Personen: McMannis
Thema: Krankenhausaufenthalt beendet
Wörter: 762
Als erstes nahm ich den Geruch von Desinfektionsmitteln war. Wir waren zwar schon lange aus dem Zeitalter stinkender Chemie heraus, trotzdem haftete einer Krankenstation immer dieses eigentümliche Aroma an. Vielleicht war es auch gar kein Desinfektionsmittel, sondern der typische Geruch von Krankheit, Leid, Tod, menschlichen Ausdünstungen, Blut und diversen anderen menschlichen und humanoiden Körperflüssigkeiten. Als ich die Augen öffnete, fiel mein Blick auf Ensign McMannis, der mit einem desinteressierten Gesichtsausdruck über mir hing und scannte, was das Zeug hielt. Dabei nuschelte er leicht unverständliche Sachen vor sich hin. Etwas, dass sich wie ‚Schmierfink müsste man sein’ anhörte. ‚Und ich dachte immer, Halbgötter in Weiss sind attraktiver als Schlagzeilen-Sucher’ Mittlerweile hatte er mir den Rücken zugewandt und befasste sich mit meinen Beinen. Interessiert schaute ich ihm dabei zu, hob den Kopf ein wenig und versuchte zu deuten, was er an meinen Füßen zu diagnostizieren wünschte. Ich litt weder unter Hühneraugen noch unter Hornhaut.
„Also, Doc, wie siehts aus?“, fragte ich ihn schließlich, als ich dachte, seine medizinische Examinierung wäre beendet. Er zuckte zusammen. Offenbar war er derart in seiner Arbeit vertieft gewesen, dass er nicht einmal bemerkt hatte, dass ich wach war. Er drehte sich um, fingerte einen Tricorder vom Tisch neben sich und hielt ihn mir ans Ohr.„Hören Sie das?“
„Ja“ antwortete ich.
„Was hören Sie?“
„Ein Piepsen.“
„Und was könnte das bedeuten?“
„Dass der Tricoder funktioniert?“
Er sah mich leicht säuerlich an, drehte sich um und ging ohne ein Wort davon. Zu gern hätte ich ihm ein ‚Weitermachen’ nachgerufen, aber es hatte den Anschein, dass der junge Geselle andere Sachen im Kopf hatte, die in meiner Jugend vielleicht auch einmal ein interessantes Hobby dargestellt hatten.
Mein Schädel brummte. Sonderbarerweise war das das Einzige, was ich zu bemängeln hatte. Um meinen Zustand zu testen, setzte ich mich auf und schwang die Beine über die Liege. Kein Schwindel, kein Schwarzwerden vor Augen. Alles schien in Ordnung. Ich stellte mich hin, bewegte den Kopf hin und her, aber die Kopfschmerzen waren das einzige. Ich hielt eine Schwester an, die gerade an meiner Liege vorbeihuschen wollte, indem ich einfach den Ärmel ihres Kittels schnappte.
„Was ist passiert?“ fragte ich.
Bevor die Schwester antworten konnte, erschien Lieutenant Commander Nlak.
„Wir haben Sie und Mister Hathaway vom einem der Schiffe unserer Gäste hier her gebracht“, erklärte er. „Ein Sicherheitsteam hat Sie dort gefunden. Ich nehme an, Sie können uns den Grund dafür erklären.“
„Mit dem größten Vergnügen“, erwiderte ich, von neuer Arbeitswut erfasst. „Officer Hathaway und ich haben die Ergebnisse des Jem’Hadar Patienten analysiert und wir sind auf einen ganz außergewöhnlichen Umstand gestoßen.“ Ich hatte die Tür zur Krankenstation schon erreicht, vergewisserte mich nur kurz, dass ich den Commander noch immer im Schlepptau hatte, während ich mich auf den Weg ins Labor begab.
==A== LABOR ==A==
„Stern hat also tatsächlich den Jem’Hadar töten wollen“, stellte Nlak fest. Ich nickte.
„Nicht nur das, Commander. Wenn Sie sich den Ablauf der Experimente ansehen….hier!“ Ich deutete auf eine Kolonne von Zahlen. „Genau hier hat es angefangen. Ab da sieht es so aus, als wäre jede einzelne Aktion nur darauf ausgelegt, das Experiment zu sabotieren. Es wurden Daten gelöscht oder manipuliert, Forschungsergebnisse umgeschrieben, Spuren verwischt. Ich hab das zunächst nicht verstanden, aber wenn man sich Sterns Forschungen ansieht… Und seine Vorarbeit. Das hat einfach nicht mehr mit dem hier zusammengepasst.“
Nlak nickte bedächtig langsam.
„Ich nehme an, Stern hat eine Gefahr in uns gesehen und deshalb..“ Ich griff an meinen Hinterkopf. „…wollte man uns vermutlich aus dem Weg haben.“ Ich schüttelte den Kopf und sah meinen Vorgesetzten an.
„Ich muss zugeben, ich verstehe es noch immer nicht.“
So etwas Ähnliches wie ein mitleidiges Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
„Wir haben auf dem Jem’Hadar Schiff nicht nur Sie und Officer Hathaway gefunden“, sagte er schließlich. „Sondern auch Professor Dr. Stern. Den Echten, nehme ich an.“
„Den Echten?“
Er nickte.
„Soll das heißen, es gab zwei?“
Wieder ein Nicken.
„Es sieht ganz danach aus, als wäre unser Professor Stern an dieser Stelle“, er deutete auf die von mir zuvor angegebene Zahlenkolonne „gegen einen anderen ausgetauscht worden. Und dieser hat dann die Experimente sabotiert.“
„Gehe ich recht in der Annahme“, sagte ich, „dass man einen derartigen Austausch vorgenommen hat, weil die Experimente des richtigen Stern erfolgreich waren?“
„Das wird sich noch zeigen, Lieutenant.“
Er hielt mir die Hand hin. Ich wusste, was er wünschte, ohne, dass er es hätte in Worte packen müssen. Ich spielte ihm die Daten auf ein Padd – diesmal unverschlüsselt – und er machte sich auf den Weg – vermutlich zur OPS. Die Bürokratie war vermutlich doch die einzige Konstante im Universum.