Personen: Harley H. Kristoffson, Sopek
Wörter: 1‘017
Titel: Nerven
=A= USS James T. Kirk – auf dem Weg zur Krankenstation =A=
Ja, die Chefetage, genauer gesagt, die provisorische Chefetage wollte mich in der Astrometrie sehen. Dummerweise hatte ich langsam die Nase voll von meinem Lieblingsort. Wenn ich hier fertig war und wieder auf der Station war, würde ich mich erst einmal eine Weile von der Astrometrie fern halten. Das Sternenfieber würde mich dann schon früh genug wieder packen.
Doch diese allmähliche Übersättigung war nicht der Grund, wieso die Astrometrie nach dem Gespräch im Maschinenraum nicht mein erstes Ziel war. Mein kleiner Umweg über die Krankenstation hatte, wie könnte es anders sein, medizinische Gründe. Und zwar brauchte ich Nachschub. Ich wusste nicht mehr genau, wie lange meine letzte Dosis Vicoxan her war und auf die Shuttle-Mission hatte ich meinen Vorrat nicht mitgenommen, da ich nicht damit gerechnet hätte, dass wir plötzlich ein anderes Schiff anfliegen würden. Jedenfalls war ich auf dem Weg zur Krankenstation, um mir meinen „Schuss“ abzuholen. Hoffentlich hatte sich die Kirk die aktuelle medizinischen Daten der G-001-Besatzung heruntergeladen. Sonst würde das wahrscheinlich nicht ganz einfach werden. Andererseits war ja Kristoffson hier. Sie hatte mir das Vicoxan ja auch schon verabreicht und sollte mir von daher behilflich sein können. Oder auch nicht, wie ich schnell herausfand…
Plötzlich stand ich vor einem Häufchen Elend. Ich konnte nur erkennen, dass da jemand an die Wand gelehnt am Boden kauerte. Die Knie hatte die Person an die Brust gezogen und mit den Armen umklammert. Den Kopf darin verborgen, so dass nur die lange blonde Mähne zu sehen war. Also wahrscheinlich eine Frau. Im ersten Moment dachte ich an Christine Pike, die um ihren Vater trauerte, aber die Frisur stimmte nicht.
Ich trat vorsichtig an die Person heran, um sie nicht zu erschrecken. Als ich neben ihr stand kauerte ich mich zu ihr hinunter und legte ihr sanft die Hand auf die Schultern. Aus verweinten Augen schaute mich Kristoffson an. Ich war verwirrt. Hatte sie General Pike verloren, dass sie so fertig war?
„Alles in Ordnung, Ensign?“, fragte ich mitfühlend und strich ihr zuerst eine Strähne aus dem Gesicht und danach sanft über die Schulter.
[NRPG: *Kali ein Taschentuch reich*

=A= USS James T. Kirk – Astrometrie – Zeitsprung =A=
„Ich kriege immer noch keine Verbindung zur New Hope!“, jammerte der Wissenschaftler der Kirk zum x-ten Mal. Ein Unteroffizier. Ein junger Unteroffizier. Die schlimmste Kombination. Es gibt nichts Ungeduldigeres in der Sternenflotte. Vielleicht abgesehen von Kadetten. Ich wusste wovon ich sprach, denn ich war, zugegeben, früher nicht besser gewesen.
„Nur etwas Geduld, Petty Officer. Wir sind auch noch lange nicht fertig.“
Damit zog ich meinen Oberkörper aus der Wand. Wir hatten eine Wandverkleidung abgenommen, damit ich einige Einstellungen und Schaltkreise hatte rekonfigurieren können. Der Unteroffizier hatte meine Arbeit an der Konsole überwacht, indem er überprüfte, ob die Anzeigen sich so änderten, wie sie es von der Horizon und der Prophecy her tun sollten. Bisher waren keine Probleme aufgetaucht. Eine Feinjustierung würde sicher noch nötig werden, da sich dieser Nebel der Mutara-Klasse nicht gleich verhielt, wie der Briar Patch. Aber dafür war ja noch Zeit.
„Sind Sie dahinter schon fertig?“, fragte der Petty Officer überrascht, als ich die Abdeckung wieder anbrachte.
„Was soll ich Ihrer Meinung nach denn noch tun? Die Plasmaleitung umhängen?“
Ja, ich war etwas genervt. Aber der kleine S’ti‘ach hatte genauso reagiert, als ich die Astrometrie betreten hatte. Als wäre das sein kleines Reich. Ich kannte das, von der Base, aber da war ich auch der Chefwissenschaftler und hatte mir meinen Arbeitsort aussuchen können. Die Astrometrie war mein Reich gewesen. Aber hatte bestimmt jemand anderes das Sagen und nicht dieser kleine Giftzwerg.
„Entschuldigen Sie, Sir. Was kommt als nächstes?“
„Ich aktivieren meinen Kommunikator“, erklärte ich demonstrativ jeden kleinen Schritt, während ich auf das Sternenflottenabzeichen drückte. „Hawk an Maschinenraum.“
„Lieutenant Sopek hier.“
„Wie steht es um die Subraumkommunikation der Kirk, Lieutenant?“
„Ich arbeite daran, Lieutenant. Ihnen ist klar, dass die Kommunikation in einem Nebel der Mutara-Klasse nur eingeschränkt funktioniert?“
„Daran arbeite ich bereits. Aber ich komme nicht vorwärts, so lange, die Subraumkommunikation nicht funktioniert.“
„Ich verstehe. Ich werde mich sogleich darum kümmern.“
Vulkanier waren angenehme Gesprächspartner, meistens. Jedenfalls im Falle dieses Sopeks. Bei jedem anderen, hätte ich mir jetzt bestimmt irgendwelche Predigten anhören müssen, dass die Technik noch andere Probleme zu lösen hatte und meine Aufgabe die Kirk nicht vor dem Ende retten würde. Aber nicht so Sopek. Der dachte sich das vielleicht, aber er kommunizierte auf einer sachlichen Ebene ohne jegliche emotionalen Spielereien oder Beleidigungen. Typisch vulkanisch eben.
„Wir sind doch noch gar nicht soweit, dass wir die Subraumkommunikation schon brauchen“, wagte es der besserwisserische Unteroffizier, meine Gedanken zu unterbrechen.
„Das muss Lieutenant Sopek ja nicht wissen.“ Die Beleidung für jeden Wissenschaftler schaute mich etwas konsterniert an. Ich half ihm mit einer kleinen Sternenflottenweisheit, die ich von Val hatte: „Eine Regel über Techniker und die Arbeit mit Ihnen: Wenn die Anfrage nicht vom Captain persönlich kommt und sehr dringend ist, dauert es immer deutlich länger, damit sie die Probleme des Captains deutlich schneller lösen können und als Wunderknaben da stehen.“
„Sie meinen, die Subraumkommunikation wird dann funktionieren, wenn wir sie wirklich brauchen.“
„Jetzt haben Sie es kapiert“, erwiderte ich und klatschte ihn die Hände. Das Heureka hatte ich mir verkniffen.
Nun trat ich zu dem S’ti’ach an die Hauptkonsole der Astrometrie. Ich wollte mal nachsehen, wie die aktuelle Konfiguration aussah. Hoffentlich erinnerte ich mich an die Richtige. Es war gar nicht so einfach das ganze aus dem Kopf zu rekonstruieren. Die Kirk hatte die wissenschaftliche Datenbank der Base oder der Horizon natürlich nicht geladen, womit ich keine Referenzwerte ausser meiner Erinnerung hatte.
Meine Erinnerung. Die trübte sich gerade sehr stark. Nein, es war nicht nur meine Erinnerung. Es war allgemein mein Denken. Was war nur los mit mir. Erinnerung. Ich hatte früher an diesem Tag auf die Krankenstation gewollt, um etwas zu holen. Dann war ich auf Kristoffson gestossen und hatte ihr geholfen. War ich danach noch auf der Krankenstation gegangen?
Die Antwort war nein. Aber bevor ich diesen bewussten Gedanken noch fassen konnte, sah ich bereits wie mir der Boden entgegenkam. Den Aufprall bekam ich nicht mehr mit. Es war mir vorher schwarz geworden…