RES – Lt Jason A. Hawk – SCI – RPG 16 Log 01 – 13‘158.2361

[JasonHawk]

RES – Lt Jason A. Hawk – SCI – RPG 16 Log 01 – 13‘158.2361

Personen: Svetlana F. Kirilenkova, Valeris A. Advena
Wörter: 1‘232
Titel: Fragmente

=A= Starbase 98 Resolution – Deck 12 – OPS =A=

Das Sensorbild stimmte immer noch nicht wirklich für mich. Es war einfach nicht so wie früher. Wie vor dem grossen Sprungtor. Die Energie- und Strahlungswerte des Tores hatten das sensorische Erscheinungsbild des gesamten Sektors verändert. Ganz abgesehen von den neuen Funkfeuern, welche die Sperrzone um das Tor herum signalisierten.

Obwohl das Sprungtor nun schon seit einigen Monate zum Sektor der Base gehörte, hatte ich mich an diese Änderungen noch nicht gewöhnt. Wenn ich ab und zu in Gedanken oder nur oberflächlich über die Anzeige schaute, dann glaubte ich zuerst, etwas stimmte nicht. Dabei stimmte natürlich alles. Alles war innerhalb der neuen Parameter, welche durch das Sprungtor nun galten.

Dennoch durchbrach nun eine Anfrage die alltägliche OPS-Routine. Eine Anfrage, die unerwartet kam und die ich deshalb an die Erste Offizierin weiterleiten musste. Ich drehte mich also in meinem Stuhl um, damit ich zum Stuhl in der Mitte der OPS schauen konnte:

„Commander Kirilenkova, die Newton bittet um einen Notfalltransport von…“ Ich überlegte kurz, was ich sagen sollte, denn eigentlich handelte es sich um Schrott, aber diese Bezeichnung nutzten nur Unkundige. Das wollte ich zwar nicht sein, aber ich wusste nicht, ob mir wirklich ein besserer Begriff eingefallen war: „…Gegenständen an Bord der Base.“
Kirilenkova runzelte die Stirn.
„Welche Art von Notfall?“
„Strahlung, Ma’am. Die Newton verfügt nicht über die nötigen Kraftfelder, um die Strahlung der Gegenstände zurückzuhalten und die Besatzung dafür zu schützen.“
„Wieso haben Sie die Gegenstände denn an Bord?“, fragte die Erste Offizierin. Die Brünette war aufgestanden und an meine Konsole getreten. Stehend und vor allem beim Gehen wirkte sie manchmal etwas schlaksig.
„Das erklärte die Newton nicht in ihrer Anfrage.“
„Was sind das überhaupt für „Gegenstände“?“
„Es handelt sich um Weltraumschrott.“ Kirilenkova zog eine Braue nach oben. „Metall-Fragmente, wahrscheinlich Trümmerteile. Ich vermute, dass die Newton unterwegs darauf gestossen ist und sie an Bord gebeamt hat.“
„Die Frage ist, warum sie den Schrott an Bord gebeamt haben, wenn er doch Strahlung abgibt“, sagte Kirilenkova und richtete sich wieder auf, nachdem sie sich über meine Konsole gebeugt hatte. Interessanterweise war mir das bei ihr wesentlich weniger unangenehm als bei Katché. Das hatte allerdings Nichts mit ihrem Geschlecht zu tun, sondern damit, dass ich mich bei ihr nicht auf dem Prüfstand fühlte, wie es beim Captain der Fall war.
„Darauf habe ich keine Antwort, Commander.“
„Fragen Sie beim Chefwissenschaftler der Newton nach, Lieutenant. Aber erlauben Sie den Notfalltransport in eines der Quarantäne- und Gefahrgut-Labore auf den Wissenschaftsdecks.“
„Aye, Ma’am!“
„Miss Bator, Sie haben die OPS! Ich will mir das anschauen.“

Noch bevor sich die Lifttüren hinter der Ersten Offizierin geschlossen hatten, hatte die Newton von mir die Erlaubnis für den Notfalltransport erhalten. Allerdings war es ein spezieller Notfalltransport. Wegen der Strahlung veranlasste ich einen Sicherheitstransport unter zwar erschwerten, dafür aber für die Besatzung der Newton und der Base sichereren Bedingungen. Wir wollten schliesslich nicht, dass sich die strahlenden Fragmente materialisierten, bevor das Labor vorbereitet war, sprich das Kraftfeld stand.

Genau deshalb hatte Commander Kirilenkova wahrscheinlich ein Quarantäne- und Gefahrgutlabor ausgewählt. Diese hatten einen eigenen Transporter im geschützten Arbeitsbereich, mit allem was dazu gehörte. Die Newton übermittelte die Muster der strahlenden Fragmente an den Musterpuffer des Labortransporters und sobald diese übermittelt waren, baute sich das Kraftfeld auf. Aufgrund der Daten von der Newton veranlasste ich ein Ebene 10 Kraftfeld. Sobald das Kraftfeld aufgebaut war, liessen sich die Fragmente aus dem Musterpuffer, der sich nun innerhalb des Kraftfeldes befand, materialisieren.

In der Zwischenzeit hatte ich auch alle Unterlagen der Newton zu dem strahlenden Schrott erhalten. Diese wollte Kirilenkova haben und ich wollte dem Trott der OPS entfliehen. Also zog ich mir die Daten auf eine PADD, legte sie dann auch im Stationscomputer ab und zwar in einem neuen Verzeichnis in der wissenschaftlichen Datenbank und zitierte schliesslich meine Ablösung an die Wissenschaftsstation. Dann trat ich in den nächsten Turbolift.

=A= Starbase 98 Resolution – Turbolift =A=

Was war eine Grundeigenschaft der Wissenschaftler? Genau: Neugier. Was hiess das nun für mich? Genau: ich schaute mir an, was ich da von der Newton erhalten hatte. Die Wahrscheinlichkeit war sowieso gross, dass ich mich früher oder später mit dem Schrott würde befassen müssen. Klar, Katché konnte mich immer noch abziehen, weil Val mit ziemlicher Sicherheit auch daran arbeiten würde und er immer noch dagegen war, wenn wir gemeinsam an etwas arbeiteten. Dummerwiese war mein Chef Kendric der Meinung, dass ich gute Arbeit leistete und setzte mich deshalb immer wieder auf wichtige Projekte oder Probleme an, mit welchen sich auch die Technik und vor allem deren Chefin, sprich Val, befasste. Aber zu den Informationen auf dem PADD:

Die Newton hatte auf dem Weg von Ferenginar zur Base den Bibbsane-Nebel umfliegen müssen. Dabei reagierten die Sensoren auf zwei Dinge. Einerseits die grössere Ansammlung von Trümmerteilen/Fragmenten, welche Unkundige auch gerne Weltraumschrott nannten, und andererseits natürlich die leichte Strahlung. Es war ihr allerdings nicht gelungen die Strahlung zu identifizieren.

Zwei Umstände bewegten Captain Styles dazu, die Trümmerteile an Bord zu beamen. Einerseits war ein straffer Zeitplan mit seinen Befehlen verbunden. Er hatte eigentlich nicht einmal die Zeit für den Umweg, um sich die Trümmer anzusehen. Es wäre natürlich naheliegend gewesen, ein anderes Schiff mit der Untersuchung zu beauftragen, womit wir bei andererseits waren, aber es war kein Schiff in der Nähe. Jedenfalls keines der Föderation. Dafür welche der Cardassianer und der Ferengi. Aus den Logbuchaufzeichnungen ging hervor, dass Styles beiden die Trümmerfragmente nicht überlassen wollte, weil die Strahlung nicht bekannt und deshalb auch gefährlich sein konnte.

Inzwischen hatte sich bestätigt, dass die Strahlung wirklich potentiell gefährlich war. Sie hatte um 0.83 Prozent zugenommen, seit die Newton sie aufgenommen hatte. Es war anzunehmen, dass die Strahlung auch hier an Bord der Base zunehmen würde. Bisher war das aber wahrscheinlich noch nicht der Fall, weil die Fragmente noch nicht lange genug an Bord waren.

=A= Starbase 98 Resolution – Deck 364 – wissenschaftliches Quarantäne- und Gefahrgutlabor 1 – kurzer Zeitsprung =A=

Die Untersuchung der Trümmerfragmente befand sich noch in der Anfangsphase als ich das Labor betrat. Wissenschaftler und Techniker besprachen gerade, unter welchen Bedingungen sich jemand den Fragmenten nähern konnte. Sie kamen gerade zum Schluss, Mediziner hinzuzuziehen, um die Gefahr durch die Strahlung abschätzen zu lassen. Commander Kirilenkova stand dabei und verfolgte die Diskussion, ohne sich einzumischen, obwohl es ihr offensichtlich schwer viel. Wahrscheinlich regte sich die Wissenschaftlerin in ihr. Ich trat zur Brünetten und reichte ihr das PADD.

„Die Informationen der Newton?“, fragte Kirilenkova, bevor ich etwas sagen konnte.
„Ja, Ma’am.“
„Überspielen Sie die Daten auf die Konsolen und geben Sie mir nachher das PADD!“

Ich führte die Befehle der Ersten Offizierin durch. Während ich an die Konsole trat, konnte ich durch den neuen Winkel auf die Gruppe diskutierender Techniker und Wissenschaftler Val sehen. Ich lächelte ihr zu und sie erwiderte mein Lächeln. Das war schon viel in den letzten Wochen. Sie verbrachte viel mehr Zeit im Maschinenraum und dafür deutlich weniger Zeit im Quartier mit mir und den Zwillingen. Schon oft fragte ich mich, ob sie vielleicht nicht mehr die Ersatzmutter für die beiden sein wollte. Aber ich hatte es noch nicht über mich gebracht, sie zu fragen, weil sie immer ziemlich erschöpft war, wenn sie dann doch einmal vom Maschinenraum ins Quartier zurückkehrte. Ich fragte mich, wie es ihr wohl ging. Nur war das nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu sprechen. Vielleicht brachte ich es heute Abend nach dem Dienst endlich über mich, die Frage zu stellen.