NH – MCPO Mercury Hathaway – MED – RPG 3 Log 05 – 14‘240.1888
Personen: Newton Neville
Wörter: 1‘290
Titel: Who is watching you?
=A= G-001 New Hope – Deck 100 – Hauptpromenade =A=
Etwas unschlüssig begutachtete ich die Karte. Was sollte ich essen? Normalerweise liebte ich saftige Speisen mit viel Sauce. Momentan war das allerdings eine schlechte Idee und so durchsuchte ich die Speisekarte nach einem trockenen und wenn möglich Flüssigkeit aufsaugenden Gericht. Ich entschied mich für vulkanischen Reis, Hühnchen und Kefen von Qo'noS. Ich hoffte, dass ich mit diesem trockene Menü wenigstens das bisschen Wasser, welches ich dazu bestellte, würde bei mir halten können.
Hoffnungen waren allerdings momentan da, um enttäuscht zu werden. Kaum hatte ich die trockene Bestellung aufgegeben, musste ich auch schon das zweite Mal, seit ich mit Neville in diesem Restaurant sass, auf die Toilette. So folgte ich dem Kellner ein Stückweit und erleichterte mich dann. Neville wartete geduldig auf mich. Er war freundlich und sprach das Thema nicht an.
Wir hatten in den Stunden vorher fleissig gearbeitet und versucht Beweise oder weitere Hinweise auf Sterns falsches Spiel zu finden, damit wir zu Commander Kirilenkova oder auch Commodore ch'Thane gehen konnten. Jetzt beim Essen liessen wir dieses Thema aber absichtlich Beiseite und lernten uns stattdessen besser kennen. Wir brauchten einmal eine Pause und mussten auf andere Gedanken kommen.
Bei mir verfehlte das Essen dieses Ziel ein Stückweit. Allerdings nicht, weil ich an Sterns Forschungen denken musste, sondern weil ich eben Nevilles Geduld auf die Probe stellte. Ich erzählte deshalb weniger von mir als er. Wobei meine Sternenflottenkarriere auch nicht ganz so abwechslungsreich und spannend gewesen war wie seine. Ich hatte bisher immer auf ruhigen Aussenposten Dienst getan, wo es für eine Familie sicherer war als auf Grenzposten oder Flaggschiffen. So war es hauptsächlich Neville, der von seinen spannenden Geschichten erzählte. Er hatte auch genug Zeit, um sich an die Details zu erinnern, während ich Leck schlug.
Das Essen endete und ich glaubte in Neville einen neuen Freund gefunden zu haben. Ob sich dieses Freundschaft entfalten würde, musste sich noch zeigen. Ich würde ihn jedenfalls noch nicht gleich in die Theatergruppe einladen. Die Leiterin hätte sich wahrscheinlich auch nicht gefreut, denn sie fragte neue Mitspieler lieber selber an.
Als wir die Hauptpromenade verliessen, um in das Labor zurückzukehren, kehrte auch die Arbeit in meine Gedanken zurück. Dazu gehörte auch das schlechte Gefühl, welches mich verfolgte, seit Neville Stern mit dem Vorwurf konfrontiert hatte, das Experiment sabotiert zu haben. Wenn wir recht hatten, und bisher hatte alles daraufhin gedeutet, dann konnte Stern nicht einfach abwarten. Dann musste er handeln und uns entweder diskreditieren oder aus dem Weg räumen. Da er uns nicht so gut kannte und nicht so viel Zeit hatte befürchtete ich Letzteres....
Irgendwie entfachten diese Gedanken in mir ein Gefühl von Paranoia. Ich fühlte überall Blicke auf mir, die mich und Neville verfolgten. Erwartete hinter Korridorbiegungen und -Ecken eine unangenehme Überraschung. Irgendwann hörte ich Schritte vor uns. Ich glaubte zuerst, ich würde es mir einbilden, allerdings sah mein Bauchgefühl das anders. Es sagte mir, ich solle diese Schritte nicht als Manifestierung meiner lebhaften Fantasie abtun. Also versuchte ich leiser zu gehen und bat Neville ebenfalls still zu sein. Nach einigen Sekunden lauschen, war ich mir sicher:
„Jemand wartet da vorn auf uns. Er tritt auf der Stelle“, flüsterte ich Neville zu. Als Antwort begann auch er angestrengt zu lauschen und zog dabei eine komische Grimasse. Doch ich konnte nicht warten, bis auch er etwas hörte. Wir mussten handeln. „Wir laufen zurück zum Promenadendeck.“
Zuerst winkte Neville ab und glaubte, ich hätte den Verstand verloren. Ich sah seinem Gesichtsausdruck an, dass er überlegte, was wir tun sollten. Schlussendlich nickte er allerdings doch und als würden wir uns telepathisch verstehen, rannten wir beide los statt zu gehen. Eine gute Entscheidung, denn schnell tauchten vor uns zwei Jem'Hadar auf...
Es waren keine Chiasmar, erkannte ich an ihrer Kleidung. Sie waren überrascht uns zu sehen, aber ihr grimmiger Gesichtsausdruck schien noch grimmiger zu werden, als sie erkannten, dass wir auf sie zu rannten. Für mich ein Anzeichen, dass sie hinter uns her waren. Ohne auf Neville zu achten, rannte ich weiter. Ich wollte nicht in deren Hände fallen. Nicht nachdem, was mit Advena und Bray geschehen war. Es war schon lange kein Geheimnis mehr, wobei ich es ja sowieso wusste, da ich ihren Tod hatte feststellen müssen.
Ich wollt einen Jem'Hadar umrempeln, wenn ich zwischen ihnen hindurch rannte, und schob deshalb eine Schulter hervor und bereitete mich auf einen Aufprall vor. Da ich jetzt den Kopf etwas seitwärts hielt, konne ich Neville sehen, der eine ähnliche Haltung eingenommen hatte. Plötzlich sah ich hinter ihm einen der Jem'Hadar...
Hinter mir hätte also auch ein Jem'Hadar sein müssen. Doch ich spürte keinen Aufprall, stattdessen verlor ich das Gleichgewicht, stolperte nach vorne und flog schlussendlich auf die Nase. Er hatte mir das Bein gestellt. Als ich mich von dem Sturz erholt hatte, sah ich neben mir Neville ebenfalls auf dem Boden liegen. Ich wollte aufstehen, kam aber nicht weit bis ich den Lauf eines Disruptors im Rücken fühlte.
„Nicht mit mir!“, sagte Neville kämpferisch und aus dem Augenwinkel sah ich, wie er herumwirbelte. Meine letzte Wahrnehmung.
=A= Irgendwo - Irgendwann =A=
Ich kam langsam wieder zu mir. Allerdings blieb es ziemlich schummrig, obwohl ich die Augen geöffnet hatte. Ich befand mich also an einem dunklen Ort. Ich versuchte mich zu erinnern, wie ich hierhergekommen war. Was geschehen war. Zuerst waren meine Erinnerungen nur ein undurchdringlicher Nebel, der sich dann langsam auflöste und plötzlich, mit einem Schlag, wusste ich, was geschehen war. Etwas, was mir noch niemals in meiner langjährigen Karriere geschehen war: Ich war entführt worden.
Sofort versuchte ich, nach meinem Kommunikator zu greifen und nach Hilfe zu rufen. Doch so dumm waren unsere Entführer nicht. An der Stelle meines Kommunikators hatte ich ein Loch in der Uniform. Sie hatten ihn samt einem Stofffetzen herausgerissen. Da ich also keine Hilfe rufen konnte, versuchte ich unsere Umgebung aufzunehmen. Ich hatte schon festgestellt, dass Neville neben mir lag.
Es sah alles nach einem Fracht- oder Lagerraum aus. Allerdings auf den ersten Blick nicht nach Föderation oder Sternenflotte. Die hier gelagerten Gegenstände erinnerten mich an einen Händler, einen Schmuggler oder an Ferengi. Allerdings schienen mir Schmuggler am wahrscheinlichsten. Ein Händler würde nicht die Hand beissen, die ihn fütterte, sprich die Sternenflotten, die ihm eine Lokalität auf der Hauptpromenade zur Verfügung stellte. Auf den zweiten Blick hatte ich allerdings das Gefühl noch auf der Station zu sein, denn der Boden, die Schotts und die Decke schienen mir Sternenflotten-Design zu sein.
Ein Stöhnen liess mich meine Umgebung vergessen. Neville kam zu sich und ich kniete mich neben ihm.
„Ah, mein Schädel.“
„Sie haben sich den Kopf gestossen, als der Jem’Hadar ihnen das Bein gestellt hatte. Sie haben eine kleine Platzwunde, die bereits aufgehört hat zu bluten, aber eine Gehirnerschütterung haben sie wahrscheinlich nicht.“
„Na, Gott sei Dank! Wo haben uns die Jem’Hadar hingebracht?“
„In einen Lager- oder Frachtraum. Ich vermute, dass wir noch an Bord der Station sind.“
Neville setzte sich auf und schaute sich dann um.
„Sie scheinen recht zu haben. Wieso wohl? Und was wollen die Jem’Hadar von uns?“
„Wir hätten Professor Stern wohl nicht sagen sollen, dass wir ihn verdächtigen sein eigenes Experiment zu sabotieren.“
„Und dann rennt er gleich zum Dominion?“, fragte Neville zweifelnd. Wobei ich nicht sicher war, ob er an meiner Schlussfolgerung oder an seiner Frage zweifelte. Das hinderte mich aber nicht daran, eine mögliche Antwort anzubieten.
„Der richtige Preis hat schon viele zum Verrat bewogen. Abgesehen davon könnte das Dominion für Stern lukrativ sein, weil er dort ohne ethische Grundsätze an lebenden Versuchspersonen herumexperimentieren könnte…“
Bevor Neville auf meine Worte antworten konnte, hörten wir, wie sich die Tür öffnete. Jemand betrat den Lagerraum und dieser Jemand entpuppte sich schnell als Jem’Hadar. Sie kamen auf uns zu und wirkten auf mich plötzlich deutlich bedrohlicher als noch früher…