NH – LtCmdr Dem Sawley – TEC – Ulog1 - 16023.2095

[Dem]

NH – LtCmdr Dem Sawley – TEC – Ulog1 - 16023.2095

Personen: Lt. Stewart, Cmdr. Walker (erwähnt)

Wörter: 822

~~Quartier Sawley~~

„Ach du Schande, schon so spät!“, rief ich aus, als ich von meiner Fachzeitschrift zum Chronometer geblickt hatte und dabei fast vom Stuhl gefallen wäre, da ich meine Füße auf den Tisch liegen und den Stuhl ein wenig gekippt hatte. Ich hatte zwar noch genug Zeit mich fertig zu machen, dennoch sicher nicht genügend, um mich mental auf meine Rolle vorzubereiten.

Nach einer Dusche, einem Kampf mit meinen Haaren, einem gestutzten Bart und einem Blick auf meine Kleidungsauswahl war ich eigentlich schon bereit. Meine Haare lagen mir glatt auf den Schultern und der Bart war nur noch halb so lang wie vorher und gleichmäßig. Meine Galauniform lag auf meinem Bett, schon lange unbenutzt. Wer hätte gedacht, dass ich sie zu einem solch erfreulichen Ereignis wieder aus dem Schrank holen würde? Ich hoffte sie passte noch. So zwängte ich mich hinein, wie so manche Offiziere von den Galauniformen behaupteten. Es war zwar nicht mein Schnitt, dennoch fand ich sie nicht so unangenehm wie allgemein gesagt wurde. Doch eines stimmte, man wird doch etwas rundlicher im Alter, trotz meiner ständigen Trainingseinheiten.

Nervös schaute ich mich im Spiegel an. War ich das wirklich? Welch Wandlung hatte ich in den letzten Monaten durchgemacht? Vom etwas verwahrlosten Akademiedozenten zum relativ eleganten, gepflegten Offizier zurück, der ich einst war. Vor ewigen Zeiten. Und Holiday hatte mir sehr dabei geholfen. Aber dass sie mich zum Brautvater ernannt hatte, das hatte mich dann doch etwas geschockt. Einerseits fühlte ich mich sehr geehrt dieser schönen Pflicht nachkommen zu dürfen und hatte mich wirklich sehr gefreut, aber andererseits fühlte ich mich auch alt. Mein Blick schweifte über die sich vermehrenden Falten in meinem Gesicht, besonders in den Augen- und Mundwinkeln und ich realisierte, wieder einmal, wie viel Zeit mir gestohlen worden war. Meinem biologischen Alter nach war ich nun über 50, wo ich gerade einmal 35 oder 36 Jahre alt hätte sein sollen. Meine eigene Hochzeit war laut dieser Zeitkontinuität gerade mal 6 Jahre her. Doch es war länger. Deutlich länger. Und das sage ich nicht nur, weil es mir so vorkam, sondern weil es durch die Aktion eines bestimmten Q so geschehen war. 18 Jahre meines Lebens, in denen es nur darum ging zu überleben und möglichst keine Einmischung in die Geschichte zu riskieren. 18 Jahre, in denen ich meine Frau Tam deutlich besser kennen lernen konnte als ich es mir je vorgestellt hatte. In manchen Bereichen auch mehr als ich es mir gewünscht hatte, aber ich denke da können viele Eheleute mitreden. Alles Dinge, die ich gerne wieder hätte, wenn sie nur bei mir wäre. Aber es würde noch einige Zeit dauern, bis ich sie wieder in meine Arme schließen konnte. Bis die Sternenflotte es zuließ sie hier her zu versetzen. Vielleicht würde ich sie aufgrund ihres neuen Ranges mit „Oh Captain, mein Captain!“ begrüßen.

Nun fiel mein Blick auf meine eigenen Rangabzeichen auf der Galauniform. Lieutenant Commander und das nun auch schon seit einigen Jahren. Keine Beförderung durch meine (zum Glück überwundene) Alkoholsucht und weil ich mich mit den falschen Leuten angelegt hatte. Mein Gewissen wurde dadurch beruhigt, dass ich das Richtige getan und Leben gerettet hatte. Solange ich sagen konnte, dass ich stolz war auf meine Taten und meine bisherige Karriere, würde ich mich nicht beschweren. Und besonders dann nicht, wenn ich für bestimmte Leute da sein konnte. Die wenigen Leute, die ich in meinen Freundeskreis ließ. Und Holiday gehörte ganz sicher dazu.

Das Gesamtbild, das sich vor mir im Spiegel abzeichnete, passte einfach nicht zu mir. Aber es wurde langsam Zeit erwachsen zu werden und sich anzupassen und einfach nur für andere gut auszusehen. Holiday hatte es verdient von jemandem an den Altar geführt zu werden, der etwas für sein Äußeres tat. Noch einmal band ich mir die Haare zusammen und machte mich auf den Weg in die Hydroponische Kuppel.

~~Hydroponische Kuppel~~

Ich war wirklich erstaunt über dieses, ich nannte es jetzt mal „Hochzeitsdorf“. Die Vorbereitungen für diesen speziellen Tag von Holiday und Lucille waren ein voller Erfolg gewesen und in mir machte sich ein warmes Gefühl der Vorfreude breit, die beiden glücklich vereint zu sehen. ‚Werd jetzt bloß nicht übermäßig emotional, alter Knabe‘, sagte ich mir selbst.

Ich betrat das Zelt meiner Freundin und hörte das Wort „Brautvater“, meldete mich an und beim ersten Anblick klappte mir erst einmal kurz der Unterkiefer bis auf den Boden. „Wow.“, komplimentierte ich das Aussehen der Braut, welche gleich eine andere Gesichtsfärbung annahm. „Danke, Dem.“ Ich nickte den anderen im Zelt noch zur Begrüßung zu, von denen ich nur relativ wenige wirklich kannte und hoffte das würde genügen. Zu großartiger Konversation würde auch noch nach der Zeremonie Zeit bleiben.

Sie hakte sich bei mir an und gemeinsam verließen wir das Zelt und schritten langsam und andächtig auf den Altar zu. Ich fragte mich wer von den beiden nun nervöser war, Holiday oder letztendlich Lucille, denn obwohl sie sehr professionell und kompetent in ihrem Job war, war das hier doch etwas ganz anderes.