NH=Log 06=Agent Jenny Lee=SD: 15320.2196=SCIS

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
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Ellya
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Do 31. Jul 2014, 20:58

NH=Log 06=Agent Jenny Lee=SD: 15320.2196=SCIS

Wörter: 1692
Personen: Dr. Torrington (NPC), Walker, Delavere, Desean, Lewis (NPC)

=/\= New Hope - Deck 360 - Gerichtsmedizin - Tag 4, nachmittags =/\=

Nachdem ich einen enorm langen und ermüdenden Dialog mit Mister Watanabe, der sich als höflicher und kooperativer herausstellte, als unser erstes Aufeinandertreffen hätte vermuten lassen, geführt hatte, war ich zu dem Schluss gekommen, bei seinem Sohn in eine Sackgasse geraten zu sein. Zwar konnte der alte Mann keine Beweise produzieren, doch waren so einige Details besprochen worden, die hinten und vorne nicht zu der Geschichte passten. Entweder war der Vater meines Verdächtigen also ein sehr guter Lügner, der noch dazu vorausgeahnt hatte, welche Motive und Handlungen ich dem Filius unterstellte, oder er hatte schlichtweg offen mit mir diskutiert, wie unwahrscheinlich dessen tatsächliche Täterschaft war. Da ich meinen Instinkten vertraute, wenn es um Ermittlungen für das SCIS ging, neigte ich eher zu Letzterem, würde aber natürlich weiterhin in alle Richtungen ermitteln.

“Es erscheint mir logisch, dass nun die Woodieny in den Fokus Ihrer Ermittlungen rücken werden, Miss Lee.“, folgte auch der gute Doktor Torrington meinem Ansatz, nachdem ich ihm von dem Gespräch erzählt hatte. Doch auch wenn ich zur Antwort abwesend nickte, war ich mir bei dieser Spur unsicher, ob sie zu etwas führen würde. Es gab selbst in der Föderation, deren Bürger sich gerne für weiterentwickelt und aufgeklärt hielten, immer noch genug Ressentiments gegen einzelne Spezies und die Antipathie gegen eine so große Gruppe konnte sich schnell an einzelnen Mitgliedern entzünden. Wie also konnte Paul Kosario derart sicher sein, dass genau die Händler, deren Casino am Vortag auf der Promenade eröffnet hatte, denselben schlechten Eigenschaften folgten, die er wohl in der Vergangenheit erfahren hatte?

“Sehen Sie das anders?“, schien auch der Gerichtsmediziner mein Zögern zu bemerken, woraufhin ich zunächst leise seufzte, um dann zu erklären: “Ich weiß es nicht. Seine Ankündigung, etwas gegen diese Neulinge zu tun, scheint nach dem Gespräch mit seinem Lehrling nur umso ernster. Ihm schien es wirklich darum zu gehen, kein Mitglied dieser Spezies auf der Station Fuß fassen zu lassen. Aber ob das aus schlechten Erfahrungen rührt, aus generellem Rassismus oder aufgrund spezieller Kenntnisse über etwas, dass unsere Gäste wirklich planen, lässt sich nicht einmal einschätzen.“ Ich machte eine abwägende Geste, die in etwa mein Gefühl ausdrückte, zwischen einer offensiven Ermittlung gegen diplomatisch heikle Verdächtige und dem Vertrösten einer völlig verzweifelten Frau auf einen unbestimmten Zeitpunkt zu liegen schienen.

Bob, wie ich ihn nur nannte, wenn ich ihn ärgern wollte, sah das aber scheinbar etwas anders, denn er strich sich nachdenklich über sein Kinn, wo er früher einen angeblich prächtigen Bart getragen hatte, bevor er ihn durch eine Wette verlor, und sagte: “Mir scheint, Sie versteifen sich etwas zu sehr auf das Motiv.“ “Wie meinen Sie das?“, fragte ich sofort nach, auch wenn ich die Bedeutung seiner Worte natürlich erfasst hatte. Ich war nur neugierig, wie er darauf kam und welche Alternative er mir anbieten wollte. Und tatsächlich schien er auch etwas auf Lager zu haben, denn er sagte: “Nun, meine Liebe, es ist völlig bedeutungslos zu wissen, welche Absichten der Vermisste verfolgte, wenn Sie nicht wissen, wo er dies zu tun gedachte.“ Unwillkürlich musste ich grinsen. Der Mann streckte doch voller Überraschungen! In seiner eigenen Art hatte er mir doch glatt darauf gestoßen, dass ich ja noch gar kein Bewegungsprofil in diesem Fall angelegt hatte. In normalen Vermisstenfällen was es Standard, sich von der letzten bekannten Position langsam voran zu arbeiten. Dass dies überhaupt bisher nicht geschehen war, lag an meinem Alleingang der Präsidentin der IHG zuliebe. Mittlerweile aber war mehr als genug Zeit vergangen und die Hinweise verdichteten sich auf eine wirkliche Entführung oder ein anderes Kapitalverbrechen.

“Sie sind ein Genie, Doktor.“, rief ich deswegen auf und eilte sofort in Richtung meines Büros, von wo aus ich das Nötige veranlass wollte. Bevor ich jedoch weit gekommen war, drang noch die amüsierte Frage des Doktors an mein Ohr: “Kann ich das schriftlich haben?“ Doch so einfach sollte er mir natürlich nicht davonkommen, weswegen ich nur einen kurzen Blick über die Schulter warf und erklärte: “Sorry, Doc. Das wird Ihnen so reichen müssen.“ Gleich darauf trat ich auch schon durch die Tür zu seinem kleinen Verließ und sie schloss sich hinter mir, womit sie jedwede Antwort des Rechtsmediziners verschluckte.

=/\= New Hope - Deck 370 - Arboretum - Tag 5, morgens =/\=

Noch bevor ich in der Frühe überhaupt mein Büro betreten hatte, um nach den Ergebnissen des Bewegungsprofils für Mister Kosario zu fragen, hatte mich schon der Ruf meines Chefs ereilt, der mich umgehend auf Deck 370 beorderte, wo offenbar eine Leiche gefunden worden war. Dementsprechend stand ich nun also mit dem ersten Kaffee in der Hand im Arboretum und blickte auf einen wimmelnden Haufen verschiedener Sicherheitskräfte, der sich wie von einer unsichtbaren Wand abgeschirmt um einen am Boden liegenden Mann teilte.

“Guten Morgen, Agent.“, begrüßte mich einer der Männer in Sicherheitsuniform freundlich, nachdem ich ihm meine Identifikation gezeigt hatte und deutete auf eine relativ groß gewachsene Frau abseits des Geschehens. “Commander Walker hatte sie angefordert.“ Ich nickte dem Mann dankend zu und trat durch die Lücke in der Barriere, die er extra für mich geöffnet hatte, um mich hinüber zu der Sicherheitschefin zu begeben. Dass sie mich “angefordert“ hatte, war nur die halbe Wahrheit, denn mein direkter Vorgesetzter war natürlich der hiesige Deputy Director, aber so wie auf zivilen Welten die Streifenpolizisten jederzeit die Kollegen der Kriminalabteilung zu einem Tatort bitten konnten, so antwortete auch das SCIS auf die Anrufe der Sicherheit. Ganz unabhängig von dem guten Verhältnis, das daraus zwischen der Truppe, die im Zweifelsfall die Drecksarbeit für uns erledigen mussten, und uns entstand, war das nämlich unsere gesetzliche Pflicht.

“Commander.“, meldete ich mich also bei der Frau an, von der ich im Grunde nur Rang und Nachnamen kannte, und ignorierte dabei die bürokratisch etwas falsche Formulierung ihres Untergebenen. “Ich bin Special Agent Lee, SCIS.“ “Ah.“, machte die Frau jedoch nur und sah sich meine routinemäßig dargebotene Marke eingehend an, bevor sie schließlich das Wort ergriff: “Gut, dass Sie da sind. Meine Leute haben den Tatort bereits gesichert und die Umgebung für unautorisiertes Personal vorübergehend geschlossen. Ich würde es allerdings begrüßen, wenn wir die Schließung - bei aller gebotenen Gründlichkeit - so schnell wie möglich aufheben können.“ Meine erste Antwort bestand lediglich aus einem Nicken. Ich kannte die Abläufe einer Ermittlung recht gut und musste nicht daran erinnert werden, doch verstand ich natürlich den speziellen Druck, unter dem ein CXO stand. Immerhin war sie für die Sicherheit der Leute auf dieser Station verantwortlich und einer davon war gerade gestorben. Dass sie dennoch darüber nachdachte, welche Konsequenzen eine öffentliche Zurschaustellung für die Meute am Rande der Absperrung bedeutete, zeugte von großer Professionalität.

Dann allerdings blieb mein Gedächtnis an einem Fragment hängen, wie es das gerne tat, wenn ich mit Zeugen oder Verdächtigen sprach. Oft waren es nur einzelne Phrasen oder Wörter, die mich zu interessanten Gedanken verleiteten, und auch diesmal war der Anlass eine kleine Bezeichnung. “Sie sagten Tatort.“, bemerkte ich daher mit einem Blick, der hoffentlich offenes Interesse ohne Vorwürfe signalisierte. “Sie gehen also von einem Verbrechen aus?“ “Nun…“, erwiderte Walker und schien einen Augenblick lang nachzudenken. Dann aber fügte sie hinzu: “Es ist mein Job, davon auszugehen und zu hoffen, dass ich Unrecht habe.“ Sie schmunzelte leicht und ich lächelte höflich zurück, dann erklärte sie: “Aber einen natürlichen Tod hielt der Notfallmediziner für ausgeschlossen, also bleiben nur Unfall, Selbstmord oder Mord. Auf jeden Fall aber etwas, das wir untersuchen müssen.“

“Da stimme ich Ihnen zu, Commander.“, antwortete ich und nickte nun wieder ernst, wobei ich mein PADD aus der Tasche zog, das ich so gerne zur Ablenkung in Händen hielt. “Wenn Sie so freundlich wären, mir Ihre bisherigen Erkenntnisse mitzuteilen, könnte ich sofort an die Arbeit gehen.“ Und als hätte ich damit bei einem Staudamm sämtliche Schleusen geöffnet, strömten auf einmal Namen und Daten in einer Geschwindigkeit auf mich ein, dass ich ausnahmsweise froh war, immer schreibbereit zu sein. Walker hatte ihre Hausaufgaben wirklich gemacht und gab mir nicht nur die Namen des Toten und der beiden Wissenschaftlerinnen, die ihn aufgefunden und erkannt hatten, sondern auch den Kontakt zum Notfallmediziner, der automatisch mit dem Sicherheitsteam alarmiert worden war für den Fall, dass sich die Melderin geirrt und der Patient noch am Leben war. Außerdem gab sie mir einen groben Überblick über die Örtlichkeiten und versicherte mir, in der Umgebung keine weiteren Spuren gefunden zu haben, die auf die Anwesenheit einer zweiten Person schließen ließen.

“Sie machen das nicht zum ersten Mal, nicht wahr, Commander?“, kommentierte ich so viel Engagement und Zielstrebigkeit und erntete nur ein müdes Lächeln. “Leider nein, Agent.“ Bevor ich aber noch nachfragen konnte, wann oder warum sie Erfahrungen in diese Richtung gesammelt hatte und ob es in dieser Station oder auf einem anderen Posten gewesen war, sprach sie auch schon weiter: “Wenn Sie also irgendetwas für ihre Ermittlungen benötigen, ist die Sicherheit jederzeit für sie da. Ansprechpartner hier vor Ort wird Crewman Desean sein.“ Sie deutete auf einen gefährlich aussehenden Mann, der mit seinen von Narben übersäten Armen und dem gefleckten Nacken seine Uniform schier zum Zerreißen bringen schien und nickte ihm dann zu. “Und wenn Sie dann sonst nichts mehr benötigen, muss ich mich leider entschuldigen. Die Pflichten einer Sicherheitschefin sind endlos.“ “Natürlich, Commander.“, antwortete ich erneut mit einem Lächeln. “Mein Büro wird Sie auf dem Laufenden halten.“

In Wirklichkeit hatte ich noch eine Menge Dinge, die ich von der Sicherheit benötigte, aber die hatten Zeit und mussten nicht von der Chefin persönlich angefordert werden. Also schlenderte ich zu dem Mann hinüber, der mir als “Desean“ vorgestellt worden war und sagte auch für ihn noch einmal mein Sprüchlein auf: “Agent Lee, SCIS.“ “Ich weiß.“, antwortete er jedoch im Gegensatz zu den meisten Soldaten und schien nicht recht zu wissen, ob er stramm zu stehen hatte oder nicht. Schließlich entschied er sich dagegen und fragte: “Womit kann ich helfen?“ Ich erklärte ihm also, dass ich nun ein paar Stunden Zeit brauchte, um mich in Ruhe mit den beiden Wissenschaftlerinnen zu unterhalten, die ich natürlich getrennt befragen würde, und mir dann gemeinsam mit Torrington, dessen umständliche Art zu Sprechen ich schon ein paar Meter entfernt ausmachen konnte, ein Bild vom Toten selbst zu machen. Erst dann würde ich möglicherweise die Hilfe des Crewman benötigen, den ich für die Zwischenzeit bat, mir sämtliche Schaulustige - egal ob uniformiert oder zivil - vom Hals zu halten.
Captain Ellya Calder
alias
Sergeant Nathan Moreno, SFMC
Captain T'Kara, XO
Lieutenant Saavik Jones, DCTO
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