Beteiligt (in order of appereance): Crewman Recruit J.O. Kelley, Crewman D. Desean, Commander Nico Huch
NPCS: Seitenspringer, seine Affäre, seine Ehefrau, deren Kind
Erwähnt: Merio
Wörter: 1246
=Maschinenebene – Deck 605 – Kybernetiklabor=
„Guten Tag Sir, womit hab ich die Ehre des Besuchs der Sicherheit hier in unserem kleinen Technik-Reich verdient?“
Ich drehte mich verdutzt um, erwartete hinter mir einen ranghöheren, echten Offizier zu sehen - aber nein, Kelley hatte tatsächlich mich gemeint. Daran musste ich mich erst gewöhnen.Also, daran, Sir genannt zu werden, und nicht "He, du!", "John, du Arsch", "Faule Sau!" oder "Sträfling 1894-Alpha-Drei". Ich räusperte mich.
"Also, es ist eigentlich nur ein Routinecheck, aber wir müssen bei jedem Brand ermitteln, Vorschrift, verstehen Sie, Crewman?"
Kelley nickte. Natürlich verstand er. Feuer waren auf jedem Raumschiff und auf jeder Station immer noch eine der größten und teuflischsten Gefahren.
"Jawohl, Sir!"
Da war es wieder, dieses Wort. Aber ich ließ mir nichts anmerken, tat so, als ob ich es gewöhnt war.
"Also, wenn sie mir einfach nur bestätigen, dass es sich um eine ganz normale technische Fehlfunktion handelte und es bezüglich Personen, Material und Vorgängen keine Auffälligkeiten gab, bin ich schon wieder weg."
Der Crewman holte tief luft, nickte langsam und bedächtig, ehe seine Kopfbewegung in ein Kopfschütteln über ging.
"Sehen Sie, Sir, und genau da haben wir ein Problem..."
===== CUT =====
(und Kekserl)
== Starbase New Hope – Primärer mittlerer Komplex – Deck 102 – Promenaden Deck – Sicherheitsbüro ==
Ich hatte wirklich kein Problem, alleine meine Schichten zu schieben, aber wenn weder Verstärkung noch Wachablöse auftauchte...
...ehrlich, ich hatte keine Ahnung, wo der Commander blieb. Merio hatte eine gute Ausrede - nein, es war keine Ausrede. Sie hatten ihn auf der Krankenstation behalten, aber mir bei meinen Nachfragen immer wieder versichert, dass er "bald wieder dienstfähig sei".
Was auch immer dieses "bald" bedeutete. Aber, im Ernst, mir war mulmig dabei, in einem Notfall ausrücken und die Sicherheitsstation unbemannt zurücklassen zu müssen. Und gerade, als ich diese Überlegung hatte, ging die Türe auf.
Ich blickte hoch und...
Tja. Kaum denkt man das Schnitzel, kommt schon die ganze Sau.
„Damian, du hier?“, fragte ich erstaunt (und erfreut!), als Crewman Desean eintrat.
Er nickte bestätigend.
„Murphy hat mich herbestellt als Ersatz für Merio. Ich soll mich bei Commander Huch melden, weißt du wo ich ihn finden kann?“
Das waren ja gute Nachrichten. Erleichtert lächelte ich Desean an.
"Ausgezeichnet! Ich kann wirklich jede helfende Hand brauchen. Vor allem, da ich keine Ahnung habe, wo der Chef ist..."
Und genau in diesem Moment ertönte seine Stimme.
“Huch an Sicherheit, ich brauche jemanden in Lagerraum 41c!”
Grimmig nickte ich Desean zu.
"Einer von uns beiden muss hin, keine Frage. Der andere hält die Stellung. Ich wette zwei Flaschen Platan Granat, dass in dem Moment, wo wir die Sicherheit verlassen irgendein Händler mit irgendeiner Lappalie auftaucht, und wir können uns einen Krämeraufstand nicht leisten. Nicht kurz vor dem Audit."
Damian nickte zustimmend.
"Das ist klar. Wenn du willst, bleib ich gern hier."
Und ob ich das wollte. Ich mochte zwar meine einsamen Nachtschichten als OvD, aber ein bisschen Action im Feld hörte sich verlockend an. Oder im Lagerraum. Ich reichte das Pad mit den Berichten würdevoll an Damian, und zögerte keinen Moment. Der Mann hatte vielleicht kein Offizierspatent, aber dafür reichlich Erfahrung und einen scharfen Verstant. Was wiederrum Fragen aufwarf - was machte er dann bei der Sicherheit?
Aber, tatsächlich, kaum hatte ich unsere Station verlassen, sah ich schon drei Händler wütend und zankend, irgendwelche Datenpads schwenkend, Richtung Sicherheitsstation marschieren. Noch mal Schwein gehabt, sagte ich zu mir selbst und beschleunigte meinen Schritt.
== Korridor vorm Lagerraum 41c! ==
"Tumult" war das passende Wort für den Anblick, der sich mir bot. Zwei Furien waren in handfeste Kampfhandlungen verwickelt, die Commander Huch gerade zu schlichten versuchte. Eine der Damen war nackt und wütend, die andere nur wütend, und dahinter zog sich gerade ein Mann mittleren Alters und hochroten Kopfes seine Schuhe an. Ich wettete geistig darauf, dass er vor 5 Minuten selbst noch nackt gewesen war - und zählte eins und eins zusammen.
"Heav'n has no Rage, like Love to Hatred turn'd, Nor Hell a Fury, like a Woman scorn'd."
Die Bekleidete versetze der Nackten gerade einen Stoß, der sie nach vorne taumeln ließ, und wollte gerade nachsetzen, als Huch sie an der Schulter packte und zurückhalten konnte. Ich fing die unbekleidete Dame gerade noch auf, und hielt zum ersten Mal seit dem Abstecher nach Risa vor meiner Reaktivierung wieder eine nackte Frau in meinen Armen. Aber es war weder ein erotischer, noch ein angenehmer Moment, denn sie strampelte, fluchte wie ein talaxianischer Händler und versuchte, mich mit heftigen Tritten auf meine Zehen zu überzeugen, sie loszulassen, damit sie sich wieder um die Kontrahentin kümmern konnte.Der Mann versuchte, sich geschickt durch das ganze Chaos hindurchzuschmuggeln, machte einen Satz an Commander Huch vorbei - und wurde von diesem mit einem sorgsam gestellten Bein zu Fall gebracht. Hart schlug er auf dem Boden auf und begann zu söhnen. Was wiederrum die bekleidete Dame zum Anlass nahm, sich aus Huchs Griff zu befreien und besorgt jammernd auf den Verletzten (oder sehr guten Schauspieler) zuzulaufen. Die temporäre Freikörperkulturanhängerin, die sich immer noch wand wie ei ntarg im Schlammbad, keifte irgendetwas von wegen Polizeibrutalität, und aus einem Korb, den ich bis jetzt gar nicht gesehen hatte, drang das Geschrei eines Kleinkindes.
Das Chaos war perfekt.
===== CUT =====
== Starbase New Hope – Quartier Ensign John Ertl ==
Was für ein Tag! Was für eine Schicht! Eigentlich schon fast eine Doppelschicht. Aber gut, so hatte ich wenigstens eine gute Ausrede gehabt, mich davon zu stehlen, nachdem wir die ganze Bagage - und das Kind, das natürlich nichts dafür konnte - in die Sicherheitsstation geschleppt hatten. Das war jetzt Huchs und Deseans Problem, nicht meines. Meines war, dass ich fühlte, wie sich meine Reserven zu Ende neigten. Ich brauchte Energie, und zwar mehr, als ich mit Schlaf und Aufputschmittel bekommen konnte.
Seufzend holte ich die große Holzkiste unter meinem Bett hervor, die ich heimlich von der Avatar rübergeholt hatte. Es war an der zeit, wieder den Gottesdienst etwas ernst zu nehmen. Oder zumindest das, was bei mir dem am Nähesten kam.
Sorgfältig breitete ich das schwarze Samttuch aus, stellte die Kerzen und den schwarzen Spiegel darauf. Nachdem ich die Kerzen zu einem Kreis angeordnet hatte, drapierte ich würdevoll und mit Ehrfurcht den Plüsch-Cthulhu in seiner Mitte. Die Dämonenkrone hatte schon bessere Zeiten gesehen, aber sie passte immer noch auf meinen Kopf.
Es konnte losgehen.
Das Licht gedämpft, zwei, drei Strophen des Liedes der Verdammnis mit der kleinen Handharfe angestimmt, und dann einmal ordentlich meditiert. Ich fühlte die Präsenzen des Kosmos, die Energien von den Vulkanen der Erde, den Wirbeln der Saturnringe, die kalte Kraft des Mondlichtes. So weit von zu Hause entfernt, und dennoch verbunden mit meinem Sonnensystem.
Sorgfältig piekste ich mich mit dem Obsidiandolch in den Daumen und brachte das Ritual zu Ende.
Eine halbe Stunde später stellte ich die Wirkung auf die Probe. Und tatsächlich: 10, 20, 30 Klimmzüge waren auf einmal kein Problem mehr. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir, dass meine Haare noch immer grau waren. Aber ein sehr aufmerksamer Beobachter hätte gesehen, dass einige begannen, wieder eine dunklere Farbe anzunehmen.
Ich grinste. Wie gut, dass Religion inzwischen wirklich eine Privatsache war und kein Schwein sich darum kümmerte, was ich in meinen eigenen vier Wänden tat.
Die würden mich ja glatt noch für verrückt halten!

That is not dead which can eternal lie.
And with strange aeons even death may die.
PS: Das waren meine Würfel:
