Personen: Harley, Sandy, Altair
Wörter: 848
--- Krankenstation ---
„Du, Harley?“
Die Angesprochene wirbelte herum, so dass mir ihre Haare ins Gesicht schlugen. Und das auch noch in geballter Schwanzform. „Was gibt‘s?“ schnaufte sie mir zurück.
Ich war noch immer etwas von der Pferdeschwanzattacke angetan, daher ließ ich ein paar Sekunden verstreichen, damit ich mich wieder konzentrieren konnte. Wobei mich jetzt aber eine andere Frage quälte: „Wieso so außer Atem?“
„Ich war bei Kirilenkova“, gab sie mir bereitwillig Auskunft.
Das erklärte einiges. Zum Beispiel ihre etwas wilde Frisur. Verdammtes Kopfkino. Wieder war ich abgelenkt. Wieder dauerte es ein paar Sekunden, ehe ich weiter reden konnte. „Ich glaube, mir ist was aufgefallen.“
„Dass du widerwärtig bist?“
Ich musste über ihre Worte nachdenken. Dann schüttelte ich den Kopf. „Nein, das wusste ich vorher schon. Ich überspiele das nur immer mit meinem Charme.“
Harley hatte den Mund geöffnet, setzte zu einer Antwort an. Doch dann schloss sie ihn wueder und winkte ab. „Was ist dir aufgefallen?“
„Am besten zeig ich es dir.“ Ehe sie etwas kontern konnte, fügte ich etwas lauter hinzu: „Da drüben, an der Konsole.“
Als wir die Konsole erreichten, aktivierte ich sie. „Das hier ist das medizinische Logbuch von Quingon...“
„Wie bist du da herangekommen?“ unterbrach die Blondine mich.
Ich grinste. „Bleibt mein Geheimnis.“ Das klang deutlich spektakulärer als ‚Ich hab die Erlaubnis von oben bekommen.‘ Ich rief den Behandlungsplan auf. „Sieh dir das mal an. Fällt dir was auf?“
Harley, die just in dem Moment anfing, sich ihren Pferdeschwanz neu zu binden, beugte sich nach vorne. Beide Hände waren an ihrem Hinterkopf beschäftigt, bis sie plötzlich in der Bewegung innehielt. Ein paar Strähnen nutzten die Chance zur Flucht und lösten sich aus der Umklammerung. „Quingons Patienten der letzten Woche. Alle mit Alterungserscheinungen.“ Sie suchte nach den verloren gegangenen Strähnen und band weiter.
„Nicht ganz“, meinte ich süffisant lächelnd und zeigte auf einen Eintrag eines Patienten von vor drei Tagen.
Sie las den Namen und in einem Anflug völliger Apathie ließ sie ihre gesamte Haarpracht fallen, die sich dann an ihr Gesicht schmiegte. „Warum war sie bei ihm und nicht bei mir?“
Okay, ich hätte es ihr sagen können, da ich auch Zugriff auf diese Daten hatte. Aber ich fand, sie musste nicht alles wissen, was ihre Schwester so trieb. Ehrlich gesagt wäre ich mit so etwas auch nicht zu meinem Bruder gegangen. Okay, er war auch kein Arzt, aber auch dann wäre ich DAMIT nicht zu ihm gegangen. „Solltest du dich nicht viel eher fragen, warum sie nicht altert?“
„Vielleicht hat er sie nicht behan... wohl eher misshandelt!?“
Ich kniff die Lippen zusammen. Ich wollte, dass sie selbst drauf kam. „Das wäre eine Möglichkeit, aber das glaubte ich nicht. Hier...“ Ich zeigte noch einmal auf die Liste. „Sonst keine Ausnahme. Warum sollte er ausgerechnet bei ihr eine machen?“
Harley machte eine abfällige Handbewegung. „Weil sie jemanden auf 23 verschiedene Arten umbringen kann!? Und das ganz ohne Wumme.“ Sie sah mich an. „Wieso redest du in der Vergangenheitsform?“ Ihre Augen wurden schmaler, so dass ich instinktiv etwas Abstand zwischen uns brachte. „Du weißt, was los ist?“
Dennoch kam ich jetzt gar nicht umhin, als schelmisch zu grinsen. „Ich bin mir ziemlich sicher.“
Augenblicklich war eine Spur von Hibbeligkeit bei ihr festzustellen. „Spucks schon aus, oder muss ich nachhelfen?“
Ich musste nicht lange überlegen, wie dieses Nachhelfen aussehen würde. Es beinhaltete jedenfalls nichts, wobei sie mir ihre Zunge in den Hals steckte, um mir so die Worte zu entreißen. Und etwas ausquetschen, um die Information von mir auszuquetschen, würde sie auch nicht tun.
Trotzdem wagte ich es, um sie herumzugreifen, dabei ihre Hüfte zu streifen, um etwas auf dem Monitor anzeigen zu lassen. „Advents Blutbild. Was siehst du?“
Harley wirbelte erneut herum und diesmal duckte ich mich reflexartig unter den herumfliegenden Haaren weg. „Das Fieber?“
„Frag mich bitte nicht wir, aber irgendwie neutralisieren die Viren das Gepansche von Quingon.“
Schien sie auch gar nicht zu interessieren. „Denkst du, wir können alle behandeln, indem wir sie mit dem Fieber anstecken?“
Ich zuckte mit den Schultern, was Harley aber nicht sehen konnte, da sie mir immer noch den Rücken zuwandte und den Monitor beaugapfelte, als wolle sie ihn hypnotisieren. „Da ich keine Alternativen anzubieten habe... Ich denke, wir sollten es versuchen...“ Es war nur schade, dass ich nicht von der Alterungs-Krankheit befallen war. Advent hätte mich liebend gerne anstecken dürfen. Ich hätte mich, um sicher zu gehen, ihr Fieber zu bekommen, sogar dazu bereit erklärt, mit ihr ins Bett zu gehen. Okay, das war jetzt sehr restriktiv formuliert. „Wir können ja erst einmal bei einer Person starten.“
„Hast du jemanden im Sinn?“
Ich schaute mich um und mit einem Mal erhellte sich mein Gesicht. „Wie wärs mit den beiden?“
Harley drehte sich nun auch um und konnte ihr Grinsen kaum verbergen. Sie versuchte es aber auch gar nicht erst. „Pillermann und Schmierfink...“ Sie ging zu dem ungleichen Pärchen – okay, vom Aussehen her waren sie sich momentan sehr ähnlich – und begrüßte Doe mit: „Tja, wer dem Drachenmaul entgangen, der wird mit dem Schwanz gefangen, nicht wahr? Meine Herren, haben Sie Interesse, Ihren jetzigen bemitleidenden Zustand zu ändern?“
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Wedge Antilles

When the Fail is so strong, one Facepalm is not enough.

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