Wörter: 1283
Beteiligte Personen: Lt Grant, CPO Forester
== Deck 13, Astrometrie ==
Wie schrecklich unbequem es doch war, wenn man sich auf Stühlen zurücklehnen wollte, welche nicht über die entsprechende Rückenlehne verfügten. Ich stand auf, streckte mich etwas, ließ meinen Blick kurz schweifen. Das geschäftige Treiben der Crew vor dem Eintritt in das Strande-System hatte sich nochmals beschleunigt, ein mir neues Niveau erreicht. Natürlich war ich noch recht neu auf der Britannia, aber es ließ mich schmunzeln zu sehen, wie gut das Meiste hier doch zu funktionieren schien. Hastig wuselten sich Chargen durch die Labore, Unteroffiziere runzelten angestrengt die Stirn, Offiziere versuchten sich aus den Berichten ein Gebilde zu formen, das der Realität möglichst nahe kam.
Und genau in der Mitte entschied ich mich, mir eben etwas zu trinken zu holen. Im Regelfall schätzte ich es nicht besonders, wenn das Pensum der anstehenden Arbeiten für die nächsten acht Tage reichte, wenn nicht noch länger. Doch was sollte ich schon tun, als mich dem Gutdünken der Flotte zu beugen, mein Bestes tun, um mich dem Block an Inventarnummern, die das Büro des CSO ausmachten, zu verschreiben. Auf dem Weg hinaus aus der Astrometrie, zur Tarnung ein PADD in der rechten Hand, musste ich zuerst einem jungen Crewman ausweichen, bevor er seine zwei Dutzend ODN-Chips auf dem Boden verstreute. Danach folgten zwei Unteroffiziere, Herr Gelbkragen und Lady Blue, angeregt über die richtige Kalibration der Steuerbord-Sekundärsensoren diskutierend. Ein Schmunzeln nahm Besitz von meinen Lippen, als ich Ihnen am liebsten gleich einen Ausflug nach Deck Neun nahelegen wollte, wo es genug ruhige Plätze gab, zum Streiten oder für andere Dinge. Seltsam, wie blind manche Menschen für das sind, was sie am meisten betrifft.
== Deck 12, Büro des CSO ==
Schnaufend ließ ich mich mit meiner Tasse Kaffee in den Bürostuhl fallen. Es war weniger eine Tasse, als ein übergroßer Becher, der nur zur Hälfte gefüllt war, um genau solche Unachtsamkeiten auszugleichen. Mein Blick lief nur Beifällig über die Displays der ersten drei Handgeräte, die mir unterkamen, und ich konnte ohnedies kaum etwas behalten. Während ich mich, diesmal ohne Gefahr, nach hinten vom Stuhl zu fallen, auf dem Sessel zurücklehnte, starrte ich an die Decke, und versuchte einen Moment Ruhe zu finden. Die Augen geschlossen, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, atmete ich tief durch. Entspannend war es, aber nur sehr kurz.
"Sir, wir haben die ersten Daten kompiliert.", sagte sie mit einem Lächeln, das ihre jungen Züge charmant umspielte. Man, oder eher, ich konnte nicht anders, als die Geste zu erwidern, als ich sagte: "Danke Crewman, gute Arbeit. Das gehört zwar nicht zu Ihren Aufgaben, aber würden Sie mir helfen, den Kollegen etwas Tee oder Kaffee zu bringen?" Das beiläufig überreichte PADD landete in der selben Schreibtischzone wie die anderen, und es hob sich durch seine großformatigen Abmessungen ab, sowie dadurch, dass es als einziges aktiviert war. Aber darum wollte ich mich später kümmern, und so schickte ich mich an, nach der ersten Hälfte der Gamma-Schicht noch einen getarnten Kontrollgang zu absolvieren. Aber dann wenigstens in hübscher Begleitung, sagte ich mir, während ich in mich selbst hinein grinste.
Die Britannia hatte bereits das Strande-System erreicht, und meines bescheidenen Wissens nach bewegten wir uns mit Impulskraft auf unser Ziel zu. Aus irgend einem seltsamen Grund wusste dennoch jeder, was er zu tun hatte, bis auch mich selbst, der an den groben Umrissen eines Berichtes für die nächste Sitzung der Führungsoffiziere feilte. Die Langstreckenscans wiesen auf Strande III immer noch nichts neues aus, und dennoch machte sich, so glaubte ich zu bemerken, seit dem Eintritt in das Planetensystem eine allgemeine Anspannung breit. Nicht nur, dass es auch umso mehr zu tun gab, die Besatzungsmitglieder schienen konzentrierter, stoischer, wortkarger.
Nach dem kurzen Rundgang durch die Labore, einem Abstecher in die Astrometrie, und einem eiligen Spaziergang ins Casino fand ich mich wieder im Büro des Chefwissenschaftlers ein. Ich sichtete die mir zugetragenen Berichte, Akten, Diagramme und Anfragen, und legte die meisten Datenträger mangels Interesse, Dringlichkeit, oder Motivation zur Seite. Aber wirklich frustrierend wurde es erst dann, als ich bemerkte, dass ich mich von meiner üblichen Holodeck-Zeit, die ich mir in der Vergangenheit stets so mühsam erarbeitet und bewahrt hatte, Abschied nehmen musste. "Das kommt davon, wenn man mal auf ein aktives Schiff versetzt wird...", murmelte ich, bevor ich den letzten Schluck meines inzwischen kalten Raktajinos stürzte. Und mir insgeheim wünschte, ich wäre bereits in meinem Quartier, und könnte mir den rigelianischen Brandy gönnen, der dort wartete.
== später, Deck 11, Kontrolle der Langstreckensensoren ==
"Das ist gut so, justieren Sie die Varianzfilter im zweiten EM-Band.", wies ich den Techniker an, der gerade zur Hälfte in der Technik der Sensor-Subkontrolle steckte. Einige Eingaben auf der Konsole später konnte ich die entsprechenden Daten auf dem Display begutachten, die sich zusehends veränderten, mit jeder Einstellung andere Schemata widergaben. Ich hörte Chief Forester leise schnaufen, als er sich wieder aus der engen Röhre zurückzog, und mich fragend ansah: "Und?" Meine Hände tippten wieder auf diversen Schaltflächen herum, als der Unteroffizier sich erhob, und es mir gleich tat, an die Konsole herantrat und einen prüfenden Blick darauf warf. Gemeinsam beobachteten wir, wie sich die Instrumente der Sensorphalanx ausrichteten, anpassten, und andere Daten lieferten.
Beide schwiegen wir, als das System sich anpasste, bevor schließlich ein Teil der Interferenzen nicht mehr in den Daten niederschlug. "Na bitte.", sagte ich zufrieden, verschränkte die Arme, und grinste Forester an. Er wischte sich beiläufig mit dem aufgekrempelten Uniformärmel einige Schweißtropfen von der Stirn, bevor er mich mit einem schiefen Lächeln ansah. "Na da haben wir schon etwas gewonnen. Der Rest ist wohl Feintuning.", sagte er, bevor er sich auf der Konsole abstützte, und einen erschöpften Eindruck machte.
"Auch schon lange nach Schichtende, was?", fragte ich den Gelbkragen, den Blick weiter auf das Display des Terminals gerichtet. "Allerdings. Und langsam wird's eine Dreifachschicht.", antwortete mir der Terraner in ebenselben Tonfall, mit dem ich gefragt hatte. Ich sah ihn an, streckte mich kurz, und erhob mich dann von dem inzwischen unbequemen Stuhl. Ein Blick auf den Chronographen erinnerte mich daran, dass nach Bordzeit bereits Stunden seit Beginn der Gamma-Schicht vergangen waren. Also fragte ich, bei der wohl gemeinsamen Übermüdung möglichst um einen freundlichen, aber zwanglosen Klang bemüht: "Lust auf Frühstück?"
== später, Deck 07 ==
Mein Gähnen konnte ich kaum hinter der erhobenen Hand verbergen, als die Türen des Turbolifts sich zischend öffneten. Wie es einem oft passiert, wenn man sich unbeobachtet fühlt, hatte ich nicht darauf geachtet, und sofort hatte ich das Pech, das wieder eine der attraktiven Frauen an Bord dieses Schiffes aus dem Lift trat. Ich konnte nur hoffen, dass die allgemeine Übermüdung so mancher Crewmitglieder auch als meine Entschuldigung durchging. Die Frau nickte nur knapp, war sie doch Unteroffizierin, und ging zielstrebig ihren Weg. Ich sah ihr, mit müdem Auge, kurz nach, und wunderte mich, wo all diese Prachtexemplare ihrer Spezies eigentlich herkamen, und warum es hier so viele gab. Kausalität oder Korrelation?
"Grant an Kara.", ertönte eine weitere Frauenstimme aus dem Com-System. Das akkustische Signal meines Kommunikators bestätigte, dass der Kanal geöffnet war, und so antwortete ich wie ich es immer zu tun pflegte: "Tur Kara hier. Was kann ich für Sie tun, Lieutenant?" Ich trat in den Turbolift ein, verharrte aber darin, an die Wand gelehnt. "Die Sonde wird in Kürze zur genaueren Untersuchung an Bord geholt, und ich würde mich gerne mit Ihnen wegen unseres Vorgehens abstimmen.", sagte Sie, sachlich und ruhig. "Verstanden. Ich bin gerade auf dem Weg zurück in die Abteilung. Darf ich Sie in mein Büro einladen?", fragte ich, nebenbei auf meinem PADD herum tippend. "Einverstanden, ich bin unterwegs. Grant Ende.", vernahm ich, bevor die Verbindung getrennt wurde. Kaum hatte ich die physiologischen Daten der Strander an die Medizin weitergegeben, eilte ich auch schon zum nächsten Termin. Abteilungsleiter zu sein brachte viel Arbeit mit sich, und wenn ich öfter in dem großen Doppelbett des CSO-Quartiers geschlafen hätte, würde es den Mehraufwand vielleicht sogar ausgleichen.
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Cad Rubens Wolf hat das Hirn an den Toren der Akademie abgegeben...
Vi veri universum vivus vici.
"Oh du lieber Augustin!"
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