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--- Autopsieraum 2 ---
„Ich glaube, ich weiß jetzt, warum ich kein Glück bei den Frauen habe.“ Ich lehnte mich über den geöffneten Brustkorb, stocherte ein wenig in der Leber herum. Definitiv kein Trinker. „Meine Aura versprüht zu wenig Selbstsicherheit. Aber das werde ich jetzt ändern. Das nächste Mal, wenn ich einer Frau begegne, werd ich mich völlig anders geben.“
„Und wie?“ hörte ich ihn förmlich fragen.
„Schön, dass du fragst!“ Ich warf meinen Kopf zurück, setzte einen vermeintlichen Schlafzimmerblick auf. „Sie sind eine sehr schöne Frau. Bei Ihnen knistert und summt es wie Elektrizität. Ich hole Sie um 21 Uhr ab und wir verbringen eine Nacht, die Sie nicht mehr vergessen werden.“
In dem Moment piepste das Padd, das damit andeutete, dass die Blutuntersuchung abgeschlossen war. Ich griff danach, las es und staunte nicht schlecht.
„Oooohhhmmm, deine Blutwerte stimmen nicht, deine Aura ist zu lila.“
Ich drehte mich um. Harley. Verdammt, wie lange stand sie da schon? Nicht lang genug, sonst hätte sie mich schon aufgezogen. „Lila?“ Für einen Moment versuchte ich mir vorzustellen, wie Harley wohl mit lila Haaren aussah.
„Egal, meine stimmen auch nicht.“ Wovon redete sie bloß? „Advena hatte laut Akte Gruppe 0, die Leiche aber zeigt A an.“ Okay, sie redete von Blutgruppen.
Ich wedelte mit dem Padd herum, das mir etwas Ähnliches anzeigte. „Same here, nur die Blutgruppen stimmen nicht. Was ist denn hier los?“
„Keine Ahnung, aber wir sollten Kirilenkova Bescheid geben.“ Harleys Augen glänzten und ich schüttelte verwundert den Kopf. Mir war klar, dass sie das übernehmen wollte. War mir recht, denn so: „Okay, dann übernehme ich die Routineuntersuchung von der neuen.“ Jetzt waren es meine Augen, die glänzten.
--- Krankenstation, kurz darauf ---
Ich war voll in meinem Element: Routineuntersuchung der Neuen. Voller Eifer sammelte ich Daten: Alter, Maße, Körbchengröße - die wichtigen Dinge halt. Die waren recht ansprechend, dennoch sah ich davon ab, einen zu intensiven Blick auf mögliche Metastasen im Brustbereich zu werfen, denn mir reichte immer noch die Erfahrung, die ich mit Odria gemacht hatte. Auch wenn dieser Doe nicht hier war, wollte ich kein Risiko eingehen, denn die hier war eine Klingonin, die würde meinen General vermutlich gleich mit dem bat’leth bearbeiten.
„Mister McMannis, haben sie die Vermutung, dass der Erreger dieses Alterns von außen kommt?“
Okay, woher wusste sie davon? Es war doch nicht so, dass wir das ans Schwarze Brett gehängt hatten. Oder doch? Dennoch gab ich bereitwillig Auskunft: „Bisher können wir weder das eine belegen, noch das andere ausschließen.“ Okay, ob das wirklich eine Auskunft war, darüber dürfen sich die Historiker streiten. Zumindest hakte sie nicht weiter nach.
„Ensign? Wo finde ich denn eine nette Bar hier. So eine wo auch Männer und zum Beispiel potentielle Klingonen hingehen würden? Also nicht so ein Schickimicki-Ding mit Alkoholersatz und Häkeldeckchen.“
Ich sah sie an. Rote Haare, Stirnwülste, der erfolglose Versuch zu lächeln – irgendwie niedlich – aber insgesamt keine Ähnlichkeiten zu „meinen“ Schwestern (irgendwann würden sie schon meins werden!) Abgesehen von ihrer Art zu reden. Oder redeten alle Frauen so ab einem gewissen Alter? Ich hatte keine Ahnung, ich hatte noch keine Frauen ab dem gewissen Alter. Okay, ich hatte auch noch keine Frauen in dem Alter da drunter. Also jedenfalls nicht so lang, um mit ihnen zu reden.
Aber wieso fragte sie mich das überhaupt? Wollte sie mich auf einen Drink einladen? Ich erinnerte mich an das Gespräch, das ich mit Bray geführt hatte – okay, den Monolog. „Ich kenn mich auf dem Promenadendeck ganz gut aus. Es gibt das MacLarens, das ist aber wohl eher so ein Spitzendeckchending.“ Das stimmte nicht, aber da ich mich da nicht mehr blicken lassen konnte, musste ich was anderes für uns auswählen. „Hmm... Ich glaube ich weiß was, was für sie sein könnte.“ Einen Moment zögerte ich, ob ich es wirklich wagen sollte. Schließlich bestand die Gefahr, dass sie mich mit ihrem d'k tahg binnen einer Sekunde umbrachte. Ach, drauf geschissen. Ich musste ja nur nicht ganz so forsch vorgehen, wie in meinem Gespräch mit Bray. „Ich hole sie um 2100 ab und zeig es ihnen.“ Die Bar, nicht den General. Wobei, man konnte ja nie wissen.
„Aus der Nummer komm ich ohne sie wohl nicht mehr raus, oder?“ Viel interessanter war doch die Frage, ob ich mit ihr bei ner Nummer „reinkomme“.
--- kurz darauf ---
„Neee oder?“ Rigellianisches Fieber. Ziemlich ansteckend, und bei Nichtbehandlung ziemlich tödlich. Zusammengefasst also eine ziemlich ernste Bedrohung.
„Doooch, bedanke dich bei Advent.“ Würde ich ja gerne, aber danach spräche ich zwei Oktaven höher. „Die ist im Moment heisser als ein Brathähnchen.“ Hey, heiß war sie auch, wenn sie gesund war. „Ich hab sie in unserem Quartier eingesperrt.“ Oha, vielleicht sollte ich von meinem Grundsatz, keine Hausbesuche zu machen, mal abweichen. „Da hat sie ja alles was sie braucht.“ Definitiv nicht, schließlich war ich nicht da. „Die oben wissen schon Bescheid, Kirilenkova will nachher noch hier her kommen wegen den Autopsien.“ Irgendwas sagte mir, dass sie nicht nur deshalb hierherkommen wollte. Ich zuckte hoch. Irgendwie war mein Blick doch wieder an ihrem Busen kleben geblieben. „Also einfach jede Menge Ryeatalyn replizieren und dann schauen wir, was passiert.“
Ich trat neben Harley. „Ich wollte doch mit dieser Neuen in die Bar gehen“, tat ich recht enttäuscht. Sie grinste. Nicht mal der Hauch von Eifersucht. Wieso eigentlich nicht? Jedenfalls hätte ein möglicher Ausbruch einer Epidemie sehr viel Arbeit bedeutet. Daher war es unerlässlich, dass wir herausfanden, wie die Krankheiterreger an Bord kamen und versuchten, sie einzudämmen. Jeder, der in Kontakt mit Advent gekommen war – intim oder nicht – musste ermittelt und behandelt werden. Das sagte ich Harley auch völlig pflichtbewusst.
„Willst du jetzt echt sagen du bleibst hier und lässt dein Date sausen?“
Wäre ich doch nur halb so pflichtbewusst, wie ich klang, dann wäre ich wohl längst CMO oder CO. „Nee, ich denke nur, vor dir liegt ein Haufen Arbeit, immerhin ist es deine Schwester.“ Es sei denn, sie verschaffte mir ein besseres Date. Also ein aussichtsreicheres. Stattdessen schlug sie ein Date mit Quingon vor, weil sie eine Verbindung zwischen den Methusalem-Patienten gefunden hatte.
--- Separee, kurz darauf ---
„Hast du Quingon irgendwo gesehen?“ fragte ich Hathaway.
„Nein“, kam es aggressiv zurück. „Und hättest du nicht warten können, bis ich zurück bin?“
„Nein, es ist dringend.“ War es bei ihm wohl auch. „Naja, nichts für ungut.“ Ich klopfte an die Tür, hinter der er sich verbarrikadiert hatte. „Und probiers mal mit Arzneikürbis.“ Damit verließ ich den Toilettenraum.
--- vor dem Separee ---
„Laut Computer ist er in seinem Quartier“, offenbarte Harley, die draußen gegen die Wand gelehnt stand. „Gehst du? Kirilenkova ist gleich hier und ich will sie über den neuesten Stand unterrichten.“
„Mündlich, nicht wahr?“
Sie grinste abfällig. „Für schriftlich fehlt mir der Stift.“
„Du kannst mei…“
„NEIN, ich brauch deinen nicht.“
--- vor Quingons Quartier ---
Das ganze Verhalten von Quingon in den letzten Tagen war sehr unprofessionell. Okay, war ich auch nicht immer, aber bei ihm war das ja jetzt schon Dauerzustand. Nicht zuletzt deswegen hatte ich bei der Sicherheitsabteilung zwei Leute angefordert. Man konnte nie wissen, vielleicht wurde er hier ja festgehalten und saß gefesselt und geknebelt auf seinem Stuhl.
Als ich das Quartier erreichte, erwartete mich das Duo der Phaserhelden bereits. „Ach ne, so sieht man sich wieder“, sprach ich die Klingonin gleich mal munter an. Dummerweise hatte sie den von mir ebenfalls dummerweise bestellten Anstandswauwau dabei, sonst hätten wir – vorausgesetzt, Quingon war nicht da - das „After-Date“ gleich hier starten können.
„Was liegt hier an?“ fragte der Hund neugierig.
„Keine Ahnung, vielleicht nichts.“ In dem Fall konnte er ja gehen, damit ich bei ihr anlegen konnte.
[*Bällchen für Artis* lass dir was Hübsches einfallen... für Quingon oder für uns
