Personen: Faedré, Außenteam
Wörter: 670
=A= Caedue – Ratshallen - Tag 11 =A=
Gebannt lauschte ich der Erklärung von Lieutenant Commander Roberts, die diese ihrerseits kurz zuvor von unserer Ärztin, Doktor Verreuil, erhalten hatte. Plötzlich ergab alles einen Sinn. Eine Bombe also. Die merkwürdigen Splitter, die überall herumlagen, waren nichts anderes als die Überreste eines exotischen Sprengsatzes, der für den Tod der Bevölkerung von Caedue verantwortlich war. Entschlossen drängte ich die Bilder zurück, die diese Worte in mir auslösten, Bilder von Gewalt, Feuer und Tod. Dafür war jetzt keine Zeit. „Aber was für eine Bombe kann das sein, die sich auf diese Art auswirkt?,“ fragte meine junge Kollegin, Crewman Wellington. Sie klang ein wenig angespannt, hatte sich aber gut im Griff. Angesichts der Tatsache, dass das hier ihre erste Mission zu sein schien, war ihre Haltung erstaunlich. „Das weiß ich auch nicht,“ musste ich zugeben, „Mir sind zwar schon so einige Bomben und Sprengsätze begegnet, aber noch nie so etwas.“ Ich hatte Mühe, bei diesen Worten nicht unfreiwillig an einen ganz bestimmten Sprengsatz zu denken, den, der... nein! Ich war im Einsatz. Die Vergangenheit hatte hier keinen Platz.
„Eine mindestens ebenso wichtige Frage ist, wer diese Bombe abgeworfen hab und wo sich dieser Jemand nun befindet,“ gab Damian Desean auf gewohnt ruhige Art zu bedenken. Damit hatte er natürlich recht. Der Gedanke, dass diejenigen, die für eine solche Zerstörung verantwortlich waren, noch irgendwo lauerten, sich womöglich bereits darauf vorbereiteten, erneut zuzuschlagen, gefiel mir ganz und gar nicht, erklärte aber zumindest mein Gefühl der Bedrohung. „Lieutenant Verreuil hat vorgeschlagen, dass wir uns zum zentralen Computerkern der Stadt bewegen und dort nach weiteren Hinweisen suchen,“ unterbrauch Roberts unsere Diskussion, „Sie denkt, dass wir dort womöglich Hinweise darauf finden werden, mit wem die Caedue einen Konflikt hatten.“ „Das klingt logisch. Wenn Sie einverstanden sind, werden meine Leute sich anschließen,“ erwiderte die Leiterin des Pekara-Außenteams. Roberts nickte zustimmend.
Dieses Mal würden wir das Außenteam nicht erneut aufteilen, sondern uns gemeinsam auf den Weg machen. Ich war zwar nicht sicher, ob unsere Anzahl auch gegen eine solche, technisch mächtige und gesichtslose Bedrohung einen Schutz darstellen würde, aber einen Versuch war es zumindest wert. Wenn es sonst nichts brachte, würden wir so zumindest sichergehen, dass niemand mehr irgendwelchen Raumpiraten in die Hände fiel.
Roberts führte das Außenteam, ganz in der Tradition mittelalterlicher Kriegerkönige, selbst an. Sie wurde von Crewman Wellington und einem Pekara-Sicherheitsoffizier unterstützt. Unsere Wissenschaftler und Techniker folgten. Ich selbst bildete mit Damian die Nachhut.
Nach wie vor war ich angespannt, als wir erneut über den heißen Sand liefen. Mir gefiel das Gefühl nicht, dass jemand solche Zerstörung verursachen und dann einfach spurlos verschwinden könnte. Es fühlte sich an, als könne hinter jedem Stein ein Angreifer lauern. Aber andererseits hatten wir endlich Fortschritte bei unseren Nachforschungen gemacht, hatten endlich ein konkretes Vorgehen und Ziel, wofür ich dankbar war. Vielleicht würden wir ja mit Hilfe des Zentralcomputers endlich herausbekommen, wer den Bewohnern von Caedue das angetan hatte.
Leichen sahen wir auf dem Weg kaum. Ich entdeckte die eine oder andere, aber weitaus weniger, als ich angesichts unserer Nähe zum Stadtzentrum vermutet hätte. Auch das war eine von diesen Sachen, die irgendwie keinen Sinn ergaben. Einerseits wirkte es so, als seien die Bewohner Caedues auf der Stelle gestorben, als die unbekannte Waffe sie traf, aber andererseits passte die Verteilung der Toten nicht zu dieser Annahme. Womöglich lag das nur an dem Sturm. Womöglich aber auch nicht. Der Sturm jedenfalls ließ sich durch irgendeine Orbitalwaffe wahrscheinlich plausibel erklären. Wenn diese beispielsweise Veränderungen im Magnetfeld des Planeten hervorrief, waren extreme Wetterereignisse nicht verwunderlich. Ich war zwar kein Genie in Naturwissenschaften – das hatte ich meiner kleinen Schwester Julia überlassen, die mittlerweile Medizin studierte – aber das war selbst mir klar.
Ich verscheuchte meine Gedanken und konzentrierte mich ganz auf die Umgebung. Nirgendwo war ein Lebenszeichen zu entdecken. Trotzdem blieb ich wachsam. Ich blickte kurz auf meinen Tricorder. Noch drei Kilometer bis zum Computerkern. Die Hälfte der Strecke hatten wir bald geschafft. Hoffentlich würde der Rest des Weges ebenso ereignislos verlaufen.
=A= tbc =A=