NH – Log 02 - Lt Akirana Yavapai – CMO - SD: 15304.2083

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Jadzia_Bennet
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Di 15. Jul 2014, 19:51

NH – Log 02 - Lt Akirana Yavapai – CMO - SD: 15304.2083


Personen: Lynn MacAran, Inola Deren, Damian Desean, Lucille Walker


Wörter: 1989


<<>> Hauptkrankenstation – Deck 349-350 – Büro CMO <<>>


Entgeistert schaute ich Doktor MacAran an. „Sie hat also ihr Kind einfach hier abgelegt?“, fragte ich und mein Gegenüber nickte: „Ja. Ich verstehe auch nicht warum sie nicht mit dem angeblichen Vater reden wollte. Wenn sie Angst vor ihm hat, hätte sie es ja im Beisein von Leuten tun können, die ihr Schutz gewähren. Unsere Fürsorgeeinrichtung hat dazu einige Leute der Sicherheit, die sie jederzeit rufen kann.“

Ich schaute noch einmal auf das Pad mit der Nachricht der Frau, die nur ihre Initialen als Unterschrift hinterlassen hatte.
Ich kannte den Vater des Kindes. Damian Desean. Es war wirklich ein verrückter Zufall, aber das war der Mann, den ich vor kurzer Zeit untersucht hatte. Der Mann über den Inola sagte, das er gut daran täte, einen Termin mit ihr auszumachen.
Ich erzählte Doktor MacAran, das ich den jungen Mann heute durch Zufall kennengelernt hatte. Auch über das Gespräch das er mit Inola geführt hatte informierte ich sie.
Aufmerksam hörte die Kinderärztin mir zu, ehe sie fragte: „Was sollen wir also tun?“
Ich dachte nur kurz nach, ehe ich antwortete: „Als erstes sollten wir feststellen, ob das was die Frau in der Nachricht behauptet auch stimmt.“

Mit einem leichten Druck auf einen Bereich meines Schreibtisches aktivierte ich einen Monitor, der sich rechts neben mir, nahe der Wand aufbaute, so das wir beide auf den Schirm sehen konnten. Dann rief ich die Akte von Crewman Desean auf und daneben die von Arcady, dem kleinen Mädchen. „Computer, vergleiche die DNA der beiden Personen und bestimme die Wahrscheinlichkeit einer Vaterschaft von Crewman Desean“, befahl ich und sofort kam die Antwort. „Anhand der Übereinstimmungen, ergibt sich eine 99,99 prozentige Wahrscheinlichkeit, das es sich hier um Vater und Tochter handelt. Die Vaterschaft des Mannes ist somit erwiesen.“

Ich lehnte mich zurück. Nun hatten wir Gewissheit. Die Frau hatte nicht gelogen. Crewman Desean war zweifellos der Vater der kleinen Arcady.
„Als nächstes würde ich gerne Inola hinzuziehen, denn sie war heute Morgen bei der Untersuchung dabei und ich denke sie kann uns einiges über den Crewman sagen“, meinte ich. Doktor MacAran stimmte zu und so aktivierte ich meinen Kommunikator:
„Liutenant Yavapai an Commander Deren!“ - „Deren hier. Was kann ich für dich tun?“ - „Ich möchte, das du in mein Büro kommst.“ - „Bin unterwegs.“
Das mochte ich an Inola. Kein langes Herumgerede, wenn es sich um etwas dienstliches handelte. Sie war auch wirklich kurze Zeit später da.
„Was gibt es so dringendes?“, fragte sie, ehe sie meinen Gast bemerkte.
„Oh, hallo Lynn. Ich hoffe es ist alles in Ordnung“, grüßte sie dann und setzte sich neben die Medizinerin. „Aki, was ist los mit dir? Du könntest uns ruhig etwas zu trinken anbieten.“, erklärte sie dann und ich stand lächelnd auf.
„Entschuldigt meine Unhöflichkeit“, meinte ich und ging zum Replikator. „Was darf ich anbieten und woher kennt ihr euch?“ Inloa erklärte mir, das sie Lynn, so hieß die Kinderärztin wohl mit Vornamen, bei einem Rundgang kennengelernt hatte und das sie auch schon in dem reizenden Lokal ihres Mannes war, das sie mir nur wärmstens empfehlen konnte.

Nachdem alle mit Getränken versorgt waren, erklärte ich Inola unser Problem. Aufmerksam hörte sie zu, ohne mich auch nur einmal zu unterbrechen. Etwas, das bei ihr eher selten passierte. Als ich mit meinem Bericht fertig war, nickte sie und sagte: „Ihr habt recht. Das kann wirklich zu einem Problem werden. Der junge Mann ist psychisch im Moment sehr labil. Er kämpft gegen sich selbst und weiß nicht welcher seiner Persönlichkeiten er den Vorzug geben soll. Er ist einerseits sehr impulsiv und unbeherrscht. Lässt sich von keinem etwas sagen und scheut auch nicht vor Gewalt zurück, andererseits weiß er, das er auch anders sein kann. Sensibel und einfühlsam. Er kann höflich sein und sich auch bedingt unterordnen. Ihm ist klar, dass letzteres wohl besser wäre, wenn er nicht früher oder später wieder im Knast landen will, wo er bereits einige Zeit verbracht hat, er weiß aber nicht, ob ihm das nicht vielleicht doch lieber wäre, als ein angepasstes Leben.“
„Das alles hast du in diesem kurzen Gespräch herausgefunden?“ fragte ich verblüfft und sie lachte: „Er hat zwar versucht seine Gedanken zu verbergen, doch viel zu wenig konzentriert. Für mich war es leicht ihn zu lesen. Vor allem auch, weil diese Emotionen sehr stark ausgeprägt sind.“

Doktor MacAran hatte bisher schweigend und aufmerksam zugehört. Nun sagte sie nachdenklich: „So wie du diesen Mann beschreibst, wäre es wohl nicht gut, ihm zu sagen das er Vater ist. Andererseits können wir es ihm auch nicht verschweigen. Er hat ein Recht darauf, genau wie die Kleine ein Recht auf ihren Vater hat.“
Ich nickte zustimmend und traf eine Entscheidung: „Doktor MacAran, als erstes würde ich sagen, das wir zum Du übergehen. Ich bin Akirana“, begann ich und sie antwortete ebenfalls lächelnd: „Sehr gerne. Ich heiße Linnea, aber alle nennen mich Lynn.“
„Gut“, sagte ich. „Nachdem das geklärt ist, bitte ich dich die Kleine hier her zu bringen. Wir legen sie hier hinten in meinen Ruheraum, wo ein großes Bett steht und lassen das Kind von einer Holonanny betreuen. So können wir spontan entscheiden was wir tun. Wir rufen Crewman Desean in mein Büro und sagen ihm, das er Vater ist. Zur Sicherheit lasse ich zwei Sicherheitsleute kommen, die ihn 'beruhigen' können, falls er überreagiert.“
Meine beiden Besucher stimmten zu.

Während Lynn das Baby holte, rief ich Lucille Walker über Komm und bat sie um zwei Sicherheitsleute. Ich erklärte ihr kurz die Situation und sie stimmte zu, mir zwei Leute zu schicken, welche die nötige Sensibilität für diesen heiklen Auftrag hätten. „Ich komme dann am Nachmittag zu dir, um mal wieder einen Check zu machen, dann kannst du mir erzählen wie es ausgegangen ist“, schloss sie das Gespräch.

Es dauerte nicht lange, bis auch Lynn wieder da war. In ihren Armen trug sie ein süßes kleines Baby, das seinen Kopf an ihre Schulter gelegt hatte und friedlich schlief. Eine Hand des Kindes hielt dabei das Ende von Lynns Schweif fest umschlossen.
Wir brachten die Kleine in meinen Ruheraum wo Lynn sie sanft auf mein Bett legte. Vorsichtig befreiten wir auch den Schweif der Medizinerin, so das wir wieder zurück in mein Büro konnten, in dem bereits die Sicherheitsleute warteten. Ich schickte diese ins Vorzimmer, wo sie am Besuchertisch Platz nehmen mussten. Sie sollten so tun als würden sie auf etwas warten und sofort ins Büro kommen wenn ich sie rief. Auf keinen Fall früher.
Als alles bereit war, aktivierte ich meinen Kommunikator und erklärte Crewman Desean, das er bitte unverzüglich in mein Büro kommen sollte.

Wir mussten nicht lange warten. Mit einem fragenden Ausdruck in den Augen kam er herein und grüßte höflich. „Ich hätte nicht gedacht dass wir uns so schnell wiedersehen“, erklärte ich und fuhr fort: „Unsere Chef Councelor Commander Deren kennen Sie ja bereits. Die andere Dame ist Doktor Mac Aran, eine Kinderärztin hier auf der Station.“
Der Crewman nickte beiden höflich zu und meinte dann verwundert aber wieder Erwarten humorvoll. „Eine Kinderärztin? Haben Sie bei der Untersuchung vielleicht eine Schwangerschaft bei mir festgestellt?“

Fast musste ich lachen. Er wusste nicht wie nahe er der Wahrheit gekommen war. Natürlich blieb ich aber ernst als ich sagte: „Ihr Besuch hat nichts mit der Untersuchung heute Morgen zu tun. Bei dieser war alles in Ordnung. Es geht um folgendes. Vor einigen Tagen wurde auf dem Promenadendeck ein Baby gefunden. Er wurde dort offensichtlich ausgesetzt, denn der Sicherheitsabteilung gelang es nicht Angehörige des Kindes zu finden.“, erklärte ich.
„Und was habe ich damit zu tun?“, fragte er berechtigter weise.
Wortlos reichte ich ihm das Pad mit der Nachricht, welche Lynn bekommen hatte.
Er nahm es und begann zu lesen. Gespannt beobachteten wir ihn dabei. Sein Gesicht wurde plötzlich weiß wie Schnee. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er sprang auf und polternd fiel der Stuhl auf dem er gesessen hatte nach hinten. Einer der Sicherheitsleute schaute kurz herein, doch auf Inolas Handzeichen verschwand er sofort wieder.

„Was soll dieser Müll!“, rief der Crewman wütend. „Welche Schlampe will mir da etwas andrehen? Ich habe nie mit einer Frau was gehabt ohne zu fragen ob sie verhütet. Ich habe jede gewarnt mich zu verarschen. Das Kind ist sicher nicht von mir! So eine treibt es mit jedem!“
Er war wütend und ich konnte deutlich sehen, das es ihm schwer fiel sich zu beherrschen, dennoch gelang es ihm. Er atmete tief durch und hob dann den umgefallenen Stuhl wieder auf.
Noch immer blass starrte er mich wütend an. Ruhig sagte ich: „Wir haben die DNA des Kindes und Ihre verglichen. Es steht außer Zweifel das Sie der Vater sind.“
„Vater...? Ich...?“, er lachte kurz auf. Doch es war kein fröhliches Lachen.
„Wollen Sie ihre Tochter sehen?“, fragte Inola sanft. Er starrte sie an. „Sie ist hier?“
„Ja“, antwortete nun Lynn.

Crewman Desean schaute kurz auf seine Hände, die leicht zitterten, dann blickte er zu mir und nickte.
Er folgte mir und ich führte ihn in den Nebenraum. Die Kleine schlief noch immer. Ganz leise trat der große Mann zum Bett. Das eben noch wütende Gesicht wurde plötzlich weich. Lange schaute er auf sein schlafendes Kind. Dann streckte er seine Hand aus und streichelte unendlich zärtlich über die Wange des Babys. Dieses schlug in diesem Augenblick die Augen auf und schaute ihn an. Es verzog das Gesicht, so das es ausschaute als würde es lächeln.
Lynn trat an das Bett, hob die Kleine hoch und hielt sie ihm entgegen. Unsicher griff er nach dem Kind und nahm es dann sanft in die Arme. Etwas unbeholfen hielt er es an sich gedrückt. In seinen Augen schimmerten Tränen, doch er tat nichts um sie zu verbergen. In diesem Moment war ich sicher, das wir das richtige getan hatten.

Lange hielt er seine Tochter in den Armen, ehe Lynn sie wieder nahm.
„Lassen Sie sich Zeit Crewman Desean“, erklärte ich leise. „Arcady wird noch einige Tage auf der Kinderstation bleiben. Überlegen Sie, was sie tun wollen. Wenn Sie die Kleine behalten wollen, dann werden wir ihnen helfen, wenn Sie das möchten. Sie sind nicht alleine. Natürlich können Sie ihre Tochter jederzeit besuchen.“
„Ich muss nachdenken“, sagte er nur. Natürlich verstanden wir ihn. Wir verstanden auch, das er sich einfach umdrehte und ging, ohne noch ein Wort zu sagen.
„Ihr wisst garnicht, was dieser Mann gerade eben geschafft hat“, flüsterte Inola, als sich die Türe hinter ihm geschlossen hatte. „In wenigen Minuten hat er den schwersten Kampf seines Lebens geführt und gewonnen!“


~~~~ Zeitsprung ~~~~


„Schön dich mal hier zu sehen, ohne das du halb tot bist, oder die Station überfallen wird, oder sonnst eine Katastrophe droht“, begrüßte ich meine Freundin Lucille. Ich freute mich immer sie zu sehen und bedauerte, das uns beiden viel zu selten Zeit blieb uns irgendwo zwanglos zu treffen.
„Ich würde ja dir zuliebe schnell noch aus irgendeinem Fenster springen, damit du was zu behandeln hast, doch ich fürchte dass das hier nicht gut enden würde“, antwortete sie lachend.
„Untersteh dich“, mahnte ich gespielt streng und bat sie, sich auf das Biobett hinter ihr zu setzen. Wieder einmal stand eine allgemeine Untersuchung und vor allem eine gründliche Kontrolle ihrer bionischen Prothesen an. Routiniert führte ich die erforderlichen Tests durch, während wir über alles mögliche plauderten. Dabei vermied ich es absichtlich, irgendetwas berufliches zu erwähnen. Lieber erzählten wir uns Geschichten von früher, wobei wir immer wieder herzlich lachen mussten. Für Luc sollte die Zeit hier entspannend sein, und ich musste mir eingestehen, dass es das auch für mich war.
Bis auf einige kleine Korrekturen, die schnell erledigt waren, war auch alles in Ordnung.
„Ich hoffe, das du in Zukunft nicht vor hast, jemandem die Knochen zu brechen, oder Tische zu erlegen“, meinte ich und Luc lachte. „Ich zertrümmere nie etwas. Diese Dinge springen mich immer hinterhältig an.“
„Ja klar“, antwortete ich. „Diese Dinge haben es auf die abgesehen.“
Gespielt ernst nickte sie. „Gut das du es endlich einsiehst.“
“Großer Geist, bewahre mich davor, über einen Menschen zu urteilen, ehe ich nicht eine Meile in seinen Mokassins gegangen bin.”

Tecumseh, Häuptling der Shawnee
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