NH – Lt Jason A. Hawk – SCI – RPG 21 Log 03 – 14‘210.1296
Personen: Valeris A. Advena, Anselm Stern, Alexander Breed, Alessa Myrden, Harley H. Kristoffson
Wörter: 1‘301
Titel: wer suchet, der findet…
=A= G-001 New Hope – Deck 363 =A=
„Er ist es nicht wert“, versuchte ich Val zu beruhigen, da ich die Katastrophe kommen sah. Stern hatte diese Wirkung auf andere. Ich hatte da eine Geschichte für Val, die sie sicherlich aufschlussreich finden würde. „Wir sollten uns kurz draussen unterhalten.“
Val tat sich schwer damit, Stern nachzugeben und das Labor zu verlassen. Deshalb packte ich meinen bestimmenden Blick ein. Diesen brauchte ich selten. Im Dienst hatte ich es entweder mit Vorgesetzten zu tun, die ich entweder mit Argumenten überzeugen konnte oder gar nicht, oder ich hatte es mit Untergebenen zu tun, bei denen meine zwei Rangpins oftmals reichten und ich den überzeugenden Blick nicht brauchte. Diesen Blick brauchte ich eigentlich nur als Vater, aber Isabella und Jethro waren noch zu jung, als dass ich ihn schon hätte auspacken müssen.
Nur das Labor zu verlassen, war mir zu wenig. Ich führte Val etwas weiter den Korridor runter, damit wir auch wirklich unter uns blieben. Erst dann liess ich meine Verlobte los und stand vor sie hin, damit ich sie ansehen konnte.
„Wieso hast du mich da drin nicht unterstützt?“, fragte Val und ich hörte die Enttäuschung in ihrer Stimme. „Dieser Kerl ist nichts weiter als ein Chauvinist, egal welche wissenschaftlichen Wunder er für die Föderation vollbringt.“
„Ich weiss, Stern ist ein unmöglicher Mann. Er bringt alle zur Weissglut mit seiner eigenen und absolut überheblichen Art. Aber bitte, versuche ruhig zu bleiben, wenn er dich das nächste Mal angreift.“
„Wieso sollte ich? Diesem Mann muss jemand einmal die Grenzen aufzeigen!“
„Das hat sich in der Vergangenheit leider als nicht gerade einfach herausgestellt“, begann ich mit einer, wie ich hoffte, beruhigenden Stimme zu sprechen. „Stern hat es einmal geschafft, dass ein Vulkanier die Kontrolle über seine Emotionen verloren hat. Dieser war nicht mehr in der Lage, seine emotionale Kontrolle wieder herzustellen und einen Tag später tötet er einen anderen Mann, weil er seine Wut nicht kontrollieren konnte. Er kam in eine vulkanische Nervenheilanstalt und, so viel ich weiss, kam er dort nie wieder raus. Und ich kann Dir sagen, als 13-jähriger Junge ist es sehr beängstigend zu sehen, wie ein Vulkanier seinen Emotionen nachgibt.“
„Du kennst Stern schon so lange?“, fragte Val erstaunt.
Bevor ich allerdings auf ihre Frage hatte antworten können, stürmte eben jener Professor Stern an uns vorbei und betrat am anderen Ende den Turbolift. Nachdem ich wieder Val ansah, entdeckte ich ihn ihrem Gesicht einen verwirrten Gesichtsausdruck, der genau widerspiegelte, wie ich mich fühlte. Wieso verliess Stern gerade jetzt das Labor? Val und ich liefen den Korridor in die entgegengesetzte Richtung entlang, zurück zum Labor. Dabei liess Val nicht locker.
„Bevor wir uns mit Sterns merkwürdigem Verhalten beschäftigen, kannst du mir jetzt noch verraten, wie lange du Stern jetzt schon kennst.“
„Kennen ist übertrieben“, erwiderte ich und begann äusserst ungern und sehr gekürzt zu erzählen: „Stern hatte einen Forschungsauftrag an Bord von Deep Space Five, als mein Vater die Station kommandierte. Aus einem mir unerfindlichen Grund verstand sich mein Vater gut mit ihm und so verbrachte er viel Zeit in unserem Quartier. Mein Vater sah für mich damals eine grosse Karriere in der Sternenflotte vor und dachte es sei, gut wenn ich Privatunterricht von einem Mann mit einem solch anerkannten Namen wie Stern erhielt. Mein Vater glaubte auch, dass ich dadurch erkannte, was die Sternenflotte Gutes tut für die Galaxis.“
Val begann zu lachen. Richtig laut zu lachen und zwar ziemlich genau in dem Moment als wir das Labor betreten hatten, was ihr einige verwunderte Seitenblicke einbrachte. Sie ignorierte es, wie sie es immer tat, wenn das Kind ihr zum Vorschein kam, und wandte sich stattdessen an mich:
„Ich kann mir Stern irgendwie schlecht als Lehrer vorstellen. Er hat einfach nicht den richtigen Charakter für den Umgang mit Kindern.“
„Er war auch ein schrecklicher Lehrer. Der Vulkanier sollte ihm eigentlich helfen und die für mich wichtigen Fakten aus Sterns Überheblichkeit filtern. Aber du kannst dir ja vorstellen, dass ein Vulkanier auch nicht gerade die richtige Lehrperson für einen 13-Jährigen ist…“
Das liess Val nochmals lachen, aber nur kurz. Die Folgen dieser Fehlbesetzung waren zu gravierend, als dass man gross darüber hätte lachen können. Stattdessen wandte sich Val an die beiden verbliebenen Personen im Labor. Alex Breed und Alessa Myrden:
„Wohin ist Professor Stern verschwunden?“
„Das wissen wir nicht“, begann Breed, woraufhin Myrden übernahm.
„Er war plötzlich verschwunden.“
„Wir vermuten, dass er auf die Yàowù gegangen ist, weil es dort allenfalls Ersatzteile für seine Geräte gibt“, übernahm wieder Breed für den Abschluss der Theorie. Die beiden schienen sich gut zu verstehen.
„Nun gut, lassen wir Professor Stern seinen eigenen Weg gehen“, entschied Val. „Ich muss auf die Krankenstation und nach den Verletzten sehen. Sie sind unverletzt?“, fragte Val Breed und die Frau mit den lila Strähnen in den Haaren. Beide nickten zur Antwort. „Beginnen Sie mit den Reparaturen des Labors soweit Sie dies ohne die Hilfe von Professor Stern können. Je schneller wir diese Experimente erfolgreich abschliessen können, desto schneller verlässt uns Stern wieder.“ Den letzten Satz zischte Val nur noch leise. Ich wusste nicht, ob Breed und Myrden ihn gehört hatten.
=A= G-001 New Hope – Deck 361 – Sektion 26, Gäste-Quartiere – ca. 4 Stunden später =A=
„Ich bin noch nicht dazu gekommen, mit meiner Mutter zu sprechen“, erwiderte ich Val, während wir den Korridor mit den Gästequartieren der Wissenschaft entlang gingen.
Wir waren immer noch auf der Suche nach Professor Stern. Wir hatten ihn in der Krankenstation, auf der Yàowù, der Hauptpromenade oder der hydroponischen Kuppel nicht gefunden. Die Sensoren waren keine Hilfe, da er seinen Kommunikator verloren oder weggeworfen hatte, ich tendierte zu Letzterem, und spezifische menschliche Biosignaturen an Bord der Station zu finden, war praktisch unmöglich. So gut waren die internen Sensoren nicht, ein Projekt, welches ich vielleicht später mal angehen konnte. Nun versuchten wir es in Sterns Gästequartier, obwohl ich mir nicht wirklich vorstellen konnte, dass er sich dorthin zurückgezogen hatte. Stern schlief nur wenig. Vielleicht war er deshalb ein unangenehmer Zeitgenosse.
Val und ich hatten die Suche genutzt, um über unsere bevorstehende Hochzeit zu sprechen. Ich war immer noch nicht dazu gekommen, meiner Mutter von der Verlobung zu erzählen. Ich hatte auf unerklärliche Weise Angst davor. Es war ungewohnt, denn normalerweise fürchtete ich mich vor Gesprächen mit meinem Vater und nicht mit meiner Mutter. Doch mein Vater lebte nicht mehr und konnte mich somit auch nicht an die gescheiterte Verlobung mit Stefanie erinnern.
„Das solltest du dringend tun. Sie wäre sicher enttäuscht, wenn sie es erst durch die Hochzeitseinladung und nicht von dir erfährt.“
Ich hatte keine Möglichkeit mehr darauf zu antworten, da wir Sterns Quartier erreicht hatten. Auf unser Türsignal hin gab es keine Antwort. Val überbrückte deshalb die Verriegelung mit ihrem Kommandocode. Wir betraten das Quartier indem kein Licht brannte. Das Wohnzimmer war leer und so blieb nur noch das Schlafzimmer. Val und ich staunte nicht schlecht, als wir Stern schlafend darin fanden…
=A= G-001 New Hope – Deck 363 – wissenschaftliches Hauptlabor 3 – früh am nächsten Morgen =A=
Inzwischen hatte ich den Überblick verloren, wie oft mich Stern schon überrascht hatte, seit er im Gamma-Quadranten angekommen war. Es hatte auf der Yàowù begonnen, als er mir den Ring in die Hand gedrückt hatte. Eine andere Überraschung war gestern am späteren Nachmittag, als er sich einfach mal schlafen gelegt hatte ohne irgendeine Erklärung. Nun folgte die nächste Überraschung: in einer Nachtschicht hatte er die Schäden behoben, welche das Feuer am Vortag verursacht hatte. Das potentielle Heilmittel war synthetisiert und Kristoffson war hier, um es den Chiasmar Jem’Hadar zu verabreichen.
„Müssen wir die Jemmies nicht unter Beobachtung halten?“, fragte Kristoffson überrascht und nahm mir damit die Worte aus dem Mund.
„Nicht notwendig. Gegen Abend würden sie ihre nächste Dosis Ketracel White brauchen. Es reicht, wenn wir sie dann untersuchen, um festzustellen, ob ihr Metabolismus auf eine White-Dosis angewiesen ist oder nicht!“
[NRPG: so, also kurz mal eine kleine zeitliche Einordnung. Stern war während ca. vier bis fünf Stunden verschwunden. Die Jem’Hadar ticken ingame am dritten Tag seit Missionsbeginn in meinem ersten Kiri-Log aus. Das heisst, die unbestimmten Zeitsprüngen in vorherigen Logs zwischen dem Feuer im Labor und der danach laufenden ersten Versuchsreihe mit den Chiasmar Jem’Hadar sind eine ganze Nacht und teilweise der Vormittag. Kirilenkovas Verletzungen waren somit so stark, dass sie die Nacht auf der Krankenstation verbringen musste.
Noch Fragen?]