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--- Shuttle ---
Uh, wenn Blicke töten könnten. Eigentlich vermied sie es, mich anzusehen, aber in einem engen Shuttle war das kaum zu vermeiden. Und immer wenn sie es tat – also mich ansah - und ich im selben Moment auch zu ihr schaute, spürte ich eine Eiseskälte. Ungefähr so kalt, wie das Wasser des Flusses.
Ich schluckte schwer. Was hatte ich mir eigentlich bei diesem Vorschlag am Fluss gedacht? Sie in Klamotten in den Fluss zu werfen, war schon ziemlich gemein. Und nutzlos. Denn erstens war es zu dunkel um was zu sehen, zweitens hatte sie nichts Weißes an, und drittens, selbst wenn sie was Weißes angehabt hätte, wäre es zu dunkel gewesen um was zu sehen. Aber okay, sie hätte Pillermann und mich vermutlich auf der Stelle getötet, wenn wir sie erst ihrer Kleider beraubt und dann nass gemacht hätten. Wobei wir ja auch bei dieser Variante nix gesehen hätten, denn... hatte ich schon erwähnt, dass es zu dunkel war, um was zu sehen?
Irgendwie bereute ich diesen Vorschlag, und das nicht meiner eigenen Haut wegen. Was mich zu zwei Fragen brachte: Sollte ich mich bei ihr vielleicht entschuldigen – am besten bevor sie mich grillte (und sie war Technikerin, sie wusste, wie man sowas arrangierte)? Und seit wann hatte ich denn ein Gewissen?
--- Siedlung ---
„Ein bisschen mehr bräuchten wir schon für eine Autopsie“, maulte Kali und sah sich den Probenbehälter an, den Mercury aus einem der verfallenen Häuser mitgebracht hatte und nun vor ihrem Gesicht baumeln ließ, wohl in der Hoffnung, sie würde ihn an sich nehmen.
„Mehr ist nicht da“, konterte er und realisierte gleichzeitig, dass seine Hoffnung nicht erfüllt werden würde, woraufhin er den Beutel in einer Aufbewahrungsbox verstaute.
„Ich frage mich, warum er nicht beerdigt oder wenigstens mumifiziert wurde“, murmelte ich. „Ich meine, selbst der hartgesottenste Klingone hält den Gestank, der von einer verwesenden Leiche ausgeht, nicht aus.“
„Vielleicht gab es keinen mehr, der den armen Wicht hier“, Harley tippte mit dem Fuß gegen die Box, „beerdigen konnte“.
Ich schnaubte. „Der letzte seiner Art. Und wir finden ihn als erstes.“ Ich ließ meinen Blick über die anderen Gebäudereste werfen. „Ich nehm an, wir sollen weitersuchen!?“ sah ich Harley fragend an.
--- Ruine ---
Wir hatten tatsächlich noch einen gefunden. Okay, was von ihm übrig geblieben war. Also Staub. Auf einer Bett-ähnlichen Konstruktion.
Ich rieb mir die Stirn, als Harley im Schein einer Taschenlampe neben mich trat und die Szenerie betrachtete. „Ein Fall für die Putzfrau“, kommentierte sie das Bild. „Und ich hoffe für dich, du hast mich nicht deswegen gerufen.“
„Nein.“ Okay, die Vorstellung von ihr im Maid-Outfit mit Handschuhen, Netzstrümpfen und Staubwedel war nicht ohne. „Aber schalt mal deine Lampe aus.“
Sie lachte kurz auf. „Du glaubst doch nicht, dass ich darauf reinfalle!?“
„Hm?“ fragte ich dümmlich zurück.
„Ach komm, ich mach das Licht aus, und dann sagst du mir, ich soll deinen Tricorder halten und in Wirklichkeit ist es dein…“ Sie verstummte.
Ich hingegen rollte mit den Augen. „Wenn du dich sicherer fühlst, kannst du gerne zuerst auf die andere Seite des Raums gehen.“ Okay, ich war nicht davon ausgegangen, dass sie es wirklich tat, umso verletzter war ich, als sie es wirklich tat.
Als sie das Licht dimmte, aktivierte ich die UV-Licht-Lampe, die ich die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte. Überall leuchteten kleine Flecken beim Draufhalten der Lampe auf. Vermehrt auf der Bett-ähnlichen Konstruktion, aber auch auf dem Boden, an der Wand und sogar an der Decke.
„Eyyy“, flötete Harley. „Wenn es das ist, was ich denke was es ist, und eigentlich weiß ich, dass es das ist, sonst hättest du mich nicht hergeholt… dann hat der hier wohl einige Partys gefeiert. Wilde dazu.“
„Also das mit der Decke ist mir auch schon passiert“, murrte ich leicht amüsiert.
Die lumineszierenden Flecken verschwanden, als die Chefin ihren Handscheinwerfer wieder aktivierte. Sie ging an mir vorbei, klopfte mir mit einer Hand auf die Schulter und meinte: „Nicht mal in deinen wildesten Träumen. Hast du schon eine Probe genommen?“
Meine Augen weiteten sich. „Das fass ich doch nicht an. Dafür hab ich dich nämlich eigentlich gerufen.“
--- noch eine Ruine ---
Diese Ruine war anders. Direkt hinter einer schweren Steintür führte eine Treppe hinunter. Mehrere Lichtkegel strahlten hinunter, so dass man den Boden sehen konnte. Der muffige Geruch, der uns beim Öffnen der Tür entgegen stob hatte sich gelegt. Oder wir hatten uns schon an ihn gewöhnt.
„Ich schätze so an die sechs Fuß“, mutmaßte Harley.
„Fuß? Ich sehe da keine Füße!“ Erstaunlich, der Bolianer konnte sich knapp fassen.
Ich schüttelte den Kopf. „Eine alte Maßeinheit.“ Ich sah zu meiner Chefin und erkannte im schwachen Schein ihre zusammengekniffenen Lippen.
„Du weißt, was ich denke?“ fragte sie mich.
Ich zuckte kurz mit den Schultern. Natürlich wusste ich, was sie dachte, denn Harley hätte diese uralte Maßeinheit sonst nicht erwähnt. Trotzdem wollte ich sicher gehen. „Sex? Nicht jetzt, wir haben zu viel zu tun!“
Sie überging meinen Kommentar. „Gehen wir runter. Schön vorsichtig.“ Damit setzte sie auch schon ihren Fuß auf die erste Schwelle.
Die Lichtkegel tanzten auf den Stufen, an den Wänden, auf dem Boden.
Ich setzte ihr nach. Doch der Bolianer tippte mich noch einmal an. „Was hat es mit diesen sechs Fuß auf sich?“
Für einen Moment überlegte ich, ob ich ihm die Langfassung geben sollte. Dass jeder Mediziner nur noch aus einem Grund diese Maßeinheit kannte. Nämlich den, dass sechs Fuß die Tiefe war, in der ein Leichnam begraben werden sollte, damit sein Verwesungsgestank nicht mehr an die Oberfläche drang.
Ich entschied mich dagegen, schließlich war ich kein Bolianer und ich wollte hier nicht länger als nötig sein. Denn dieses Hier war: „Eine Gruft.“
Nach und nach schritten wir vorsichtig die Treppe herunter: Harley, dann ich, dann der Bolianer und zum Abschluss noch [Odria, wenn du dich entschieden hast, darfst du hier einen deiner Chars einsetzen^^]. Nach und nach erreichten wir das untere Level. Im Schein unserer Lampen sahen wir nackten Fels, in die große Löcher geschlagen worden waren.
„Da vorne!“ wisperte Harley und ging ohne eine Bestätigung weiter voran. Okay, sie war ja auch die Chefin.
Ein eisiger Luftzug erfasste mich.
Dann gingen sämtliche Lampen aus.
[NRPG: Kali, Dem, Entchen, ihr wisst, was passiert ist... die anderen erfahren es bald [
