NH–URPG Log 03 – Ens. Andrej Wolkov (DCSO) – SD: 15289.1762

Begleitschiff: USS Prophecy NCC - 202012 - Intrepid - Refit Class
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Armin Tuscher
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Mo 30. Jun 2014, 16:52

NH–URPG Log 03 – Ens. Andrej Wolkov (DCSO) – SD: 15289.1762

Personen: Faedré Delavere, Antonin Meschev (NPC)
Worte: 2018

Ich war in Gefahr, in großer Gefahr. Jetzt hieß es, kühlen Kopf zu bewahren, nichts zu überstürzen. Ich war eindeutig überlegen aber meine Taktik war unüberlegt und kurzsichtig. Es durfte so einfach nicht enden! Ich atmete tief ein und sah meinem Gegner in die Augen. Er grinste hämisch zurück. Er hat den Fehler wohl gemerkt.

Während ich mit einer Hand durch meine Haare fuhr, blickte ich an meinem Gegenüber vorbei durchs Fenster und sah die Sterne schimmern. Ich war ein schlechter Verlierer, aber diesmal kam ich wohl nicht daran vorbei. „Na gut…“ sagte ich mit einem ernsten Blick. „los komm, zieh es durch. Es ist zu spät. Das war der größte Fehler den ich bislang gemacht hab.“ Antonin, ich kannte ihn noch aus alten Zeiten an der Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg, grinste weiter. „Nun gut…“, dabei kratzte er sich am linken Ohr, „der heutige Tag wird in die Geschichte eingehen, mein lieber sibirischer Towarisch. SCHACH MATT!“

Ich erhob mich von meinem Stuhl und rückte meine Uniform zurecht. „Danke für das Spiel, Ante. Es war mir wie immer ein seelisches Fußbad, mit dir Schach zu spielen. Ich kenne so wenige, die das Spiel noch beherrschen.“, … „Die Freude ist ganz meinerseits, Andrej. Jederzeit wieder. Du weißt ja, wo du mich findest." Antonin Meschev war ein langjähriger Freund von mir. Er war Wissenschaftler, bis er auf die Idee kam, Bilder zu malen. Zugegeben, er malte wunderbare Bilder. Meistens von irgendwelchen Beeren und Blüten, aber auch manchmal Aktzeichnungen, die wirklich sehr, sehr künstlerisch waren. Mit einer seiner Aktmodelle hatte ich vor gar nicht allzu langer Zeit eine kurze, aber heftige Affäre. Dass sie während dieser Zeit einen Freund hatte, erfuhr ich erst danach. Sein zweiter Job war Blumenverkäufer. Und das hielt ihn auch über Wasser, wenn es mit seinen Werken einmal nicht so gut lief.

Nachdem ich meinen Freund noch zur Tür begleitet hatte und als ich mich dann alleine in meinem Quartier befand, überlegte ich mir, wie ich noch die Zeit bis zum Abend totschlagen könnte. Ich entschied mich, noch etwas Sport zu betreiben. Da ich Tischtennis liebte, begab ich mich zu einem der Holodecks. Es war schon gut, Offizier zu sein. Da hatte man schon so manche Vorteile. Ich startete ein Programm mit einem computergenerierten Gegner und betrat das Holodeck. Es war, obwohl ich wirklich gern Tischtennis spielte, Jahre her, dass ich es das letzte Mal gespielt hatte. Dementsprechend frustrierend war der Anfang. Allerdings habe ich auch die erste Partie gegen einen „guten“ Gegner nur 21 zu 17 verloren. Die weiteren Partien gewann ich allesamt, war aber zu faul, das Programm auf eine höhere Schwierigkeitsstufe zu stellen. Ich spielte wie ein Besessener und merkte, wie mich das Spielen von den Alltagsanspannungen befreite. Es war zwar schweißtreibend, aber ich fühlte mich richtig wohl. Ich hatte das Gefühl, ich könnte Bäume ausreißen.

Rechtzeitig merkte ich aber, dass ich an diesem Tag noch andere Dinge vor hatte als Tischtennis zu spielen. Ich ging also in mein Quartier zurück, stellte mich unter die Wasserdusche und genoss das lauwarme Wasser für einige Zeit. Währenddessen überlegte ich mir, was ich zu meinem Date mit Faedré anziehen sollte. Die Überlegungen dauerten allerdings nicht wirklich sehr lange. Ein schöner schwarzer Smoking mit einem roten Taschentuch, dazu ein weißes Hemd und eine Krawatte in Farbe des Taschentuchs. Nachdem ich mich trockengerubbelt hatte, öffnete ich meinen Schrank und er hing vor mir. Seit meiner Promotion zum Doktor der Physik hatte ich dieses Stück Stoff nicht mehr getragen. Ich nahm ihn heraus. Der schwarze Stoff glänzte im Licht der Quartierbeleuchtung. Er hat sich in den vielen Jahren nicht verändert. Langsam zog ich meine Uniform aus und schlüpfte in den Smoking. Mit Erleichterung stellte ich fest, dass er wie angegossen passte – ich schien also nicht an Gewicht zugelegt zu haben – nicht dass ich das nicht schon wusste… die letzte Kontrolluntersuchung war noch nicht lang her.

Während ich an einigen Stellen des Anzugs zupfte und mich daran machte, die Krawatte zu knoten, dachte ich daran, eine außertourliche Kontrolluntersuchung bei Faedré zu beantragen. Was sie wohl davon halten würde? Ich richtete das Taschentuch zurecht und schloss die Knöpfe des Smokings. Der Blick in den Spiegel erinnerte mich ein wenig an James Bond, einer Buch- und Filmfigur des 20. und 21. Jahrhunderts. Der Protagonist war ein Geheimagent im britischen Geheimdienst und auch meistens so adrett gekleidet – in jeglicher Situation. Ich musste grinsen. „Mein Name ist Wolkov, Andrej Wolkov“… Im Angesicht dessen, dass ich Russe war, klang das schon fast ironisch. Ich räusperte mich als ich merkte, dass ich mit mir selbst redete.

Ich frisierte mich noch, gab einen Hauch Gel in meine Haare, genau so viel, dass es nicht auffiel und betrachtete nun das Gesamtmeisterwerk im Spiegel. Ich war schon ein fescher Kerl… Und ja, ein bisschen Selbstwertgefühl darf man schon haben…. Ein Blick auf den Chronometer gab mir den Hinweis, dass es an der Zeit war, sich in Richtung Quarks zu begeben. Die Zeit, die ich brauchte, um am Promenadendeck beim Blumenladen noch die schönste aller risanischen Rosen auszusuchen, hatte ich allerdings schon mit einberechnet. Da ich den Besitzer des Ladens ja kannte, wusste ich, dass mir die schönste aller risanischen Rosen bereits reserviert wurde, die mit der letzten Lieferung an Bord gekommen ist.

Im Blumenladen angekommen, schwirrte eine von Antonins Verkäuferinnen sofort um mich herum. Sie war eine hübsche, aber vermutlich unvereinigte Trill. Ich hatte irgendetwas in mir, was mich beim Blick in die Augen eines Trill erkennen ließ, ob er vereinigt war oder nicht. Die Trill musterte mich auffällig. „Ohhhhh, so gutaussehende Herren betreten selten unseren Laden. Aber das stimmt mich gleichzeitig auch traurig, denn wenn ein Mann Blumen kauft, dann hat er meistens eine Liebste, der er diese Blumen schenkt.“ Die Trill blickte mich gespielt schmollend mit entsprechendem Mund an. Wäre ich in einer anderen Situation gewesen und hätte es Faedré nicht gegeben…. Ich vertrieb den Gedanken. „Ist Antonin hier?“, frage ich das Mädchen. „Nein, im Moment nicht, er wollte noch eine Runde Squash spielen gehen.“ – „Nun denn, hat er erwähnt, dass für mich, Andrej Wolkov, eine risanische Rose beiseite gelegt wurde?“ Der Blick der Trill leuchtete auf. „Risanische Rosen sind wunderbare Blumen“, sprach sie. Da konnte ich ihr nur beipflichten. „Ja, Mr. Meschev hat eine wirklich wunderschöne Rose auf die Seite gelegt. Warten Sie bitte, Mr. Wolkov.“

Während die junge Trill auf der Suche nach meiner Rose war, betrachtete ich den Laden genauer. Vielerlei Blumen und Blüten überall, exotisch und weniger exotisch und an den Wänden eine Großzahl an verschiedenen Bildern, vermutlich alle von Antonin selbst gemalt. Die Trill kehrte zurück, in der Hand die größte und prächtigste risanische rote Rose, die ich je gesehen habe. „Wow, ich bin sprachlos, da hat sich Ante aber Mühe gegeben.“ – „Ja, das denke ich auch. Gefällt Sie Ihnen?“ – „Oha und ob sie mir gefällt. Wieviel kostet sie?“ – „Ahm, Mr. Meschev meinte, ich kann sie Ihnen so geben.“ Ich lächelte. „In diesem Fall, Miss, richten Sie meinen Freund die allerbesten Grüße aus und vielleicht lasse ich ihn beim nächsten Schachspiel noch einmal gewinnen.“ Dabei zwinkerte ich, drehte mich um und verließ den Blumenladen.

Es war noch ein ziemlich langer Weg vom Blumenladen zu Gamma Quadrant Quarks. Aber dank Turbolifts und anderer Annehmlichkeiten, dauerte es nur wenige Minuten… Schließlich kam ich bei Quarks an. Dieser Quark hatte wohl auch überall seine Finger im Spiel. Der Name war mir nämlich alles andere als unbekannt. Jaja die Ferengi…. Ich sah Faedré bereits von weitem ein Stückchen neben dem Eingang stehen und in mehrere Richtungen blicken. Ihr Kleid… ich hörte kurz auf zu atmen. Es war sehr figurbetont und zeigte auch einiges. Ein langer Schlitz erlaubte mir Einblicke auf ihre Beine. Ich schluckte. Ich kam näher, sie blickte mich an, wir begannen beide gleichzeitig zu lächeln. Es wurde wieder warm, mein Herz klopfte bis zum Hals… Schließlich stand ich vor ihr, nahm ihre Hand und hauchte einen angedeuteten Kuss auf ihren Handrücken „Au chante, Mademoiselle…“, ich blickte ihr tief in die Augen. „Oder soll ich lieber sagen Добрый вечер? Guten Abend?“ Sie lächelte ein wenig verlegen. Ich bot ihr sofort meinen Arm an, wo sie sich nach kurzem Zögern einhakte.

Als wir nach wenigen Metern bei der Eingangstür ankam ging ich ihr voraus, öffnete die Tür und betrat das Lokal. Laut Knigge war es üblich, dass der Herr als erstes ein Lokal betrat, um vorher die „Luft im Lokal zu schnuppern“ und zu erkennen, ob das Lokal für die weibliche Begleitung geeignet war. Sie trat nach mir ebenfalls ein und auf dem Weg zum Platz ließ ich ihr schließlich den Vortritt, was sich absolut nicht als Fehler herausstellte. Das rückenfreie Kleid zeigte ihren wunderbaren Rücken, der von einer kunstvollen, großen Tätowierung geziert wurde. Ich konnte den Blick nicht davon lassen und ich spürte, wie ich unter meinem Smoking leicht zu schwitzen begann.

Der Kellner, der uns zu unserem Tisch brachte, war ebenso schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war. Ich rückte Faedrés Stuhl zurecht und sie nahm Platz. Ich konnte keine Sekunde den Blick von ihr lassen. Schließlich setzte ich mich ihr gegenüber und dann überreichte ich ihr die majestätische Rose. Faedré blickte die Rose eine Weile mit großen Augen an. „Oh vielen Dank, Andrej…“ Aus dem Nichts erschien wieder der Kellner, der uns eine mit Wasser gefüllte Vase brachte. Er blickte uns an. „Was darf es denn zum Trinken sein, vielleicht etwas romulanisches Ale?“ Irgendwie fand ich diesen Satz nicht ganz so lustig wie unser ferengischer Freund, aber das trübte meine Laune nicht. Ich saß der wohl schönsten Frau der ganzen Station gegenüber. Ich entzog mich kurz dem Blick von Faedré und blickte den Kellner an. „Am besten eine Flasche Ihres besten Cabernet Sauvignon. Am besten Jahrgang 2340.“ – „Ah, ein Kenner!“; meinte der Ferengi. Weine wurden immer noch nach den alten christlichen Jahreszahlen datiert. Der 2340 Cabernet Sauvignon war ein besonders intensiver Jahrgang und kostete entsprechend. „Das wird aber nicht billig…“, meinte der Ferengi. Ich räusperte mich. „Nun, mein Herr, Geld spielt keine Rolle.“ In dem Moment als ich das sagte, bereute ich das schon. So etwas gegenüber einem Ferengi? Ich seufzte unhörbar.

Der Wein war wirklich einzigartig, er schien auch Faedré sehr gut zu schmecken. Wir bestellten im Laufe des Abends dann sogar noch eine zweite Flasche. Ich bereitete mich innerlich bereits darauf vor, in Zukunft in ärmlicheren Verhältnissen zu leben. Unser Essen war auch einzigartig gut. Meine Ente Barbarie mit Orangensauce war exzellent. Auch Faedré schien ihr Essen zu schmecken. Wir unterhielten uns über Medizin, über Wissenschaft, ich erzählte ihr sogar von meiner Quantensingularitätswaffe und schließlich unterhielten wir uns drüber, dass Mediziner es nicht gut finden, wenn Waffen hergestellt werden. Insgesamt war es ein wunderbarer Abend, an dem wir viel lachten und uns kennen lernten. Unsere Blicke hielten uns immer wieder minutenlang gefangen…

In einem Teil vom Quarks konnte man auch tanzen, was an und für sich etwas Besonderes war auf dieser Station. Da ich in meiner Universitätszeit ein wirklich guter Tänzer war und für die Uni-Mannschaft sogar Tanzturniere bestritt, konnte ich mich nicht mehr auf dem Sitz halten, als ich einen Tango zu hören begann. Ich stand auf und ging zu Faedrés Seite: „Darf ich bitten?“ – „Aber, ich…“, meinte sie. „Schon gut, es wird wunderbar werden, glaub mir“… zögernd stand sie auf und Hand in Hand gingen wir zur Tanzfläche. Es war wundervoll. Ein Tango, mit Faedré in meinem Arm. Ich genoss jede Sekunde dieses Abends und hoffte, dass er nie vergeht…….

„Wenn es am Schönsten ist, sollte man den Abend beenden“, meinte ich einige Zeit später zu ihr. Sie nickte lächelnd. „Danke für diesen Abend Andrej, er war wirklich wunderschön.“ – „Das kann ich nur zurückgeben, es war ein angenehmer Abend in angenehmer Gesellschaft. Ich hoffe, wir können das bald wiederholen.“ Ich stand auf, ging auf die andere Tischseite, bot meiner bezaubernden Begleitung wieder meinen Arm an und so verließen wir das Lokal. Als wir draußen angekommen sind, blickte ich ihr in die Augen und strich ihr sanft über den Oberarm. „Danke, Faedré“… ich ließ sie nicht los und unsere Augen fanden sich…..

-tbc-
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