Personen: einige Cameos

NPCs: Vanessa
Wörter: 1‘480
Titel: eine verhängnisvolle Affäre…
=A= G-001 New Hope – OCS (Operation Controll Science) – Deck 2 – Büro Kirilenkova =A=
Die Tür zu meinem Büro schloss sich hinter mir. Ich verriegelte sie, damit ich ungestört sein würde. Ich hatte Goblin angewiesen, dass ich nicht gestört werden wollte. Ich musste mit jemandem sprechen und hier an Bord kannte ich niemanden, mit dem ich darüber sprechen konnte. Aber es gab jemanden auf einer anderen Station.
„Tomson an Kirilenkova. Die Verbindung zu Starbase 98 Resolution steht.“
„Danke, Petty Officer“, erwiderte ich und schloss die Verbindung zur OPS, während ich mich an meinen Schreibtisch setzte. Mein Bildschirm fuhr aus der Tischfläche und auf dem Bildschirm erwartete mich ein bekanntes Gesicht. „Lieutenant Bator, passen Sie auf, dass Sie nicht zum Inventar der Resolution werden!“
„Das bin ich doch schon, Commander, und es kann nicht jeder so flüchtig sein wie Sie.“
Ich lächelte.
„Sie haben sich noch nie versteckt und sich immer getraut Ihre Meinung zu sagen.“
„Wenn Sie wüssten…“, lachte Bator auf. Daraufhin erklang aus dem Hintergrund plötzlich eine andere Stimme, eine ebenfalls vertraute Stimme.
„Wer lässt Sie denn so lachen, Lieutenant?“
„Commander Kirilenkova ist in der Leitung“, sagte Bator zur Person, welche irgendwo ausserhalb des Bildes stand. Allerdings nicht lange. Auf die Nennung meines Namens hin, erschien kurz darauf ein vertrautes Gesicht neben Bator auf dem Bildschirm:
„Oh, Svetlana. Ein neuer Look oder sind die Verhältnisse im Gamma-Quadranten so zum Haare raufen?“
„Das nennt sich Burning-Look. Ist gerade total in im Gamma-Quadranten. Ich bin sicher, der wird sich schon bald auch auf der Resolution durchsetzten“, antwortete ich etwas keck meinem früheren Captain.
„Hoffentlich nicht! Er steht Ihnen nicht besonders“, antwortete Manu offen und direkt, wie ich es von ihm gewohnt war.
„Wem sagen Sie das“, seufzte ich und wechselte dann ziemlich offensichtlich das Thema. „Wie läuft es mit ihrem neuen Ersten Offizier?“
„Er ist noch langweiliger als Sie. Er will mich nicht einmal mit der Horizon auf Missionen fliegen lassen…“, war es nun Manu, der seufzte.
„Das lassen Sie hoffentlich nicht mit sich machen.“
„Keine Sorge. Ich liess mich nur von Ihnen bremsen“, versicherte mir Manu mit einem Augenzwinkern. Er hatte sich auch von mir nicht bremsen lassen. „Und wenn man vom Teufel spricht: Ich muss wieder um mein Recht kämpfen, mein Schiff kommandieren zu dürfen.“
„Viel Erfolg, Manu, und auf bald!“
Manu nahm den Gruss mit einer angedeuteten Verbeugung entgegen und verliess danach den Bildschirm. Es war mir leichter gefallen, mit ihm zu sprechen, als ich gedacht hätte nach den letzten Ereignissen. Nun gut, mein Leben war nun auch fast wieder etwas gefestigter. Um es gänzlich zu festigen, hatte ich dieses Gespräch ja angemeldet. Bator hatten den Bildschirm wieder für sich. Vorhin war sie praktisch nicht zu sehen gewesen, weil sich Manu vor sie gebeugt hatte.
„Mit wem darf ich Sie also verbinden, Commander?“
„Der Kleiderboutique Áluinn auf der Hauptpromenade.“
„Gerne.“
Bator parkte meine Verbindung und ich sah vorübergehend das blauweisse Emblem der Föderation. Ich ertappte mich dabei, wie ich etwas gedankenverloren auf ein Modell der Resolution schaute, welches in meinem Büro stand. Es war mein erster wichtiger Posten gewesen, abgesehen von meiner Zeit als Dozentin an der Sternenflottenakademie. Manchmal dachte ich wehmütig an die Zeit auf der Station zurück. Der Wechsel auf die New Hope war ohne Zweifel ein karrieremässiger Rückschritt gewesen, auch wenn ich gleich zu Beginn zweimal das Kommando inne gehabt hatte. Aber ich war nie einer dieser karrierefixierten Offiziere gewesen. Wahrscheinlich war ich deshalb soweit gekommen. Aber wahrscheinlich würde ich genau auch deswegen nicht weiter kommen…
„Svetlana-a…! Hallo-o…!“
Völlig überrascht starrte ich auf den Bildschirm. Vanessa schaute mich von dort an und ich konnte sehen, dass sie mich schon mehrmals gerufen hatte. Das war auch ihrer Stimme deutlich zu entnehmen gewesen.
„Hallo Vanessa. Entschuldige, ich war gerade etwas abwesend…“
„Hat es etwas mit dem Grund zu tun, weshalb du mich rufst?“, fragte sie und schaute mich leicht verärgert an.
„Ähm… naja… ich hatte einfach etwas über mein Leben nachgedacht.“
„Über die Freunde, die du mit deinen Versetzungen einfach hinter dir gelassen hast?“
Der Vorwurf war unüberhörbar und so langsam dämmerte mir, dass ich sie bisher noch nie kontaktiert hatte, seit ich auf der New Hope angekommen war. Erst jetzt, wo ich ihre Hilfe brauchte.
„Es tut mir leid, Vanessa. Ich bin immer noch nicht richtig angekommen. Immer wenn sich alles etwas beruhigt, platzt ein neuer Elefant in den Porzellanladen meines Lebens.“
„Und kaum hast du keine Haare mehr, bist du damit überfordert.“
Ich verzog verärgert das Gesicht. Ich wurde wirklich nicht gerne auf meine momentane Glatze angesprochen. Bei Manu hatte ich es noch ertragen können, aber jetzt war es zu viel und das machte ich mit mehr Vehemenz in der Stimme klar, als ich beabsichtigt hatte:
„Okay, das habe ich vielleicht verdient. Aber bitte, kein Wort mehr über meine Haare!“
„Also gut, dann rufst du sicher wegen Harley oder wegen Nadja.“
„Du kennst mich einfach zu gut“, lächelte ich leicht. „Es sind beide. Ich habe einen Fehler gemacht, als ich Nadja wieder getroffen habe.“
„An den Fehler kann ich mich erinnern. Du hast es Michelle nie gesagt, oder?“
„Nein, habe ich nicht. Und auch Harley nicht. Aber das muss ich jetzt bei Harley vielleicht ändern.“
„Vielleicht?“, Vanessa beäugte mich misstrauisch. Im Hintergrund konnte ich einen genervten Kunden sehen, der wahrscheinlich gerne bedient worden wäre.
„Nun ja, Nadja hat eine ansteckende Krankheit, die sich bei Geschlechtsverkehr überträgt. Sie liess mir das über einen Mittelsmann mitteilen und ist wieder untergetaucht. Ich glaube, sie hatte es schon gewusst, als ich bei ihr war. Ob sie mir etwas auswischen wollte oder nicht, weiss ich nicht…“
„Und du willst es Harley nur vielleicht sagen?“, fuhr mir Vanessa leicht entrüstet dazwischen. „Du musst es ihr sagen und Michelle gleich auch!“
„Nein, muss ich nicht. Ich war noch nicht fertig“, antwortete ich leicht gereizt, weil es mir immer noch nicht leicht viel darüber zu sprechen. „Nadja hat mich zwar angesteckt und die Krankheit kann jederzeit ausbrechen. Aber sie ist derzeit noch inaktiv und ich habe ein Gen, welches verhindert, dass ich die Krankheit an andere übertragen kann.“
„Du hast dich von einem anderen Arzt als Harley untersuchen lassen?“, schlussfolgerte Vanessa dieses Mal richtig und ignorierte die restliche Geschichte vorerst.
„Genau, und das hat sie jetzt herausgefunden und will natürlich wissen, wieso ich das getan hatte. Aber ich konnte ihr doch nicht sagen, dass ich sie vielleicht unbewusst mit einer ansteckenden Krankheit angesteckt hatte…“
Ich klang leicht verzweifelt und das gefiel mir gar nicht. Ich hoffte, das war das falsche Alter und ich würde das in Zukunft verhindern können. Ich hasste es verzweifelt zu sein. Das hiess immer, dass ich nicht in der Lage war, eine Situation alleine zu meistern. Und ich verabscheute es wiederrum hilflos zu sein.
„Du musst reinen Tisch machen“, riet mir Vanessa. Irgendwie hatte ich das gewusst, wollte aber wohl noch eine Bestätigung. Danach unterhielten wir uns noch über Vanessa. Der Gast im Hintergrund hatte das Geschäft irgendwann genervt verlassen.
=A= G-001 New Hope – Deck 349 – Hauptkrankenstation – nächster Morgen =A=
Harley führte Sturm und mich in Richtung der Isolationskammern. Gerade weil sie nicht an der Alterungskrankheit litt, wollte sie sich nicht mit dem rigelianischen Fieber infizieren. Das konnte ich durchaus nachvollziehen. Während ich Harley folgte, viel mein Blick auf mein Spiegelbild in einer gläsernen Trennwand. Dabei sah ich die mir bekannte Svetlana. Die Svetlana mit langem vollem Haar.
Ich war Harley wirklich dankbar dafür. Eigentlich war ich ja überhaupt nicht eitel. Auch was meine Haare betraf. Ich trug sie, wie sie sich gerade schnell herrichten liessen. Hochgesteckt. Als Pferdeschwanz. Natürlich offen, wie ich sie am liebsten trug, wenn auch selten im Dienst. Oder in Ausnahmefällen auch als Dutt. Nicht immer jeden Tag gewaschen. Aber gar keine Haare zu haben, hatte mich verrückt gemacht. Und so freute ich mich ehrlich über die Perücke. In diesem einen Fall hatte ich kein Problem damit, eitel zu schein. Schämte mich nicht dafür.
Vor „meiner“ Isolationszelle rüffelte mich Harley, weil ich zu Quingon gegangen war. Doch sie schien keine Antwort zu erwarten. Mit dem Hypospray jagte sie mir die Viren in den Hals und aktivierte dann das Kraftfeld des Isolationsbereiches, welches uns nun trennte.
Ich hätte gerne gewusst, wie die Durchsuchung der Jem’Hadar-Schiffe lief, aber ich hatte kein Computerterminal zur Verfügung. Das hatte mir ein schneller Blick gezeigt. Ich wollte auch nicht, die OPS über meinen Kommunikator rufen, um so auf dem Laufenden zu bleiben. ch’Thane und Jall hatten das schon im Griff und ich andere Probleme. Als ich wieder zum Kraftfeld schaute, stand da immer noch Harley in abwartender Haltung.
„Du willst jetzt über meinen Besuch bei Quingon sprechen?“, fragte ich sie.
„Ja, jetzt kannst du mir nicht abhauen und ein Komm-Ruf kann dich auch nicht retten“, erwiderte Harley und als sie die Hände in die Hüften stemmte, merkte ich, dass sie leicht gekränkt war, weil ich nicht zur ihr gekommen war. Ich seufzte und begann ihr ein weiteres Mal von Nadja zu erzählen…