Personen: AT (vor allem Damian Desean, Thomas Roberts, Mary-Jane Wellington und Medsad Jasa)
=A= Caedue – Landepunkt des fremden Raumschiffs - Tag 10 – Morgen =A=
Das Verhör der Fremden gestaltete sich genauso frustrierend und unergiebig, wie ich insgeheim erwartet hatte. Die Piraten schwiegen entweder trotzig oder beteuerten, dass sie lediglich eine profitable Gelegenheit gesehen und ausgenutzt hatten. Ich konnte es nicht beschwören und bohrte fleißig weiter, aber insgeheim glaubte ich ihnen sogar. Wir hatten es eher mit Kleinkriminellen zu tun als mit dem Kaliber von Leuten, das mal eben die Bevölkerung eines ganzen Planeten auslöschte oder auch nur weitergehende Informationen über diesen brutalen Akt hatte. Wahrscheinlich war unser redseliger Wissenschaftler Medsad Jasa einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen.
Aus dem Augenwinkel bekam ich mit, dass unsere Marines voller Arbeitseifer in die Wüste sprinteten. Ich ließ mich davon aber nicht beirren, denn wenn unsere Hilfe von Nöten gewesen wäre, hätte man uns das bestimmt gesagt.
Dann allerdings rief mich Damian Desean zu sich. Kurz nach mir fand sich auch meine neue Kollegin ein, die er ebenfalls zu sich beordert hatte. Diskret musterte ich sie. Mary-Jane Wellington, das hatte ich aufgeschnappt. Eine hübsche, schwarzhaarige junge Frau ungefähr in meinem Alter. Ihr Akzent verriet mir, dass sie wie ich aus England stammte, was mich direkt neugierig machte, aber davon abgesehen wusste ich nichts über sie. Dann allerdings traten diese Spekulationen in den Hintergrund, als Damian erklärte: „Wir bekommen wohl Besuch, was uns ein wenig die Arbeit vereinfachen sollte.“ Ich begriff nicht direkt, worauf er hinaus wollte – unsere Außenteams hatten sich ja bereits zusammengetan – und sah ihn dementsprechend verständnislos an. „Pekara,“ erklärte Damian dann und deutete auf seinen Tricorder, woraufhin ich sofort begriff. Das waren in der Tat gute Neuigkeiten. Mit den Pekara hatte ich zwar noch keine Bekanntschaft gemacht, aber nominell waren sie unsere Verbündeten, und bislang gab es keinen Grund, sie nicht als umgänglich einzustufen.
Wir beratschlagten ein wenig, dann schlug CA Wellington vor, dass Damian sich um unsere Ärztin, Lieutenant Verreuil, kümmern sollte, die sichtlich angeschlagen wirkte. Wellington tat dies auf eine humorvolle Art und Weise, die mich sofort für sie einnahm, machte es so doch nicht den Eindruck von Gönnerhaftigkeit oder übertriebener Besorgnis. Stil hatte sie, das musste man schon einmal festhalten. Ich war geneigt, das ihrer Nationalität zuzuschreiben – auf meine englischen Wurzeln war ich, egal wie weit ich im Weltraum herumgekommen war, noch immer sehr stolz, und wenn wir für eines bekannt waren, dann ja wohl für unser Stilgefühl in allen Lebenslagen – wusste aber, dass mich so manche Kollegen für diese Sichtweise ausgelacht hätten. Wie dem auch sei – Wellington hätte ich gerne besser kennengelernt. Aber das musste warten, denn zunächst gab es mehr als genug für uns zu tun. Damian zog sich mit Verreuil ein Stück zurück. Was sie sagten, bekam ich nicht mit, wobei ich mir auch Mühe gab, diskret wegzuhören.
Wellington und ich warteten auf das Eintreffen der Pekara. Bevor diese jedoch bei uns ankamen, rief mich Commander Roberts zu sich. Unser Sicherheitschef, nicht seine Frau, die unser Außenteam geleitet hatte. „Und, hat das Verhör dieser... was auch immer... irgend etwas ergeben?,“ fragte er mich. Seiner Miene war nicht anzumerken, wie er über die ganze Sache dachte. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, Sir. Entweder sie stellen sich sehr gekonnt dumm, oder aber – wovon ich persönlich eher ausgehe – sie wissen tatsächlich nichts und wollten aus dieser Katastrophe lediglich einen Nutzen ziehen,“ erklärte ich. Roberts nickte. „Verstehe. Wahrscheinlich sollten wir ihnen noch ein wenig auf den Zahn fühlen, aber das kann warten, vorerst laufen sie ja nicht weg,“ sagte er, „Aber jetzt gerade hat die Kooperation mit den Pekara Priorität. Vielleicht wissen sie etwas, das uns weiterhelfen kann.“ Ich bestätigte das. Davon abgesehen, dass er mein Vorgesetzter war, konnte ich mich seinen Prioritäten voll und ganz anschließen.
Dann jedoch unterbrach uns ein aufgeregter Ruf von CA Wellington. Eilig gingen wir wieder zu ihr herüber und sahen, dass sie mit verständnislosem Gesicht auf ihren Tricorder starrte. „Was gibt es?,“ fragte Roberts knapp. „Sie sind weg, Sir,“ sagte Wellington verwirrt, ohne den Blick von ihrem Tricorder zu heben. „Wer?,“ fragte ich verständnislos. „Die Pekara. Eben hatte ich sie noch auf dem Scanner, und dann waren sie auf einmal einfach verschwunden,“ erklärte Wellington. Ich schaute über ihre Schulter auf ihren Tricorder. „Tatsache,“ meinte ich erstaunt und erschrocken. Auch ich konnte das Außenteam der Pekara nicht mehr erkennen. Was das jedoch hieß, vermochte ich nicht zu sagen. Zog ein erneuter Sturm auf, der unsere Sensoren störte? Oder steckte etwas schlimmeres dahinter?
Ich erinnerte mich an unseren bisher so glücklosen Wissenschaftler. Jetzt konnte Jasa mal etwas nützlicheres tun, als verloren zu gehen und sich von uns retten zu lassen. Ich rief ihn zu uns herüber, erklärte ihm kurz die Lage und deutete dann auf Wellingtons Tricorder. „Werden Sie schlau aus der ganzen Sache?,“ fragte ich den noch immer aufgeregt wirkenden Bolianer. [Keks für Dem]
=A= tbc =A=