NH – Lt Jason A. Hawk – SCI – RPG 21 Log 09 – 14‘259.0103
Personen: Anselm Stern, Shore „Pi“ Piebald, Artis Sawan`Vrel, Valeris A. Advena
NPCs: Akiel ch’Thane, Isabella + Jethro Shadows, Nancy
Wörter: 1‘606
Titel: Träume ich?
=A= Führungsschiff des Dominion =A=
„Professor Stern?!?“, sagte ich verwirrt, als ich den Professor in dem falschen Labor sah. Noch verwirrter als ich war allerdings Stern selber. Sein Blick wanderte zwischen mir und einem weiteren Jason Hawk hin und her, der in diesem falschen Labor stand.
„Jason?!?“, wandte sich Stern schliesslich mit demselben verwirrten Tonfall an mich, mit welchem ich ihn angesprochen hatte.
„Pi?!?“, ergänzte Pi neben mir, um nicht gänzlich vergessen zu gehen.
Erst seine Stimme erinnerte mich an seine Anwesenheit und wieso ich eigentlich auf diesem Schiff war. Doch die Entdeckung von Professor Stern hatte mich meine Rachgelüste kurzzeitig vergessen lassen. Ich war kurz versucht, Stern einfach mitzunehmen und die nächsten Kröten zu suchen und zu pochierten Froschschenkeln zu verarbeiten. Aber diese unerwartete Entwicklung war zu verlockend, um sie nicht weiterzuverfolgen.
„Seit wann sind Sie hier, Professor?“ Stern schaute mich leicht fragend an und erinnerte mich an die hier vorliegende Ausgangslage. „Ist Ihnen überhaupt bewusst, dass Sie sich an Bord eines Schiffes des Dominions befinden?“
„Nein, ich…“, Stern zögerte, als hätte er etwas anders sagen wollen. „…ich dachte, ich sei noch auf der Station.“
„Woher wissen wir eigentlich, dass er der richtige Professor Stern ist?“, fragte mich Pi flüsternd. Guter Einwand. Es könnte einer dieser ekligen Gründer sein, den man ebenfalls töten konnte, wie ihre gezüchteten Kröten. Das musste ich wissen, um allenfalls zuschlagen zu können. Statt Pi zu antworten wandte ich mich wieder an Stern.
„Hat mein Vater bereits den nächsten Zug bei Ihrer Partie 3D-Schach gemacht?“
„Ihr Vater ist tot“, antwortete Stern nüchtern. Etwas zu nüchtern für meinen Geschmack und die Erinnerung an seinen Tod, erinnerte mich an Vals Tod. Wobei ich wohl gerade ihr Tod zu meinem Vater als Fangfrage geführt hatte. Doch nun vergass ich, dass Stern gerade seine Echtheit bestätigt hatte, sondern hatte wieder Lust darauf Körten ihre Schenkel ausrupfen und danach ihr Schiff zu sprengen.
„Was ist hier los?“, fragte plötzlich eine neue Stimme. Eine leicht knurrende Stimme als gehörte sie einem Jem’Hadar. So drehte ich mich mit dem Phaser im Anschlag blitzschnell um, bereit zu schiessen, sobald ich mein Ziel erfasst hatte. Doch plötzlich schlug jemand von oben auf meine Hand mit dem Phaser und die Waffe flog mir aus der Hand.
„Nicht!“, rief gleichzeitig Pi und ich erkannte, dass es seine Hand war. Erst danach schaute ich, wer sich da zu uns gesellt hatte und er kannte ein Sicherheitsteam, angeführt von einer Klingonin.
„Wir haben Professor Stern gefunden, Ensign“, erwiderte ich völlig gelassen. „Den echten Professor, jener auf der Station muss ein Klon oder ein Gründer sein.“
=A= G-001 New Hope – Deck 339 – Arrestzelle – Zeitsprung =A=
Die Wut war inzwischen wieder verraucht. Allerdings wäre ich gerne wieder wütend gewesen. Dann hätte ich vielleicht die Schmerzen in meinen Händen nicht gespürt. Vor allem die rechte Hand sah übel aus. Ich hatte die Wand so stark malträtiert, dass ich mir die Fingerknöchel aufgeschlagen hatte. Ein roter Striemen an der Zellenwand zeugte von meinem Wutausbruch. Bei der linken Hand waren die Knöchel nicht aufgeplatzt, aber ein paar Schürfwunden würden wohl auch hier zurückbleiben.
Nachdem ich mich an der Zellenwand abreagiert hatte, lag ich nun zusammen gerollt auf der Pritsche. Meine Umgebung nahm ich kaum noch war, weil meine Augen verklebt waren. Nach der Wut war der Schmerz zurückkehrt. Der Schmerz des Verlustes gepaart mit der Hilflosigkeit, diesen Verlust nicht mehr rächen zu können, hatten mich erneut zusammenbrechen lassen, wie vor wenigen Stunden in meinem Quartier. Deshalb hatte ich wieder bitterlich geweint, weil die Welt so unfair mit mir war.
Aber es war ja auch ungeheuerlich. Ich hatte herausgefunden, dass das Dominion Professor Stern ausgetauscht hatte. Und was machte die Chefetage? Sie steckte mich in die Brig. Was für eine absurde Entscheidung, den Held des Tages einzusperren. Ich hatte diesen Kröten eine Lektion verpasst, hatte ihre Intrige aufgedeckt und wurde dafür bestraft! Dabei war ich noch lange nicht damit fertig, in diesem Schweinestall aufzuräumen. Die Zoowärter mussten auch noch ihren Denkzettel erhalten. Am besten durch drei weitere Schiffe, die wir in ihre Einzelteile zerlegten. Jall hatte das mit der Prophecy machen dürfen. Ich wurde eingesperrt, weil ich einen Handphaser benutzte? Wahrscheinlich erhielt Jall dafür noch einen Orden und mich degradierte ch’Thane. Als hätten mich die Kröten nicht schon genug bestraft…
Die Tür zum Arrestbereich öffnete sich. Ich nahm an, es kam jemand, um Pi freizulassen. Er war ja wahnsinnig, musste Medikamente nehmen und war von mir überredet worden. Anders ausgedrückt. Auch er war völlig unschuldig und ich der Teufel in Person. Hatte sich das ganze Universum gegen mich verschworen? War ich in einem Paralleluniversum, in welchem es bereits ein Verbrechen war, Gefühle zu zeigen?
„Lieutenant Hawk“, sagte eine zackige Stimme. Ich rieb mir die immer noch verklebten Augen, um das eingetrocknete Salz los zu werden und wieder klar sehen zu können. Danach erkannte ich Commodore ch’Thane vor mir stehen. Sofort sprang ich von der Pritsche auf und nahm Haltung an. Ich würde meine ungerechtfertigte Degradierung mit Würde ertragen.
„Bringen wir es hinter uns, Sir!“
„Stehen Sie bequem, Lieutenant! Ihr Fehlverhalten besprechen wir später. Nun bin ich hier, um Ihnen etwas Erfreuliches mitzuteilen. Ihre Verlobte, Miss Advena ist nicht tot. Wir haben sie als Gefangen auf dem Führungsschiff gefunden.“
Mein Kopf war leer. Ich wusste nicht, was sagen. Ich wusste nicht, was denken. Ich wollte etwas antworten, aber ich fand keine Worte, und so stand mein Mund offen, als hätte ich eine Behinderung. Dieses Bild bestätigte der kurz drauf folgende Verlust der Kontrolle über meinen Körper. Jegliche Spannung verliess mich und ich sackte zu Boden.
Als ich da auf dem Boden sass und zum Commodore hinaufsah, dachte ich kurz, es wäre seine Bestrafung, mir falsche Hoffnungen zu machen. Aber das war die Sternenflotte und nicht das romulanische Sternenimperium. Er spielte nicht mit mir. Er meinte es ernst. Und so brach die Erkenntnis langsam durch. Val lebte. Val lebte! VAL LEBTE!
„Kann ich sie sehen?“, fragte ich plötzlich. Dieser eine Wunsch und das Wissen, dass Val lebte, waren alles, was es noch in meinem Kopf gab.
„Wenn es nach mir ginge nicht. Aber Commander Kirilenkova hat sich für Sie eingesetzt. Sobald es die Ärzte erlauben, dürfen Sie Ihre Kinder auf die Krankenstation begleiten.“
=A= G-001 New Hope – Deck 349 – Hauptkrankenstation – etwas später =A=
Isabella und Jethro rannten sofort auf Vals Biobett zu, als sie sie sahen. Nancy hatte sie bereits darauf vorbereitet, dass Val lebte. Nancy, sie hatte die Kinder für mich vorbereitet und hierhergebracht. Sie würde sie nachher auch wieder zurück in unser Quartier bringen, während ich wieder in die Arrestzelle musste.
„Das war eine einmalige Ausnahme, dass ich dieses Shampoo benutzte“, mäkelte Nancy neben mir, während ich sah, wie die beiden Kinder sich sofort an Val schmiegten.
„Wie Sie meinen“, sagte ich beiläufig, weil ich ihr eigentlich gar nicht zugehört hatte. Ich wartete nur auf das Okay, auch endlich ans Biobett treten zu dürfen.
Wieso stürmte ich nicht los? Wieso fielen mir die letzten paar Schritte zum Biobett so schwer? Wahrscheinlich wegen der Handschellen, die meine Hände auf den Rücken fesselten. Aber auch die vergass ich, als ich vor Val stand. Ich schaute in ihr Gesicht runter und wusste, jetzt war alles wieder gut. Ein letzter Funken Unsicherheit blieb, während ich sie so anschaute. Zweifel, ob das alles real war. Genau dasselbe sah ich auch in ihren Augen. Sie schien der ganzen Situation nicht zu trauen. Was hatten diese Tiere nur mit ihr angestellt?
„Daddy! Daddy!“, drängte sich Jethro in meine Gedanken, nur um gleich von Isabellas leicht wilderen Stimme abgelöst zu werden. „Es geht ihr gut! Siehst du. Sie ist nicht tot.“
„Nein“, schaffte ich es tatsächlich ein Wort herauszubringen. Noch nie in meinem ganzen Leben war ich glücklicher gewesen, mich geirrt zu haben. Meinen Kinder etwas Falsches gesagt zu haben. „Es geht ihr gut.“
Val hob ihre Hand und streckte sie nach meiner Wange aus. Doch dann zögerte sie. Ein unerklärliches Zögern. Sie musste meine Haut doch kennen und konnte sich dann sicher sein. Ich half und ging ihr entgegen. Damit durchbrach ich Vals Zurückhaltung. Sie strich mir die Haare aus der Wange und legte danach ihre Hand darauf. Es war ein unbeschreibliches Gefühl ihre Berührung zu spüren. Ihre Haut wieder auf meiner zu fühlen. Eine Träne bahnte sich den Weg die Nase runter. Val fuhr mit ihrer Hand in meinen Nacken, während ich mich zu ihr hinunter beugte und sie küsste.
Jetzt glaubte ich, dass sie es war. Jetzt glaubte ich, dass sie noch lebte. Dass es ihr gut ging. Und jetzt brachen bei mir alle Dämme. Ich löste mich nach einiger Zeit vom Kuss und legte meinen Kopf auf ihre Brust. „Ich dachte, ich hätte dich verloren“, sagte ich, während weitere Tränen über meine Wangen kullerten. Es wurden immer mehr und ich blieb vor Freude schluchzend auf Vals Brust liegen. Ich spürte, wie ihre Hand meinen Arm runterfuhr und über die Handschellen strich. Ich reagierte nicht darauf. Wollte nicht mit dieser Geschichte, den Moment des Wiedersehens zerstören.
Irgendwann hob ich den Kopf und schaute ihr in die Augen. Die Haare hingen mir wieder ins Gesicht und ich versuchte mit unbedarften Kopfbewegungen die Strähnen ausmeinem Gesicht zu werfen. Natürlich gelang es mir nicht, aber meine Hände konnte ich nicht zu Hilfe nehmen. Die waren noch immer gefesselt. Die Zwillinge waren auch keine Hilfe. Sie schienen gar nicht wirklich zu realisieren, was dieser Moment hier bedeutete und lachten einfach über die komischen Verrenkungen ihres Vaters. Val dagegen hatte Erbarmen mit mir und strich mir die Strähnen ein weiteres Mal aus dem Gesicht. Ich dankte es ihr auf meine eigene Art:
„Ich schneide die Zotteln jetzt ab. Versprochen. Noch vor der Hochzeit, die so schnell wie möglich sein sollte.“