Personen: Kiri, Artis
Wörter: 949
--- Quingons Quartier ---
Kaum hatte der Hund die Tür geöffnet – nicht, dass ich das nicht hätte selbst machen können, ich war schließlich Arzt, aber wenn er schon mal hier war, konnte er auch arbeiten – quoll uns ein ziemlich ekliger Gestank entgegen.
„Riecht nach totem Fisch!“ meinte Artis angewidert, wandte sich kurz ab, um halbwegs frische Luft einzuatmen und traute sich dann in das Quartier. Ich ging von keiner physischen Gefahr aus, also folgte ich ihr und ignorierte damit die Hand, die der Hund kurz auf meine Schulter gelegt hatte, um mich zurückzuhalten.
Die Seclerin hatte den Computer angewiesen, das Licht zu aktivieren; eine Aufforderung, der dieser spontan nachkam. Von mir aus hätte sie das Licht aus zwei Gründen auslassen können:
Erstens: Im Dunkeln ist bekanntlich gut Munkeln – und mit Munkeln meine ich rummachen.
Zweitens: Der Anblick von dem toten Fisch – und damit meine ich Quingon – wäre mir erspart geblieben.
Ich zückte meinen Tricorder, um Quingons Tod festzustellen. Okay, die Tatsachen, dass er sich nicht bewegte, seine Haut nur noch blassblau war und Maden aus seinen Nasenlöchern krabbelten, sprachen schon eine recht deutliche Sprache, aber ich wollte erkunden, wann und woran er gestorben war. Dummerweise musste ich dafür in seine Nähe und ich hatte eine Phobie gegen schlechte Gerüche und Krabbelvieh. Persönlich machte ich mir die Notiz, dass ich NICHT die Autopsie machen würde.
--- Autopsieraum 2 ---
„Computer, starte Aufzeichnung der Autopsie von Lieutenant Mace Quingon, letzte Dienststelle: Chefarzt an Bord der Starbase G-001 New Hope. Bolianer, männlich, blau… also die Hautfarbe, Größe 1,86m, Gewicht 95kg…“ Und mir sagte man immer, ich wäre übergewichtig. „Alter 45.“
Der Vorsatz, den ich mir zuvor gemacht hatte, war irgendwie nicht aufgegangen. Alle, die in der Nahrungskette über mir standen, waren abwesend oder tot; und die, die unter mir standen, von denen wollte Kirilenkova nicht, dass sie das hier machten. Es war ihr wohl zu wichtig, dass wir Antworten fanden.
„Es fällt auf, dass der Leichnam stark gealtert ist. Dazu gehören eine sehr faltige Haut und ein stark verhärteter Knorpelwuchs am für den für Bolianer typischen Wulst entlang der Gesichtsmitte. Verglichen mit anderen Bolianern würde ich den Leichnam auf ein Alter von 82 schätzen.“ Ich griff wieder einmal zu dem grobschlächtigen Metzgermesser. Okay, es war nicht dasselbe wie vorhin, denn das war noch nicht einmal gereinigt worden. War ich etwa dafür verantwortlich? „Ich beginne nun mit der Öffnung des Brustkorbs mittels Y-Schnitts und der Extraktion der inneren Organe.“
--- Krankenstation, etwas später ---
„Er starb letztendlich also an Altersschwäche“, beendete ich meinen Autopsiebericht für Kirilenkova.
„Abgesehen davon, dass er doppelt so alt war wie in seiner Akte vermerkt“, warf sie ein. „Er ist bis jetzt das einzige Opfer, nicht wahr?“
„Das einzige, von dem wir wissen“, erwiderte ich. Niemand konnte wissen, ob nicht in irgendwelchen Quartieren noch ein paar Leichen vor sich hin stanken und verwesten. Mich schauderte bei der Vorstellung ein wenig. Nicht, dass ich Probleme mit Leichen hatten. Solange sie frühzeitig entdeckt wurden, so dass sie keinen üblen Geruch ausströmten und keine üblen Kleinstlebewesen sie beherrschten, war alles in Ordnung.
„Wenn wir davon ausgehen, dass er der Erste ist… hat er die anderen Patienten angesteckt mit dieser Krankheit?“
Ich schüttelte den Kopf und hoffte, der kleine Monitor, über den wir kommunizierten, würde dies übertragen können.
Ich warf einen Blick auf die Umgebung, in der sie sich befand. Das Ambiente, in dem sie hockte, schien recht ansprechend. Schnuckelige Einrichtung, gedämmtes Licht. Sah richtig gemütlich aus. Da ich sowohl ihr Büro als auch Harleys Quartier kannte, konnte ich ausschließen, dass sie sich dort befand. Also entweder hinterging sie Harley mit jemand Anderem, bei dem sie sich gerade aufhielt, oder sie befand sich in ihrem Gemach. Ich hoffte auf Ersteres, denn dann würde Harley sicherlich eine Schulter zum Ausweinen brauchen, die ich ihr anbieten würde. Okay, ich würde ihr mehr als nur eine Schulter anbieten.
„Es ist keine Krankheit im herkömmlichen Sine. Dies hier ist eine mutwillig zugefügte Beeinträchtigung.“
Kirilenkovas Augen weiteten sich ein wenig: „Dann hat jemand Lieutenant Quingon letztlich ermordet?“
„Eher spricht vieles dafür, dass es Selbstmord war!“ Dafür sprach allein die Tatsache, dass alle Patienten bei ihm in Behandlung waren und es unwahrscheinlich war, dass ein Dritter erst Quingon und dann alle seine Patienten infizierte.
Nun waren ihre Augen noch ein Stückchen weiter geöffnet, allerdings noch weit von der Gefahr entfernt, aus den Höhlen zu fallen. „Selbstmord?“
„Unabsichtlich. Wie es aussieht, hat er versucht den Jungbrunnen zu finden und sich als erstes Versuchskaninchen zur Verfügung gestellt.“ Dummerweise sah er sich jetzt die Karotten von unten an.
„Ich verstehe. Widmen wir uns um die Lebenden. Haben Sie einen Weg gefunden, den Alterungsprozess zu stoppen?“
Erneut musste ich den Kopf schütteln. „Nein. Allerdings habe ich keinen Zugriff auf die persönlichen Logbücher des Lieutenants. Vielleicht hat er ein paar Aufzeichnungen bezüglich seines Experi...“
„Was brauchen Sie für den Zugriff?“ schnitt sie mir das Wort ab.
Okay, ich wusste, dass auch sie ein Opfer war, aber so dringend war ihr Zustand nun auch nicht, dass man mich nicht ausreden lassen konnte. Oder doch? Ich überging ihre Frage: „Commander, wann waren Sie bei Quingon in Behandlung?“
Sie stockte kurz, ehe sie antwortete: „Vor fünf Tagen. Wieso fragen Sie?“ Selbst über den Äther konnte man die Unsicherheit in ihrer Stimme heraushören.
Wenn meine Berechnung bezüglich Quingons erstmaliger Durchführung seines Experiments an ihm selbst und seinem Tod stimmten, hatte Kirilenkova jetzt noch zwei Tage. „Wir werden eine Lösung finden“, beschwichtigte ich und beendete schnell die Verbindung. Ich wusste nicht wirklich, ob wir das schafften. Ich wusste nur, wenn wir es nicht schafften, würde Harley eine Schulter zum Ausweinen brauchen, die ich ihr anbieten würde. Okay, ich würde ihr mehr als nur eine Schulter anbieten…
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Wedge Antilles

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