Personen: AT (vor allem Damian Desean und Mary Jane Wellington)
Wörter: 617
=A= Caedue – Ratshallen - Tag 11 =A=
Das Innere des Gebäudes war – trotz der unbestreitbaren exotischen Pracht der Architektur – kein schöner Anblick. Überall lagen Leichen herum, indem Zustand, der uns mittlerweile schon bekannt war. Angesichts meiner Berufserfahrung waren das natürlich nicht die ersten Toten, die ich sah, und ich schaffte es recht gut, eine professionelle Distanz zu wahren. Aber es waren zweifellos neue Bilder für die Sammlung jener, die ich gerne vergessen wollte, das aber vermutlich niemals schaffen würde. Ganz zu schweigen von der immer drängender werdenden Frage, wie zur Hölle es zu so etwas kommen konnte.
Eine natürliche Ursache schloss ich mittlerweile weitgehend aus. Die Wetterverhältnisse, die wir beobachtet hatten, passten in keiner Weise zu der auf diesem Planeten vorherrschenden Infrastruktur. Und so dumm, sich gegen ein solches Wetter nicht zu schützen, war einfach niemand – und wenn, wäre er schon lange vor dem Erreichen dieser Zivilisationsstufe ausgestorben. Gut, vielleicht gab es irgend etwas, das auf natürlichem Wege ganz plötzlich eine derartige Klimaveränderung hervorrufen konnte. Aber als ich unsere Wissenschaftler danach gefragt hatte, war ihnen nichts plausibles eingefallen, das zu dem, was wir hier antrafen, passte. Ich hätte also bedenkenlos auf einen Eingriff von außen gewettet. Aber durch wen? Bisher hatten wir niemanden angetroffen, der wirkte, als sei er zu einer deratigen Tat fähig. Stattdessen hatten wir uns mit ein paar unterbelichteten, gierigen Kleinkriminellen herumschlagen müssen, mit denen vermutlich schon mein Team von Kadetten damals während meiner Grundausbildung fertig geworden wäre. Der Antwort auf unsere bohrenden Fragen waren wir keinen Schritt weiter gekommen und das machte mich langsam unglaublich frustriert und wütend. Nur mit Mühe hielt ich mich davon ab, meine Faust gegen irgendeine der herumstehenden Statuen zu schlagen. Was für eine frustrierende, sinnlose Mission.
Damian Desean, mit dem zusammen ich im Ratsgebäude unterwegs war, sah mich forschend an. „Probleme?,“ fragte er in seiner ruhigen, tiefen Stimme. Ich hatte den Eindruck, dass er jetzt, da er sich keine Gedanken mehr um Lieutenant Verreuil machen musste, weniger angespannt war als zuvor. Wenigstens einer. „Nein, Sir. Es ist nur... ich habe das Gefühl, wir kommen der Lösung keinen Schritt näher. Alles, was wir finden, sind noch mehr Gründe, es denjenigen, die das angerichtet haben, zu zeigen – nur, dass wir keine Ahnung haben, wer es war,“ versuchte ich zu erklären. Damian nickte nur. Er wirkte nachdenklich, doch was er dachte, konnte ich nicht sagen, dafür kannte ich ihn trotz allem noch nicht gut genug. Gerade, als er anhob, etwas zu sagen, meldete sich sein Kommunikator.
Damian lauschte konzentriert, sprach dann einige Worte, lauschte wieder, um sich schließlich an mich zu wenden. „Das war CA Wellington. Sie glaubt, dass sie einige interessante Daten gefunden hat, und hätte gerne Hilfe von den Techies und Wissenschaftlern bei der Analyse. Gleichzeitig äußerte sie aber Bedenken, dass möglicherweise etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Deswegen würde ich vorschlagen, dass wir beide mit zu ihrem Team gehen – einfach nur für den Fall der Fälle.“ Ich nickte knapp. „Gute Idee, Sir,“ sagte ich. Wir machten uns auf und erreichten den Standort von Wellingtons Team ohne Zwischenfälle, wobei sich uns auf dem Weg einer unserer Techniker sowie ein Pekara-Wissenschaftler anschlossen.
Nach einigem Vorgeplänkel machten sich der Techie und der Wissenschaftler an die Analyse der von Wellington entdeckten Daten. Mir selbst sagten sie gar nichts – ich war noch nicht einmal sicher, dass ich das exotische Computersystem, auf dem sie gespeichert waren, als solches erkannt hätte. Aber dafür meldete sich etwas anderes: mein durch meine Erfahrung geschulter Instinkt für Gefahren. Wellington hatte recht: hier stimmte etwas nicht. Doch was? Ich konnte das Gefühl an nichts bestimmtem festmachen, und doch war es da, wie ein Kribbeln auf meiner Haut. Aufmerksam beobachtete ich, angespannt und zu allem bereit.
...tbc...