NH – Lt Jason A. Hawk – SCI – RPG 21 Log 06 – 14‘238.0200

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
Inter.SL: FCpt.Kami - stellv. SL: VAdm. Michaela Quinn

Moderatoren: Chakoty, Oberkommando

Antworten
Benutzeravatar
JasonHawk
Beiträge: 710
Registriert: Di 11. Jan 2011, 03:43

Fr 10. Mai 2013, 01:07

NH – Lt Jason A. Hawk – SCI – RPG 21 Log 06 – 14‘238.0200

Personen: Valeris A. Advena (erwähnt)
NPCs: Isabella + Jethro Shadows, Nancy, Alicia Hawk
Wörter: 1‘242
Titel: Schmerz!

=A= G-001 New Hope – Deck 601 – Quartier Advena/Hawk =A=

Nur noch wimmernd lag ich auf dem Boden. Mehr gab mein Körper nicht mehr her. Eine Wange auf dem dreckigen Fussboden, in der Fötusstellung und wimmernd. Ich war erschlagen, als hätte ich eine Woche nicht geschlafen, obwohl ich vor nicht allzu langer Zeit aufgestanden war.

Neben der Müdigkeit war da Schmerz: Körperlicher Schmerz in meinen Händen. Ich hatte so lange auf den Fussboden eingeschlagen, dass ich dachte, ich müsste schon lange ein Deck tiefer sein. Körperlicher Schmerz im Hals. Ich hatte geschrien. Geschrien wie ein kleines Kind, wenn es Hunger hatte. Geschrien wie eine Frau, die während der schlimmsten Unterjochung durch einen Mann, ihrem Peiniger auch noch in die Augen schauen musste. Geschrien wie ein Mann, der erkennt, dass er nichts tun konnte, um seine Lieben zu retten. Körperlicher Schmerz in meinen Augen. Ich hatte ganze Wasserfälle geweint und glaubte völlig ausgetrocknet zu sein. Des Weiteren hatte ich meine Fäuste in die Augenhöhlen gepresst. Doch schrecklich Bilder von Val und ihrem entstellten Körper erschienen einfach vor meinem inneren Auge, obwohl ich ihre Lei… Leiche noch gar nicht gesehen hatte.

Doch alle diese und weitere körperliche Schmerzen waren Nichts im Vergleich zum Schmerz tief in meiner Seele. Dem Schmerz, der mit dem Gefühl des Verlustes verbunden war. Des Verlustes nicht eines geliebten Menschen, sondern des EINEN geliebten Menschen.

Erst jetzt verstand ich, erblickte ich überhaupt, wie viel mir Val bedeutete hatte. Sie war der Anker meines Lebens. Mein täglicher Antrieb aufzustehen und mich für das Wohl vieler einzusetzen. Nur das mir das Wohl vieler nun herzlich egal war. Mir lag nur am Wohl eines einzelnen: Am Wohle Vals. Ihr Wohl war wichtiger als das Wohl jedes andere und doch war gerade ihr Wohl vergessen gegangen und ihr Leben beendet worden. Meine Stütze, mein Antrieb war tot und ich alleine. Einfach nur alleine.

Oder nicht?

Während ich völlig erschöpft und immer noch wimmernd auf dem Boden lag, erinnerte ich mich, dass ich nicht alleine war. Das nicht nur ich jemanden verloren hatte. Meine Zwillinge hatten ihre Mu… Oh Gott! Ich konnte es nicht einmal mehr denken. Ein Mal. Ein einziges Mal hatte Isabella Val ihre Mutter genannt. Jetzt würde sie es nie mehr tun können. Meine Kinder hatten ihre Mutter verloren. Wie sollte ich Ihnen das erklären? Ich war ja noch nicht einmal dazugekommen, ihnen zu erklären, dass er Vater einer Arbeit nachging, von welcher er vielleicht nicht zurückkehrte. Dass es immer geschehen konnte, dass ihr Vater nicht zurückkehrte…

Ich rappelte mich auf. Ich musste mit Isabelle und Jethro sprechen. Ich wunderte mich sowieso schon, wie sie es so lange im Kinderzimmer ausgehalten hatten. Wie lange wusste ich nicht. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Aber es musste ziemlich sicher ziemlich lange gewesen sein. Nancy war ein Glücksgriff. Überraschenderweise konnte ich immer noch weinen. Die Tränen drückten wieder durch, als ich mich erinnerte, wie Val Nancy aus dem Hut gezaubert hatte. Sie war überhaupt erst auf die Idee einer Nanny gekommen und hatte sie dann auch ausgesucht. Die beste Nanny, die es gab, eine andere Wahl konnte die beste Frau der Galaxis auch gar nicht treffen…

„Daddy!“, stürmten die Zwillinge auf mich los, als ich durch die Tür in das Kinderzimmer trat. Ich ging in die Knie und umarmte sie. Ich war überrascht, von dem Trost, der in dieser einfachen Umarmung durch meine anderen beiden Liebsten lag. Doch so einfach liess sich die Trauer, die Wut, die Einsamkeit und was ich sonst noch alles fühlte nicht vertreiben. Mit hängendem Kopf führte ich die beiden zum einen Bett, setzte mich zuerst selber darauf und danach die Kinder mir auf die Knie. Sie hatten bisher geschweigen, obwohl ihnen die Verwirrung ins Gesicht geschrieben stand. So hatten sie ihren Vater noch nie gesehen. Mit verweinten und blutunterlaufenen Augen, schlafen Mundwinkeln, schwacher und zittriger Stimme und auch sonst einfach nur am Boden zerstört.

„Isabella.“ Ich schaute meine grosse Kleine an. „Jethro.“ Ich schaute dem noch jungen Jungen in die Augen. „Val, eure Mutter, wie du gesagt hast Isabella, kommt nicht mehr nach Hause. Sie ist in einen ewigen Schlaf gefallen und wird nie mehr aufwachen.“
„Ist Mama tot?“, fragte Isabella mit brüchiger Stimme. Jethro hatte mich einfach nur angeschaut und in seiner Nase gebohrt. Er schien nicht verstanden zu haben, bis Isabella die Frage gestellt hatte. Da hörte er auf zu bohren und starrte seine Schwester mit in der Nase steckendem Finger an.
„Ja, Ma…“ Ich zögerte. Ich hatte es gerade erst erfahren und noch nicht selber laut ausgesprochen. Die Schlaf-Metapher für Kinder war ein feiger Versuch, der Tatsache nicht ins Auge sehen zu müssen. Isabella zwang mich allerdings dazu, das Kind beim Namen zu nennen. Allerdings nicht, ohne nochmals leer zu schlucken: „Ja, Mama ist tot.“

Die Zwillinge verstanden diese Worte bereits besser als mir lieb war. Auch sie waren am Boden zerstört. Ebenso Nancy, die das Gespräch mit verfolgte und still weinte. Doch sie war Profi genug und liess mich und die Zwillinge als Familie alleine trauern. Auch wir weinten. Mit meinen Kindern im Arm, deren Gesichter ich gegen meine Brust drückte, weinte ich erneut stundelang, wie es mir schien…

Irgendwann endete auch diese Weinorgie. Aber es gab noch mehr zu informieren. Ich setzte mich an den Schreibtisch, öffnete die Komm-Verbindung und verlangte vom Kommunikationsoffizier eine Verbindung zur Erde, nach Colborne, Kanada. Während dieser sich um eine Verbindung zu meiner Mutter bemühte, fragte ich mich, wie viel ich noch ertragen musste. Zuerst mein Vater und nun Val. Aber auch Scham mischte sich in meine Gefühlswelt. Wieso traf mich der Verlust von Val so viel härter als der Tod meines Vaters? Wieso waren meine Trauer, meine Wut, meine Hilflosigkeit, mein Schmerz und die Leere jetzt so viel grösser?

„Hallo Schatz, was für eine an… ge… neh… me…“, meine Mutter geriet ins Stocken als sie mich sah. Ich musste ein schreckliches Bild abgeben und die Mutterinstinkte trafen wie immer praktisch ins Schwarze: „Was ist los? Geht es den Zwillingen gut?“
„I… ihnen… schon“, stotterte ich zusammen bevor meine Stimme wieder versagte.
„Ist mit dir etwas nicht in Ordnung?“ Panik schwang in der Stimme meiner Mutter mit.
„Nein… Ja! … es ist… Val ist tot“, liess ich die Bombe nach sinnlosem Gestotter platzen. Meine Mutter zog hörbar den Atem ein und schaute mich entsetzt an. Aber sie sagte kein Wort. Bei mir öffneten sich bereits wieder die Schleusen. Widerstand war zwecklos…

Das restliche Gespräch war kurz. Meine Mutter versuchte vergeblich mich zu trösten. Ich wollte nicht getröstet werden. Ich wollte in meiner Trauer, in meinem Schmerz aufgehen. Meine Mutter verstand es zuerst nicht. Das änderte sich als sie schliesslich doch noch vor der Hochzeitseinladung erfuhr, dass Val und ich verlobt gewesen waren. Irrelevant inzwischen.

Nach dem Gespräch hatte ich mich auf das Sofa zurückgezogen. Nun lag ich hier mit angezogenen Beinen und schluchzte erneut, während Nancy versuchte, Isabella und Jethro zum Schlafen zu bewegen. Sie wollten zwar bei mir sein, aber ich war noch nicht stark genug, um für sie dazu sein. Ich war in einem Nebel aus Trauer und Schmerz gefangen und fragte mich nur: Wieso? Wieso nur musste sie sterben?

Diese Frage liess mich nicht mehr los. Meine Gedanken kreisten nur noch um diese Frage und um die Umstände von Vals Tode, die ich immer noch nicht kannte. Ich wusste nur eines: Egal was Kirilenkova gesagt hatte, die Jem’Hadar waren schuldig. Und langsam durchdrangen zwei andere Gefühle den Nebel aus Trauer, Schmerz und Einsamkeit:

Wut und das Verlangen nach Rache…
Cdo Jason Anthony Hawk
CO G-001 New Hope

Chars:
Cmdr Svetlana Fjodorowna Kirilenkova (DXO)
Lt Jason Anthony Hawk (SCI)
MCPO Mercury Hathaway (MED)

BildBildBildBild
BildBildBildBild
Antworten