Brit – Log o6/04 – Lt jG Pering/CPO Zemus - Med - 13147.2228

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Mi 8. Feb 2012, 22:18

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|> Krankenstation <|

Wirklich gut ging es mir nicht. Aber wie sollte es mir auch sonderlich gut gehen, wenn man die halbe Nacht wachgehalten wird durch ewiges Wehklagen und pausenlose Vorwürfe von der Stimme in meinem Kopf. Langsam glaubte ich immer mehr, dass irgendetwas mit meinem Hirn beziehungsweise meinem geistigen Zustand nicht unbedingt stimmte. Und dann sollte ich unbedingt auf eine Außenmission? Schön und gut, vielleicht brachte mich das ganze ja auf andere Gedanken…aber warum musste es unbedingt ein Planet sein, der von humanoiden Schafen bewohnt wird? Anfangs fand ich das Ganze noch recht witzig, schließlich wusste ich, dass sich dafür einige als Riesenschafe verkleiden mussten und ich in erster Linie sehen würde, wie sich diese Leute in Schafe verwandeln würden…aber da wusste ich noch nicht, dass ich eines dieser armen Schweine – oder Schafe? – sein würde. Und das schlimmste an der ganzen Sache war, dass mein Bart verschwindet musste. Mein glorreicher Bart. Mein ganzer Stolz. Verdammte bartlose Schafe…
Allzeit genervt hieß es für mich: Teamarbeit. Ich hasse Teamarbeit. Weshalb sonst hätte ich mich zwischenzeitlich für eine Karriere als Einsiedler entschieden? Und das schlimmste an Teamarbeit war: Es ist nicht möglich, einfach mal sich schleifen zu lassen, da es auffallen würde. Man kann nicht einmal spontan einen Kaffee trinken und Leute beobachten, nein, man musste aktiv Arbeiten. Der Stimme in meinem Kopf fiel dazu nur ein Kommentar ein: Kaffeekaffeekaffeekaffeekaffee….




Das Problem mit dem Fell war wirklich eine Herausforderung. Wer würde schon seinen ersten Gedanken an die Beschaffenheit des Felles verschwenden. Man erwartet ja auch nicht gleich, dass das Fell aus faserförmigen Strukturproteinen mit einem erhöhtem Schwefelanteil besteht. Darüber hinaus scheint die Wolle der männlichen Stranderianer eine leicht andere Beschaffenheit als ihre Weibchen zu haben. So ist die der Männchen bei weitem rauer und steifer, während bei dem Weibchen mehr Pheromone in der Wolle hängen bleiben. Dies ist für die männlichen Stranderianer sehr anziehend, leider wirkt es für andere Rassen eher stark unangenehm. Daher mussten wir versuchen den weiblichen Geruch zu imitieren und ihn in dem künstlich gezüchteten Fell einzubetten.
Um den Körper nicht zu überlasten wird das Fell durch eine biologische Klebeschicht an den Körper angebracht. Innerhalb von 30 Minuten sollte sich die Klebeschicht mit der Haut des Crewmitglieds verbinden und danach erst wieder durch einen Laser entfernen lassen können. Zudem hatte die Klebeschicht den Vorteil, dass unangenehme Juckreize vermieden werden konnten. Das größte Problem vor dem wir standen waren die Bereiche der Haut die nicht durch die Wolle verdeckt wurden. Hier würde uns zwar die künstliche Verfärbung der Haut helfen, aber es löste nicht das Problem von den speziesindividuellen Merkmalen. So würde uns letztlich nur die Möglichkeit bleiben eine gezüchtete Hautschicht über die echte zu legen.


Aus dem Augenwinkel konnte ich einen scheinbar sehr beschäftigten Denobulaner erkennen. Wegen irgendetwas war er scheinbar sehr beschäftigt. Wovon auch immer, vermutlich Kleinigkeiten. Aber das traurige bei solchen Verkleidungsspielchen war schließlich immer noch, dass es echt aussehen musste. Täuschend echt. Optimalerweise so echt, dass die weiblichen Crewmitglieder von irgendwelchen vermutlich betrunkenen Strandern in versifften Bars angebaggert werden. Oder die männlichen Crewmitglieder werden eben von diesen Strandern angebaggert… erinnerte mich die Stimme in meinem Kopf. Da können wir alle wirklich nur hoffen, dass die Sache mit den Pheromonen gut geregelt wird. Trotzdem wusste ich, dass ich in der folgenden Nacht Albträume von einem betrunkenen Schaf, dass mich spontan antatscht.
Ich bemerkte, dass der Denobulaner scheinbar kurz Zeit hatte, weshalb er mich näherte, denn ich sah vermutlich für ihn wie ein angenehmer Gesprächspartner aus – als ob – und wirkte, als ob ich auch gerade kurz Zeit für Small Talk hätte. „Finden Sie nicht auch den erhöhten Cysteingehalt in der Proteinstruktur des Fells faszinierend?“ Einen kurzen Moment blickte ich den Arzt verwirrt an. Cystein, Proteinstruktur, Fell…alles Dinge, die ich alles andere als faszinierend fand. Und außerdem Dinge, von denen ich nur begrenzt Ahnung hatte. Nicht umsonst bin ich Arzt geworden und kein Wissenschaftler. „Um ehrlich zu sein, hatte ich darüber noch keinen wirklichen Gedanken verschwendet,“ antwortete ich ihm. „Meine letzten Gedanken drehten sich um die Pheromone…“ Der Denobulaner schaute mich für einen kurzen Moment fragend an, aber scheinbar hatte ich den Eindruck erweckt, dass ich wirklich Lust auf Small Talk hätte.



„Bereiten Sie sich auf eine Paarung vor?“ fragte ich höflich nach. Warum sollte der Mann sonst über Pheromone nachgedacht haben?
Doch der Mann schien irritiert und antwortete: "...fragten Sie gerade, ob ich mich mit einem Schaf paaren wurde?"
Wie kam er jetzt auf diesen abwegigen Gedanken? Gut in der Geschichte der Menschheit gab es wohl einige die es mit der Tierliebe etwas zu gut meinten, aber ich war davon ausgegangen, dass in unserem Zeitalter diese Unzucht nicht mehr auf der Erde herrschte.
„Verzeihen Sie. Ich glaube hier herrscht ein Missverständnis. Da Sie anscheinend gerade sehr über Pheromone nachdachten und sie in letzter Zeit viel Zeit mit Mrs. Amh verbrachten und sie soweit ich die menschliche Psychologie verstehe recht attraktiv ist, dachte ich Sie hätten Interesse an ihr.“
Ein wenig Verwirrung trat in seinen Blick und das Gesicht begann sich deutlich zu röten. Interessante Reaktion. Zudem schienen seine Augen geweitet zu sein.
„Tut mir leid, aber ich stehe nicht unbedingt auf dominante Frauen" doch kaum war er mit seiner Antwort fertig schaute er unsicher weg. Ein weiteres Indiz, sollte ich nachhaken oder sollte ich ihn lieber in Frieden lassen, schließlich war das unsichere wegschauen ein deutliches Zeichen dafür dass es ihm unangenehm war.
Allerdings musste ich das einfach wissen.
„Also versteh ich das richtig? Sie haben kein Interesse mit Mrs Amh zu kopulieren? Sie ist doch eine recht attraktive Frau, hm? Und dennoch haben Sie kein Interesse? Also ich muss zugeben, als Denobulaner ist es schwer so ein Desinteresse zu verstehen, schließlich ist Fortpflanzung doch das natürlichste der Welt.“
Nun entgleisten seine Gesichtszüge und sein Gesicht nahm die Farbe einer reifen Tomate an. Anscheinend hatte ich einen Nerv getroffen. Ob dieser nun positiv oder doch eher negativ war würde sich in wenigen Augenblicken offenbaren


Um ehrlich zu sein hatte ich nie im Leben erwartet, dass ich jemals mit einem Denobulaner über die wichtigste Nebensache der Welt reden würde. Und obwohl ich es nie erwartet hätte, hatte ich doch immer gehofft, dass ich niemals zu einem solchen Gespräch kommen würde. Mit einem Denobulaner über so etwas zu reden ist in etwa wie das erste Aufklärungsgespräch der Eltern: Peinlich, unangenehm und von einer Seite aus viel zu offen. „Nun ja, also…“ ich versuchte meine Gedanken irgendwie auf einen Punkt zu bringen, sodass ich nicht noch weiter rot anlief, denn trotz meines Bartes dürfte man das mittlerweile sehr gut erkennen. Dabei hatte das nichts mit Amh zu tun sondern rein mit der Tatsache, dass da gerade ein Denobulaner mich über mein Sexualleben ausfragte.
„Ehm…“ Wirklich hilfreiche Antworten, Tom, meinte die Stimme in meinem Kopf. Los, geh in die Offensive! Vielleicht sollte ich ausnahmsweise mal auf die Stimme hören. „Sie haben schon recht bezüglich der Natürlichkeit von Fortpflanzung, aber…bei Menschen ist das etwas anders zu verstehen.“ Zemus schaute mich fragend an. In diesem Moment verfluchte ich, dass ich seit ewigen Zeiten nichts mehr mit Denobulanern zu tun hatte und damit nicht wusste, wie ich sie am besten abwimmelte. „Rein zur Fortpflanzung wird das…ehm…Kopulieren vergleichsweise wenig genutzt.“ Und immer weiter fährst du den Karren in den Dreck, kommentierte die Stimme. Am liebsten hätte ich in diesem Moment meinen Kopf gegen eine harte Wand geschlagen, nur um dem Gespräch ausweichen zu können. Und immer noch hatte ich das dringende Verlangen nach einem Kaffee. Optimalerweise einem Kaffee mit Blausäure




Ein Lächeln machte sich auf meinen Lippen breit. „Nun ich habe mich anscheinend schon wieder etwas Missverständlich ausgedrückt. Ich wollte Ihnen nicht unterstellen, dass Sie sich mit dem Commander fortpflanzen möchten sondern nur eine schöne Zeit mit ihr nach der Arbeit verbringen möchten. Die meisten höher entwickelten Wesen nutzen den Coitus weniger zur Fortpflanzung, als mehr die Zeit schön zu vertreiben… Hehe.. ein kleines Wortspiel meinerseits. Entschuldigen sie. Wobei ich andeuten möchte, dass Ihr Interesse an dem ersten Offizier durchaus mit Schwierigkeiten verbunden sein könnte. Schließlich ist ihr ja verboten mit Untergebenen was anzufangen. Darum sollten Sie sich sicher sein was sie machen wollen.“



Langsam wurde mir die Sache dann doch etwas zu bunt. „Mister Zemus…es freut mich – für sie – dass sie so offen mit diesem Thema umgehen können, aber…“ Verdammt! Ich hatte absolut keine Ahnung, was ich weiterhin sagen sollte. Sollte ich meine Unzulänglichkeit bezüglich Small Talk – insbesondere bei solchen Themen – zugeben oder sollte ich mir das lieber für einen möglichen Besuch bei einem Counselor in der Zukunft aufheben? Zemus Blick haftete weiterhin an mir. Er erwartete scheinbar eine Antwort. Wären wir nicht theoretisch mitten bei der Arbeit, wäre ich einfach gegangen. Ein freundliches „Scheiß drauf!“ und ab. Leider musste ich mit dem Denobulaner wohl oder übel noch weiterhin zusammenarbeiten. Ich seufzte deutlich hörbar auf. Normalerweise versorgte mich die Stimme in meinem Kopf in solchen Situationen immer mit neuen Denkanstößen, in diesem Moment machte sie sich aber offensichtlich einen Scherz und schwieg. Zwar genoss ich die Stille, aber gerade hier hätte ich ein wenig sinnfreies Geplapper oder einen kritischen Kommentar gut gebrauchen können. Ich war also auf mich alleine gestellt.
„Sagen wir es doch einfach mal so…“ begann ich den Satz erneut. Versuch Nummer zwei. Diesmal gab es kein Zurück. „…rein im Bezug auf den nennen wir es mal Kopulationsgedanken ist Commander Amh durchaus ein anziehendes Weibchen meiner Spezies.“ Nur ein Vulkanier oder ein Androide hätte das Ganze technischer ausdrücken können. „Aaaaber…“ Und wieder wusste ich nicht unbedingt wie ich es ausdrücken sollte. Versuch es mit Bienchen und Blümchen ! Da war die Stimme plötzlich wieder. Das war wiederrum in die Kategorie sinnfreies Geplapper einzuordnen. „…sexuelle Anziehung ist bei Menschen nicht alles.“ Es war offensichtlich, dass Zemus absolut keinen Schimmer hatte, wovon ich sprach. Scheinbar ist das Leben auf Denobula um einiges einfacher. Wie wäre es mit einem Urlaub dort? „Wie bereits gesagt…ich stehe nicht unbedingt auf dominante Frauen.“



Aufmerksam folgte ich seinen wackeligen Argumenten während ich die Daten meines Patienten checkte. Die Vitaldaten sahen gut aus. Noch eine halbe Stunde und unser Sicherheitschef wäre mit der heutigen Prozedur durch. Doch dann hörte ich ein Räuspern aus dem Zylinder. „Alles in Ordnung, Commander?“
„Ich bin nicht so sehr an der Gerüchteküche des Schiffes interessiert, dass ich mir das anhören will.“ kam auch sogleich die Antwort. Da hatte ich wohl etwas zu laut gesprochen. „Entschuldigen Sie, Sir. Ich dachte die Geräusche würden nicht so sehr durch die Wand durchdringen… Übrigens ist die Prozedur in 30 Minuten abgeschlossen“
Leider schien er sich nicht damit zufrieden zu geben: "Eine der ersten Lektionen, die man eigentlich schon recht jung lernt: In einer leisen Umgebung bleibt selbst geflüstertes kein Geheimnis."
„Wohl wahr. Als Denobulaner ist man so was nicht gewohnt. Bei uns gibt es keine Ruhe, daher sind wir es nicht gewohnt. Aber Sie haben Recht…“ ,mein Blick richtet sich zu meinem Kollegen „… wir sollten unser Gespräch beenden, hm?“
Komisch irgendwie wirkte es so, als würde der Kopf von meinem menschlichen Kollegen sich magisch von der Wand angezogen fühlen. Vielleicht ging es ihm nicht so gut.
Doch dann reagierte er wieder: „Ja bessere wäre es.“
"Altair"
Der Q der Base
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