Personen: Admiral Arscosea Chakoty, Liana Deren (NPC)
Wörter: 1340
~|~ Promenade DS9 ~|~
Ich war noch nie in meinem Leben so wütend. Wütend und verletzt. Was dachten sich die Beiden eigentlich? War ich irgend ein Gegenstand, den man nach Belieben herumschubsen konnte? Mutter hatte mich, ohne die geringste Spur von Sensibilität, vor all den Würdenträgern wie eine Holzfigur meinem Bruder vorgestellt. So unter dem Motto: „Schau mal was ich da schönes habe. Ein Schwesterchen.“
Was hatte sie sich dabei gedacht? Das er ihr vor Freude um den Hals fällt? Das er mich in die Arme nimmt und sich freut? Hatte sie überhaupt auch nur eine Minute nachgedacht?
Ich hatte gewusst das er da war und mir auf dem Herflug ausgemalt, wie ich ihm an irgendeinem Ort, wo wir alleine wären, gesagt hätte wer ich bin. Ich wollte ihm erzählen, das Mutter nicht wollte das ich ihn kennenlernte, während ich langsam erwachsen wurde. Das ich aber sehr oft an ihn gedacht hatte. Mir war klar, das er böse auf Mutter sein würde, aber doch nicht auf mich.
Immerhin kannte er sie und musste wissen, wie schwer es war sich gegen sie zu behaupten. Er war diesen Weg doch selbst gegangen.
Ich hatte mich, so wie er es befohlen hatte, umgezogen und trug nun die Galauniform der Föderation. Während der ganzen Zeremonie bekam ich kaum etwas mit. Bewusst hatte ich mich neben den vulkanischen Botschafter gestellt, der Ruhe und Sicherheit ausstrahlte. Weit weg von meiner Mutter, die natürlich meine Gedanken lesen konnte, denn ich ich verbarg sie ganz bewusst nicht. Erstens weil ich das in ihrer Gegenwart nie tat und sie nicht einmal wusste das ich das konnte und zweitens sollte sie merken wie wütend ich war.
„Es tut mir leid mein Kind. Da siehst du wie er ist. Ich wollte dich vor ihm schützen. Er hat so ein unberechenbares Temperament“, kamen ihre Gedanken bei mir an.
Sie wusste nicht, das ich eine viel bessere Telepathin war als sie dachte, denn ich konnte nicht nur das bewusst gedachte lesen, sondern auch das was sie verborgen meinte. Dort dachte sie etwas anderes. Sie freute sich, das es ihr gelungen war ihren Sohn endlich einmal aus der Fassung zu bringen. Sie war sicher, dass wir beide uns schon wieder beruhigen würden und ihr natürlich alles vergeben. Vor allem was mich betraf, war sie sich ganz sicher, dass ich ihr nicht lange böse sein konnte. Immerhin hatte ich ihr bisher nie widersprochen.
Sie sollte sich täuschen.
„Macht eure Zwistigkeiten untereinander aus und lasst mich da raus“, dachte ich in ihre Richtung und dann hob ich, zum ersten Mal in ihrer Gegenwart, meine Blockade. Ich wollte nichts mehr hören. Auch keine Gedanken.
Während der Zeremonie konnte sie nichts tun. Ich merkte aber ihre verzweifelten Bemühungen mich zu erreichen, doch dieses Mal gab ich nicht nach. Zu lange hatte ich 'Ja Mutter' gesagt. Ich war Inola Deren, eine eigenständige Person und es wurde wohl Zeit, das sie es lernte. Ich liebte sie und das hatte sich durch diese Aktion nicht geändert. Sie war meine Mutter und ich wusste, dass sie kein einfaches Wesen hatte, doch so langsam musste ihr klar werden, das ich erwachsen war und keine Puppe, die man nach belieben hervorholte um sie hübsch anzuziehen und den Freundinnen zu zeigen. Stolz auf das Wesen zu sein, das sie geschaffen hatte und das immer brav tat was sie wollte.
Die Feierlichkeiten der Amtsübergabe an Bord von DS9 waren zu ende und sofort kam Mutter zu mir. „Was soll das Kind? Seit wann kannst du deine Gedanken verbergen? Du weist, das ich so etwas nicht dulde“, sagte sie anklagend.
Ernst schaute ich sie an. Dieses Mal senkte ich meinen Blick nicht, wie sonst immer wenn sie mich tadelte. Ruhig erklärte ich: „Ich habe es schon als Kind gelernt Mutter, aber in deiner Gegenwart nie angewendet. Heute hast du mich zutiefst verletzt und deshalb ziehe ich mich zurück. Vor dir und dem Mann, der mein Bruder ist und den ich kennenlernen wollte. Was kümmert es euch was ich denke? Ihr beide seid so in eure Fehde verstrickt, das euch meine Gefühle egal sind. Also müsst ihr sie auch nicht lesen. Weder du noch er haben meine stumme Bitte gehört mir nicht so weh zu tun. Weder er noch du haben zugehört als ich euch in Gedanken bat, mir eine Chance zu geben. Mir nur wenige Minuten zuzuhören und zu verstehen wie ich mich fühlte.“
Mit großen Augen schaute sie mich an. „Wie redest du mit mir Kind?“, war alles was sie dazu sagte. Ich wollte ihr antworten, aber das Erscheinen Admiral Chakotys hinderte mich daran.
„Lieutenant Commander Deren, Sie begleiten mich“, sagte er schroff und natürlich protestierte Mutter sofort. Ging es denn schon wieder weiter? Sie sollten mich in Ruhe lassen. Alle beide!
Aber natürlich hatte ich keine Wahl. Ich war Lieutenant Commander und er Admiral. Seinen Befehlen war Folge zu leisten. Ob mir das passte oder nicht. Also folgte ich ihm wortlos.
~|~ 'Captains Yacht ' der Stardust ~|~
Zu meiner Verwunderung brachte er mich an Bord der 'Captains Yacht ' der Stardust. Wollte er mir nun auch noch unter vier Augen weitere Vorwürfe machen? Vorwürfe für eine Sache, für die ich nichts konnte.
Die Yacht legte ab und nahm Kurs auf das Wurmloch, was mich wunderte. Wir sollten doch nach Bajor. Doch ich sagte nichts.
Wir flogen hinein und sofort danach stoppte er den Antrieb. Er drehte sich zu mir um und musterte mich nun das erste Mal genauer. Noch immer schwieg ich. Außerdem hielt ich meinen Gedankenschirm oben, genau so wie er auch.
„Was hat sich Mutter nur dabei gedacht?“, brach er das Schweigen nach einer Weile.
Nun war es mit meiner Beherrschung vorbei. Wir waren hier alleine und ich wusste, dass er genau das wollte. Das wir alleine wären und offen reden konnten.
„Ich weiß nicht was sie sich dabei gedacht hat“, antwortete ich. „Genau so wenig wie ich weiß, was du dir gedacht hast, als du mich vor allen Leuten wie ein Schulmädchen behandelt hast. Gerade du müsstest Mutter kennen und wissen, das ich keine Wahl gehabt habe als das zu tun was sie sagte.“
„Man hat immer eine Wahl“, erwiderte er ruhig. Plötzlich war seine Stimme ganz anders. Sehr viel sanfter. „Erzähl mir von dir“, sagte er dann.
Ich erzählte ihm also, das ich auf Risa im Anwesen der Deren aufgewachsen war. Das ich dieses das erste mal im Alter von 16 Jahren verlassen hatte. Das ich dort ausgesuchte Bedienstete und Lehrer hatte. Freundinnen die Mutter für mich auswählte. Das sie mich zwei Mal im Jahr besuchte. Das ich dann auf die Sternenflottenakademie durfte, aber in einem großen Haus wohnte, das der Familie gehörte. Das ich hier erst erfahren hatte, das ich einen Bruder habe, der sich von ihr losgesagt hätte und nichts mit uns zu tun haben wollte. Das sie weiterhin meinen Umgang bestimmt hatte. Das ich nach Abschluss des Studiums auf ein Schiff versetzt wurde, dessen CO sie gut kannte und der ihr einen Gefallen schuldete. Das es mich viel Überzeugungskraft gekostet hatte an Bord der New Hope zu dürfen. Das ich dort hin wollte um ihn endlich kennen zu lernen und hoffte es vielleicht schaffen zu können, das er wenigstens mit mir reden würde. Das Mutter ihn immer als schlechtes Beispiel hingestellt hatte, das ich ihn aber heimlich bewunderte, weil er seinen eigenen Weg ging.
Das alles erklärte ich und er hörte mir schweigend und aufmerksam zu.
Müde und traurig endete ich: „Ich hatte mich darauf gefreut dich kennen zu lernen. Immer wieder habe ich mir ausgemalt, wie es sein würde, doch auch in meinen schlimmsten Träumen hätte ich mir das was passiert ist nicht vorstellen können. Es tut mir leid und in Zukunft werde ich dir aus dem Weg gehen. Keine Sorge, ich habe nicht die Absicht dir auf die Nerven zu gehen. Es ist schade. Mutter hat mir den großen Bruder genommen, den ich mir gewünscht habe und offensichtlich willst du es ohnehin nicht sein.“
NRPG: So Admiral Chakoty, nun bist du drann
