NH – Cmdr Svetlana F. Kirilenkova – DXO – RPG 11 Log 08 – 14‘228.1533
Personen: Sandiego D. Sturm, Ayres Jall, Newton Neville
NPCs: Akiel ch’Thane, PO1 Goblin
Wörter: 1‘345
Titel: Ersatz?
=A= G-001 New Hope – Quartier Sturm =A=
„Vielleicht hätte ich es wie Sie halten sollen und mich auf der anderen Seite etwas umschauen. Das eigene Geschlecht versteht man in der Regel besser als das andere. Bei Ihnen scheint das ja gut zu funktionieren.“
Wieso war ich nochmals hier? Wieso liess ich ihn sich nicht einfach erschiessen? Mein Leben wäre mit einem Schlag viel ruhiger. Viel angenehmer. Der letzte Tag war geradezu göttlich gewesen, als er sich wegen seiner Altersbeschwerden von mir getrennt hatte. Aber nein, ich musste eine vorbildliche Sternenflottenoffizierin sein und auch Personen retten, die mir ständig auf die Nerven gingen. Also nochmals: Wieso war ich hier?
Um die Karriere einer jungen Dame die gerade ihren Dienst in der Sicherheit begonnen hatte nicht zu zerstören? Garantiert. Um den Ruf der New Hope nicht in Verruf zu bringen? Vielleicht. Weil, einem auf die Nerven zu gehen, kein Grund ist jemanden sterben zu lassen? Garantiert. Weil Sturm inzwischen schon beinahe zur Besatzung gehörte, wie jeder Angehörige der Sternenflotte? Und wenn auch, änderte es nichts daran, dass ich mit Sturm nicht über mein Privatleben und schon gar nicht über meine sexuelle Orientierung sprach.
„Jetzt kann ich verstehen, warum es Ihre EXfrau geworden ist.“
Unglücklicherweise grinste der Reporter nur auf diese Worte. Wahrscheinlich fühlte er sich bestätigt. Was ihn natürlich trotz seines seelisch und körperlich angeschlagen Zustandes nicht dazu brachte, von diesem Thema abzulassen.
„Sie sehen sogar angekohlt noch attraktiv aus.“
Mit diesen Worten hielt mir Sturm den Phaser hin und ich wusste nicht, was mich mehr verwirrte. Seine Worte oder seine Aktion. Rannte er mir hinterher, weil er sich in mich verguckt hatte? Nein, diesen Gedanken würde ich nicht zulassen! Ich nahm den Phaser an mich und fragte ihn:
„War das ein Spiel?“
„Nein.“
Nun war ich im Zwiespalt. Ich glaubte ihm. Er hatte psychische Probleme wegen seines vorzeitigen Alterns. Ich wusste auch, was ihm hierbei am ehesten helfen würde: Mich weiterhin begleiten zu dürfen. Nur war ich mir momentan über seine Motivation nicht mehr sicher. Normalerweise hätte sich seinen Kommentar bezüglich meiner Attraktivität als eine seiner üblichen Neckereien abgetan. Nur hatte ich das ungute Gefühl, dass er mir gegenüber noch nie so ehrlich war, wie in den paar Minuten, die wir nun schon in seinem Quartier verbrachten.
Ich entschied mich Sturm mitzunehmen. Es war zu gefährlich, ihn alleine zu lassen. Er schien mir momentan etwas pflegebedürftig und auf einer Raumstation von der Grösse der New Hope gab es durchaus noch andere Möglichkeiten sich umzubringen als mit einem erbeuteten Phaser. Vielleicht würde Sturm ja erkennen, dass er einen grösseren Abgang, wie beispielsweise ein Sprung vom zweiten Oberdeck der Promenade auf das Hauptdeck, verdient hätte.
„Ich hab also schönes volles Haar?“, sagte Sturm während wir das Quartier verliessen und ich fragte mich plötzlich, ob er wirklich so pflegebedürftig war, wie ich es vermutete.
„Das ist Ihnen aufgefallen?“ Er grinste mich nur an. „Wie wäre es stattdessen mit einem Dankeschön dafür, dass ich Sie vor einem Fehler bewahrt habe?“
„Ich habe irgendwie das Gefühl, dass Sie nicht wegen mir bei mir aufgetaucht sind. Ich würde aber gerne weiter über ihre Fetisch für Haare sprechen.“
„Das ist momentan eine schlechte Idee“, erwiderte ich eher kühl, denn ich hörte nicht gerne, dass ich einen Fetisch haben soll.
„Gefällt ihnen dieses weise Grau nicht?“, stichelte Sturm.
„Das ist es nicht. Aber ich werde genauso ungern daran erinnert, dass ich meine Haare verloren habe, wie Sie daran erinnert werden, wie alt Sie momentan aussehen.“
=A= G-001 New Hope – Deck 11 – Büro des kommandierenden Offiziers Commodore ch’Thane – am nächsten Morgen =A=
Ein schlechtes Gewissen. Ich hatte doch tatsächlich wegen Sturm ein schlechtes Gewissen. Ich hatte ihn schon wieder zurücklassen müssen. Allerdings war es nicht meine Entscheidung gewesen, sondern jene von Commodore ch’Thane. Er wollte den Reporter bei der Sitzung zwischen ihm, Ayres und mir nicht dabei haben. Aber wir sprachen auch nicht über alltägliche Stationsangelegenheiten.
„Hat sich Ethilia dazu geäussert?“, fragte ich mit bedrückter Stimme. Advena war nicht irgendein Besatzungsmitglied. Ich kannte sie von der Resolution her und hatte dort gut mit ihr zusammengearbeitet. Sie damals noch als Chefingenieurin und ich als Erste Offizierin. Und ich hatte auch ein schlechtes Gewissen, weil mich der andere Tote, Ensign Bray, weniger betroffen machte. Ihn kannte ich nicht, aber auch er war an Bord des Jem’Hadar-Jägers gestorben.
„Ja, sie sollen bei einem Fluchtversuch getötet worden sein“, gab uns ch’Thane die Ausreden der Vorta weiter.
„Ausreden. Die Instruktionen an die Ingenieure waren klar: Sollten sie festgesetzt werden, sollten sie keinen Fluchtversuch unternehmen. Wir würden sie herausholen“, meinte Ayres.
„Tja, wir können das Gegenteil nicht beweisen. Aber ich habe eine Autopsie angeordnet. Die Frage, die uns nun beschäftigen muss ist, wie wir mit dieser Provokation umgehen wollen. Ethilia hat uns angeboten, die restlichen Geiseln freizulassen, da wir nun ebenfalls Besatzungsmitglieder aufgrund unglücklicher Umstände beim Zusammentreffen unser beider Besatzungen.“
„Wir sollten…“, Ayres unterbrach sich selber.
„…nicht einschlagen und unsere Leute als Gefangene auf einem fremden Schiff zurücklassen?“, fragte ch’Thane rhetorisch.
„Naja, wir wissen immer noch nicht, was die Jem’Hadar eigentlich an Bord der Station gemacht haben, als es zu dem Vorfall mit der Explosion gekommen ist. Abgesehen davon hat Ethilia nur einen Jem’Hadar verloren, während wir zwei Besatzungsmitglieder verloren haben.“
„Ich schlage vor, wir schlagen ein“, tat ich meine Meinung kund. „Wir wissen, was die Jem’Hadar in der Nähe des Labors gewollt haben. Sie versuchten die Arbeit von Professor Stern zu sabotieren. Aber das wird Ethilia niemals zugeben. Und wir sollten gar nicht erst damit beginnen Leben gegeneinander zu verrechnen.“
„Ich stimme, Commander Kirilenkova zu. Allerdings will ich verdammt sein, wenn wir diese Vorta und ihre Jem’Hadar nicht für den Tod von Commander Advena und Ensign Bray verantwortlich machen können!“, sagte der Stationskommandant und verlor kurz die Contenance als er mit der Faust auf seinen Tisch schlug. „Finden Sie einen Weg zu beweisen, dass es eine Exekution und kein ‚Versehen‘“, ch’Thane deute mit seinen Händen Gänsefüsschen an. „bei der Flucht war. Nutzen Sie hierzu das Team, welches bereits versucht hat das Ingenieursteam von den Jägern zu holen!“
=A= G-001 New Hope – OCS (Operation Controll Science) – Deck 2 – Zeitsprung =A=
„Ging es um Commander Advena und Ensign Bray?“, fragte Sturm als wir den Turbolift auf dem Weg zu meinem Büro verliessen. Ich hatte noch nichts gesagt, seit ich das Büro von ch’Thane verlassen hatte und davor wieder zu Sturm gestossen war. Auch jetzt war ich noch nicht in der Lage darüber zu sprechen und so nickte ich nur, um dem Reporter zu antworten. „Wie reagiert der Commodore auf dieser Provokation?“
„Professionell“, antwortete ich schlicht und liess es dabei bewenden. Sturm erwartete zuerst noch mehr und so entstand ein schöner Moment des Schweigens, den ich gerne genoss. Leider war er viel zu kurz.
„Professionell, und weiter?“
„Weiter will ich momentan nicht darüber sprechen und mich auf meine Arbeit konzentrieren: Ein Heilmittel für die Abhängigkeit der Jem’Hadar von Ketracel White! Dann sind die beiden wenigstens nicht umsonst gestorben!“
Petty Officer Goblin schaute mich entsetzt an. Er war mein Sekretär und hatte die letzten Worte gehört. Als er wusste, dass ich ihn gesehen hatte, schaute er zu einem Gästestuhl. Dort sass ein Offizier. Ich trat zu Goblin und unterhielt mich kurz flüsternd mit ihm. Danach wandte ich mich zu meinem Gast und bat ihn in mein Büro. Sturm kam mit.
„Bitte nehmen Sie Platz, Lieutenant Neville“, begrüsste ich den neuen Wissenschaftsoffizier und offerierte ihm den Stuhl gegenüber meinem Schreibtisch. „Ich bin Commander Svetlana Fjodorowna Kirilenkova, Zweiter Offizier, wissenschaftliche Hauptverantwortung.“
„Sehr erfreut, Commander. Wie Sie schon wissen, bin ich Lieutenant Newton Neville, ein Newbie an Bord. Und wer ist unser Gast hier?“
„Das ist Reporter Sandiego Sturm. Er macht ein Porträt über mich und darf mich deshalb begleiten“, erklärte ich Neville, während ich seine Akte studierte. Etwas mehr Zeit für das Studium erhielt ich, während sich Neville und Sturm freundschaftlich begrüssten. „Interessant, Sie waren früher beim EKA. Ihr Fachwissen wird uns sicher noch zu Gute kommen. Willkommen an Bord, Lieutenant. Wir arbeiten gerade daran, die Jem’Hadar von ihrer Sucht von Ketracel White zu heilen. Wie gut sind ihre Kenntnisse in Suchtmedizin und für da Abhängigkeitssyndrom?“