zur Schau stellte, ich sah mich selbst mehr als ein Bewahrer guter Erinnerungen. Ich hatte es stets mehr genossen, Geschichten aus vergangenen Tagen zu hören, als mir Urlaubsbilder auf einem Anzeigefeld zu sehen. Kramen konnte man es nicht nennen, als ich sorgfältig drei meiner Habseligkeiten von der vierten nahm, um an mein Notizbuch zu kommen. Es war weniger ein Notizbuch, als eine Aufzeichnung meiner Erlebnisse und Gedanken. Weniger Tagebuch, als Vorlage für spätere Memoiren, erinnerte ich mich selbst, und öffnete eine beliebige Seite. Es war mir bald klar, dass es sich noch um eine Notiz von der Phoenix handelte.

Es ging dabei um Epiphany, und mich. Schon nach wenigen Zeilen schloss ich das kleine Büchlein, und verstaute es in der Seitentasche meines Gepäcks, zusammen mit der Füllfeder. Auch das andorianische PADD verstaute ich am selben Fleck, bevor ich die braune Lederjacke anzog. Erinnerungen an die Phoenix begleiteten mich dabei bei jeder dieser Bewegungen, schon ab dem Moment, als ich beim Lesen an das erinnert wurde, was mir so sehr fehlte. Es würde auch auf der Akademie nicht besser werden, befürchtete ich, denn menschlicher Kontakt fehlte mir deutlich. Natürlich würde ich mit weiteren Kadetten ein Quartier teilen, doch war ich denn wirklich der Typ Mensch, der mit Allen gut auskam? Oder war ich nur eher der, der von niemandem beachtet wurde?





Ich trat ein letztes Mal an die Konsole heran, und nahm auf dem kleinen Drehstuhl davor Platz. Als wäre es jemals mein eigenes Domizil gewesen, sah ich über das Quartier, das zu aller erst Trips war. Es gab nur wenige Berührungspunkte zwischen uns beiden, und so musste ich mir auch nach Monaten auf der Britannia eingestehen, dass ich ihn kaum kannte. Wer weiß, vielleicht würde sich das ändern, wenn ich zurückkommen würde. Als Fähnlein, kam mir wieder in den Sinn, und ebenso der trockene Nachgeschmack bei dem Gedanken. Ich hatte nie einen Rang mehr verabscheut, als den Fähnrich, verbunden mit einigen schlechten Erinnerungen an so manchen Absolventen, der die Bars meiner Jugend unsicher gemacht hatte.

Überhebliches, nur halb eingelerntes Personal, aber Hauptsache man bekam sein gemütliches, gehobenes Quartier, den schicken Pin am Kragen, und anscheinend oft auch noch einen schlechten Haarschnitt und ein falsches Grinsen dazu. Ganz auf Kosten der Sternenflotte. Selbst mir, einem einfachen Chief Petty Officer, war es schon passiert, dass mich ein solcher Ensign darauf ansprach, wie denn zum Beispiel die Multi-Phasen-Scanner funktionierten, oder wie man den Computer dazu bringen konnte, hochgradig divergente Wahrscheinlichkeitsberechnungen durchzuführen.

Aber nicht alle waren so... Mein Gewicht verlagerte sich in dem Sessel nach hinten, und ich kippte etwas nach hinten, verschränkte die Arme hinter dem Kopf, starrte kurz an die graue Decke. Yu'She, so erinnerte ich mich, hatte etwas seltsam... normales, "menschliches" an sich. Nichts von der Hochnäsigkeit, die ich so sehr verabscheute, eher noch punktete sie für mich mit Interesse an der Arbeit. Und, sie schien kein Problem mit mir zu haben, doch fragte ich mich, weil sie mich noch nicht kannte? Wir hatten uns kaum über etwas anderes, außer das bisschen Herumgeblödel unterhalten, das ich meine Forschung nannte. Ich musste schmunzeln, als ich mir selbst im Gedanken sagte: "Damit bekommt man keinen Ehrentitel vom Daystrom-Institut."





Ich lehnte mich mit dem linken Ellenbogen auf den Tisch und aktivierte den Computer. Es dauerte nicht lange, und ich konnte damit beginnen, meine Nachricht abzutippen, nachdem ich den Empfänger und die Vertraulichkeitsstufe definiert hatte. Meine Finger begannen, in schnellem Wechsel die Eingabefelder zu berühren, über das glatte Material zu tanzen, und so wie ein Urvolk die sich aneinander fügenden Buchstaben auf den Bildschirm zauberten. Zuerst war es ganz einfach, ich schrieb vor mich hin, was mir einfiel, dachte nicht weiter darüber nach. Der Kontext wechselte, von einer möglichst unverfänglichen Begrüßungsfloskel über genauere Kommentare und Vorschläge zu der Forschung, bis hin zu einer Erklärung, fast Rechtfertigung, warum ich dieses Schreiben verfasste. Ich wusste nicht, wem ich damit unterbewusst versuchte, zu erklären, warum ich hier gerade saß, und einen kleinen Brief verfasste, mir oder ihr. Also wies ich das Programm an, allen bisherigen Input zu löschen, und atmete tief durch. Von meiner momentanen Position wies ich den Computer an, mir einen Melange in einem Thermo-Becher zu replizieren, und ließ mein Heißgetränk dann unbeachtet in der Nische stehen. Ich tippte eine neue Nachricht:

"Geschätzte Ensign Yu'She,

ich wechsle noch vor Abflug der Britannia auf die Starbase, da ich gemäß Befehl meine Ausbildung an der Akademie beginne. Mein Transfer auf die Erde erfolgt umgehend mit einem Frachtenschlepper, daher wird es wohl eine ermüdende Reise.
Ich wollte Ihnen, auf Grund Ihres Interesses, die Möglichkeit geben, die Forschung im Simulator fortzusetzen, beziehungsweise, meine Forschung als Grundlage eigener Simulationen zu nutzen. Ich würde Sie lediglich darum bitten, mich bei Gelegenheit zu informieren, da Ihre Ergebnisse zweifelsfrei auch für mich von Interesse sein werden.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und eine angenehme Dienstzeit auf der Britannia. Möglicher Weise treffen wir uns wieder, sollte ich nach meinem Abschluss wieder diesem Schiff zugeteilt werden.

mit besten Grüßen
Rubens Wolf"


Die Nachricht wanderte durch das interne Kommunikationssystem, und als der Computer den Transfer bestätigte, deaktivierte ich den Terminal. Ich erhob mich, legte mir den Tragegurt meiner Reisetasche über die Schulter, und nahm meinen Kaffee aus dem Replikator. Ich vernahm nur das Zischen der Quartiertüren, die sich hinter mir schlossen.

Semper Fi, Britannia.
Cad Rubens Wolf hat das Hirn an den Toren der Akademie abgegeben...
Vi veri universum vivus vici.
Bild

"Oh du lieber Augustin!"
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