NH – Cmdr Svetlana F. Kirilenkova – DXO – RPG 11 Log 13 – 14‘257.1250
Personen: Ricarda, Gaius K. Agarthon
Erwähnt: Harley H. Kristoffson, Newton Neville, Mercury Hathaway
NPCs: Akiel ch’Thane, Ayres Jall
Wörter: 1‘328
Titel: Heureka
=A= irgendwo in meinem Kopf =A=
Keine Reaktion. Keine Antwort. Keine Veränderungen. Die Köpfe, die Stimmen, sie reagierten nicht auf meinen Ausruf. Weiter wechselten sie sich ab und warfen mir ihre Worte an den Kopf. Diese erdrückten mich langsam. Ich hielt die Vorwürfe und die schlechten Erinnerungen nicht mehr aus. Ich spürte, wie ich immer kleiner wurde und unter dem Gewicht, der Worte in die Knie ging. Gleichzeitig schien mein Kopf immer grösser zu werden, als würde er schon bald explodieren.
Wollte mir mein Unterbewusstsein etwas sagen? Quälte ich mich nur selber? Momentan war es nur Letzteres, denn ich war nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Meine Seele litt tausend Qualen. Diese psychische Folter war hundert Mal schlimmer als jede körperliche. Vor allem weil ich den Grund dafür, die Absicht nicht kannte. Es wirkte so sinnlos und willkürlich.
„Sie versteht es nicht…“
Urplötzlich hatte sich die gesamte Szenerie verändert. Ich stand in einem Unterrichtszimmer an Bord der Endeavour vor einer Klasse. In den Uniformen der Kadetten im vierten Jahr steckten aber keine mir unbekannte junge angehende Sternenflottenoffiziere, sondern die zehn Köpfe, die mich nun schon seit, wie es mir schien, Stunden verfolgten. Sie alle hatten die letzten Worte wie aus einer Stimme gesprochen.
Zwischen den Kadetten-Tischen und dem Wandscreen stand der Schreibtisch des Lehrers mit einem Stuhl. Ich setzte mich hin, weil ich nicht mehr in der Lage war zu stehen. Es war nun absolut Still und doch hörte ich ihre Stimmen immer noch mit den Vorwürfen und schrecklichen Erinnerungen in meinem Kopf nachhallen.
Als ich mich gesetzt hatte, wollte ich den Kopf auf meine flachen Hände auf der Tischplatte ablegen. Aber kaum berührte meine Wange meine Handrücken, sass ich wieder aufrecht da und starrte die „Klasse“ an. Auch ein zweiter Versuch scheiterte, sobald meine Stirn die Handrücken berührte. So blieb ich widerwillig aufrecht sitzen und liess meinen Blick über „meine Klasse“ wandern. Erst jetzt fiel mir auf, dass die vier Frauen Harley, Nadja, Michelle und Vanessa rechts am Fenster sassen, während die sechs Männer Umbridge, Michael, Novak, Bronik, Turner und Adorak links sassen. Dazwischen gab es eine leere Tischreihe, die wie ein Graben wirkte.
Dieser Graben erinnerte mich an den Wendepunkt in meinem Leben, der mich langsam aber sich ans andere Ufer übersetzen liess. Es war nach meiner letzten Ausbildungsmission an Bord der Endeavour gewesen. Micheal hatte mich während dieser abserviert und ich hatte mich entschieden, meine Position als Dozentin an der Sternenflottenakademie aufzugeben, die Feldausbildung zu absolvieren und in den aktiven Dienst der Sternenflotte zu wechseln.
Nur ein Mann aus dieser Runde hatte mich danach noch verletzt: der Vulkanier Adorak. Alle anderen waren vor Michael Adorak war für eine Mission an Bord der USS Hi Ryu gekommen. Ich war naiv gewesen und dachte, ein Vulkanier wäre anders als ein anderer Mann. Ich hatte mich auf ihn eingelassen. Hatte mich nicht nur eine Nacht lang amüsieren wollen, wie ich das nach Michael sonst mit allen Männern getan hatte, bis ich auf die Resolution gekommen war.
Doch genau Adorak war wieder nur ein Arsch von einem Mann. Er hatte mich während der ganzen Mission hingehalten, wobei er immer sehr korrekt war und alles „logisch“ klang. Zwei Tage bevor er die Hi Ryu verlassen hatte, verbrachten wir dann doch eine Nacht zusammen und er log mir das Blaue vom Himmel, von wegen wir würden gemeinsam Landurlaub nehmen und uns täglich unterhalten. An der Luftschleuse wollte er mich aber nicht einmal mehr küssen. Es war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen oder gesprochen hatte. Er hatte nie auf meine Rufe geantwortet. Wie eine heisse Kartoffel hatte er mich fallen gelassen…
Und langsam setzte sich die Erkenntnis nun durch und ich konnte sie in Worte fassen. Wenn auch noch nicht als Tatsache und so fragte ich laut in das Klassenzimmer hinein:
„Habe ich die Frauen in meinem Leben so behandelt, wie mich die Männer vorher mein Leben lang behandelt hatten?“
Die ganze Szenerie verwandelte sich ein weiteres Mal und ich stand auf dem Centre Court von Roland Garros. Die Zuschauerränge waren mit aberhunderten der zehn Personen gefüllt, die gerade noch meine Klasse waren und mich davor, seelisch zu zerstören versucht hatten. Sie alle klatschten, während mir eine Harley auf dem Platz einen grossen Pokal in Form einer Glühbirne überreichte, auf dessen Sockel Heureka stand. Doch bevor ich meine Hände danach ausstrecken konnte, zog sie mir die Glühbirne über den Kopf. Daraufhin verschwamm das Bild des berühmten Tennisstadions langsam vor meinen Augen. Doch es folgte nicht Dunkelheit, sondern ein weisses blendendes Licht, welches von oben auf mich hinunter schien.
=A= G-001 New Hope – Deck 349 – Krankenstation =A=
Plötzlich lag ich wieder auf dem Biobett in der Krankenstation. Meine Uniform klebte völlig durchgeschwitzt an mir. Wieso hatte ich sie nicht durch ein Patienten-Nachthemd ersetzt? Ich fühlte mich noch immer schwach. Schwitzte weiter. Aber ich konnte mehr oder weniger klare Gedanken fassen.
Langsam setzte ich mich auf, um meine Umgebung aufzunehmen. Innerhalb meiner Isolationszelle befand sich nun auch eine Computerkonsole. Darauf eine Nachricht von Harley, sie hätte mir ein Mittel verabreicht, um den Fieberwahn abzuschwächen, und ich solle mich nicht überanstrengen. Würde schwer werden, da ich sowieso immer noch ziemlich schlaff war.
…
„ch’Thane an Kirilenkova“, meldete sich überraschend der Kommandant, während ich die Daten von Sterns Experiment durchging, welche Neville nicht verschlüsselt hatte.
„Kirilenkova hier“, meldete ich mit kratzender Stimme. Ich hatte lange nicht mehr gesprochen und einen trockenen Hals.
„Commander Ricarda vom Führungsschiff der Dominion und Commander Jall bei mir auf der OPS hören mit. Miss Ricarda hat eine interessante Entdeckung gemacht. Bitte Commander.“
„Wir sind hier auf Lieutenant Hawk…“
„Hawk? Den hab ich doch vom Dienst freigestellt“, sagte ich, während Ricarda einfach weitersprach.
„… und Petty Officer Piebald gestossen. Die beiden haben sich unbefugt Zutritt zum Schiff verschafft und haben hier Professor Stern gefunden.“
„Sie sind was?“, fragte ich erstaunt. Ich war wegen des rigelianischen Fiebers alles andere als im Vollbesitz meiner Kräfte und dachte, ich hätte mich verhört.
„Professor Stern“, antwortete Ricarda. „Er behauptet, der Stern auf der New Hope müsse ein Betrüger sein, da er bereits seit Tagen auf dem Schiff war.“
„Ich möchte den Professor Stern an Bord unserer Station unter Arrest stellen, bis wir wissen, welches der Richtige ist“, übernahm ch’Thane. „Da ich Ihnen die Hauptverantwortung für sein Experiment übertragen hatte, Commander Kirilenkova, wollte ich es mit Ihnen absprechen.“
„Na…“
„Agarthon an Ricarda!“, schnitt mir plötzlich eine neue Kommverbindung bei Ricarda das Wort ab.
„Nur zu, Commander“, gab ich der Androidin die Erlaubnis mit dem Chief zu sprechen. Ricarda gab die Anweisung gleich weiter.
„Sprechen Sie Chief!“
„Wir haben unsere beiden vermissten Leute auf dem ersten Begleitschiff gefunden. Lieutenant Neville und Master Chief Hathaway befinden sich hier auf der Krankenstation.“
„Auf der Krankenstation?“, fragte Jall von der OPS über Interkomm. „Wieso sind Sie auf der Krankenstation?“
„Der Erste dieses Schiffes behauptet, sie hätten sich in einen Transportbehälter mit Vorräten an Bord geschmuggelt und seien dann bei der Flucht verletzt worden“, berichtet Agarthon, der wohl der Teamführer an Bord des ersten Begleitschiffes war. „Sie sind beide bewusstlos und haben schwere Kopfverletzungen.“
„Transportieren Sie die beiden augenblicklich auf unsere Krankenstation!“, befahl ch’Thane und ich ergänzte:
„Wenn möglich in meine Nähe!“
„Aye Sirs!“, quittierte Agarthon, bevor Ricarda wieder das Wort übernahm:
„Sir, Sonderbotschafterin Ethilia legt Protest ein und verlangt, dass wir die Durchsuchung Ihrer Schiffe jetzt beenden, wo wir unsere Leute gefunden haben.“
„Ihr Protest ist zur Kenntnis genommen, aber die Durchsuchung wird fortgeführt“, entschied ch’Thane augenblicklich und mit scharfer Stimme. „Wir vermissen immer noch die sterblichen Überreste von Commander Advena und Ensign Bray! Die Leichen in den Kühleinheiten sind nur billige Fälschungen.“
„Aye Sir!“
„Und bringen Sie Sonderbotschafterin Ethilia in mein Büro. Ich würde mich gerne mit ihr darüber Unterhalten, was Professor Stern an Bord ihres Schiffes zu suchen hatte“, fügte der Andorianer noch hinzu.
„Sie behauptet, er sei völlig freiwillig an Bord gekommen. Allerdings bezweifle ich, dass er freiwillig geblieben ist, denn Hawk und Pi fanden ihn in einem Holodeck, welches die Station simulierte.“